Die 4 Frau
mir, alle beide«, sagte er. »Und ihr könnt meinetwegen versuchen, mich für dumm zu verkaufen. Mir hängt das alles nur noch zum Hals raus. Aber was soll's –keinen kümmert's.«
Als Keith das sagte, fuhr ich geschockt in meinem Stuhl zurück. Genau diese Worte – »keinen kümmert's« – hatten die Cabot-Geschwister an den Tatorten ihrer Morde an die Wände gesprüht. Wie auch der Mörder von John Doe Nr. 24 vor zehn Jahren.
»Wie meinen Sie das – ›keinen kümmert's‹?«
Keith fixierte mich mit seinen harten blauen Augen. »Sie sind doch so schlau, oder? Finden Sie's raus.«
»Nehmen Sie mich nicht auf den Arm, Keith. Es kümmert mich sehr wohl. Und ich höre ganz genau zu.«
Die Videokamera zeichnete Keiths Geständnis auf, und es war der Traum eines jeden Ermittlers. Er rückte alles raus: die Namen, die Daten, all die Details, von denen nur der Mörder wissen konnte.
Er sprach von den verschiedenen Messern, die er benutzt hatte, den verschiedenen Gürteln, er schilderte jeden einzelnen Mord, und auch, wie er Ben O'Malley ausgetrickst hatte.
»Tja, und dann hab ich ihm eins mit 'nem Stein übergezogen, bevor ich ihm die Kehle durchgeschnitten hab. Das Messer hab ich in den Straßengraben geworfen.«
Keith breitete alle Einzelheiten sorgfältig vor uns aus, wie die Karten bei einer Patience, und sie waren alle überzeugend genug, um für mehr als eine Verurteilung auszureichen. Aber es fiel mir immer noch schwer, zu glauben, dass er alle diese Bluttaten allein begangen haben sollte.
»Sie haben Joe
und
Annemarie Sarducci ganz allein getötet? Ohne einen Kampf? Sind Sie vielleicht Spiderman?«
»Allmählich fangen Sie an zu kapieren, Lindsay.« Er rutschte ein Stück mit seinem Stuhl vor, sodass die Füße über den Boden kratzten, und kam mit seinem Gesicht ganz nahe an meines heran.
»Ich habe sie mit meinem
Charme
bezaubert, bis sie sich von selbst ergeben haben«, sagte er. »Und das sollten Sie besser glauben. Ich habe allein gearbeitet.
Das
dürfen Sie dem Staatsanwalt verklickern. Jawohl, ich bin Spiderman.«
»Aber warum? Was hatten diese Leute Ihnen denn getan?«
Keith schüttelte den Kopf, als ob er Mitleid mit mir hätte. »Das würden Sie nie verstehen, Lindsay.«
»Geben Sie mir eine Chance.«
»Nein«, war seine Antwort. »Ich habe genug geredet.«
Und das war alles. Er fuhr sich mit den Händen durch sein blondes Haar, trank den letzten Schluck aus seiner Coladose und lächelte strahlend wie ein Schauspieler, der am Ende der Vorstellung seinen Applaus entgegennimmt.
Ich hätte ihm am liebsten die Faust ins Gesicht gerammt, um ihm dieses selbstgefällige Grinsen auszutreiben. Alle diese Menschen, die er brutal abgeschlachtet hatte, und es war weit und breit kein Sinn zu erkennen.
Wieso wollte er uns nicht sagen,
warum
er es getan hatte?
Es war dennoch ein großer Tag für die »Guten«. Keith Howard wurde festgenommen, bekam die Fingerabdrücke abgenommen, wurde fotografiert, in Handschellen gelegt und in die Arrestzelle gesperrt, wo er bleiben sollte, bis er nach San Francisco gebracht und vor Gericht gestellt würde.
Auf dem Weg zum Ausgang schaute ich noch in Chief Starks Büro vorbei.
»Was haben Sie denn, Boxer? Wo sind die Luftschlangen und das Konfetti?«
»Es lässt mir keine Ruhe, Chief. Er deckt seine Mittäter, da bin ich mir sicher.«
»Das ist Ihre
Theorie
. Aber wissen Sie was – ich glaube dem Kerl. Er sagt, er ist schlauer, als wir denken, und ich nehme ihm ab, dass er wirklich die große Leuchte ist, die er zu sein behauptet.«
Ich sah den Chief nur müde lächelnd an.
»Ach Mensch, Boxer. Er hat gestanden. Freuen Sie sich einfach.
Der
Käse ist gegessen. Ich will der Erste sein, der Ihnen gratuliert. Großartige Festnahme, exzellente Vernehmung. Jetzt ist es vorbei. Gott sei Dank ist es endlich vorbei.«
131
Das Klingeln des Telefons riss mich aus einem so tiefen Schlaf, dass ich zuerst glaubte, ich wäre in Kansas. Im Dunkeln tastete ich nach dem Hörer.
»Wer ist da?«, krächzte ich heiser.
»Ich bin's, Lindsay. Tut mir Leid, dass ich dich so früh wecke.«
»Joe.« Ich zog den Radiowecker zu mir heran. 5:15 stand da in roten Leuchtziffern. Der Schreck fuhr mir in die Glieder. »Bist du
okay?
Was ist los?«
»Bei mir ist alles okay«, sagte er. Seine Stimme klang beruhigend, warm und sexy. »Aber vor
deinem
Haus ist die Hölle los.«
»Kannst du das etwa via GPS erkennen?«
»Nein, ich habe gerade den Fernseher eingeschaltet.«
»Bleib
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