Die 5 Plage
Garza zwar schwer verletzt war, aber immer noch lebte, und von einem entsetzten »O Gott, so weit wollte ich nicht gehen« zu einem entschlossenen »Das Schwein muss sterben« umgeschwenkt sein.
Blutige Handabdrücke waren am Rahmen des Durchgangs zur Küche zu sehen, wo der Täter das Messer gefunden hatte.
Die Blutspritzer an der Decke konnten nur bedeuten, dass der Mörder wiederholt auf Garza eingestochen hatte, als dieser noch gelebt hatte.
Dann hatte er Garza von hinten gepackt und ihm die Kehle aufgeschlitzt. Das erklärte die Spritzer arteriellen Bluts an den Wänden.
Die Blutspur, die sich über den Teppich zog, verriet mir, dass Garza sich noch einmal aufgerappelt hatte. Er hatte versucht, die Haustür zu erreichen, vorangetrieben von seinem Überlebenswillen, doch mit seinen schweren Verletzungen war er nicht weit gekommen. Vor dem Sofa war er schließlich zusammengebrochen und verblutet.
Irgendjemand hasste Garza so sehr, dass er ihn mit einer geradezu unglaublichen Brutalität attackiert hatte. Und es war jemand, dem Garza so weit vertraut hatte, dass er ihn in sein Haus gelassen hatte. Der Täter hatte anschließend Garzas Leiche verschwinden lassen und die Haustür abgeschlossen.
Wer war es?
Das Sirenengeheul verstummte, als die Streifenwagen auf dem Rasen vor dem Haus anhielten. Ich trat hinaus auf die Veranda und rief gerade die Staatsanwaltschaft an, um eine Vollmacht für die Absicherung des Tatorts anzufordern, als ich Charlie Clapper auf das Haus zukommen sah.
Er begrüßte mich mit einem »Hey, Lindsay« und einem lässigen Winken. Eine Sekunde später hörte ich ihn sagen: »Ach du Scheiße«, während Jacobi aus der Garage trat und über den Rasen auf mich zukam.
»Garza hat zwei Autos«, sagte Jacobi. »Seine Geländelimousine steht in der Garage, aber sein Mercedes ist weg. Neben dem SUV steht noch ein anderer Wagen. Es ist eine schwarze BMW-Limousine mit persönlichem Kennzeichen. Es lautet Redhead .«
127
Ein Dutzend Streifenwagen und der Van der Spurensicherung schirmten Garzas Haus von der Straße ab. Gelbes Absperrband flatterte im Wind und schlängelte sich um das Geländer der Verandatreppe.
Ich stand im gleißenden Sonnenschein und blinzelte Jacobi an. Meine hypothetische Rekonstruktion des Mordes war keinen Pfifferling mehr wert. Wieso stand O’Maras Wagen in Garzas Garage?
Hatte sie Garza getötet? Könnte sie seine Leiche in diesen Mercedes Roadster geschafft haben? Oder war es umgekehrt gewesen?
Hatte O’Mara Garza einen Schlag mit der Kristallvase versetzt, worauf er sich mit mörderischer Gewalt gerächt hatte?
So oder so - wir hatten keine Leiche, dafür ein verschwundenes Auto, O’Maras Wagen in der Garage und einen der blutigsten Tatorte, den ich je gesehen hatte.
»Okay«, sagte ich zu Jacobi. »Wo ist O’Mara? Wo steckt Redhead ?«
Während Detectives und Uniformierte die Nachbarn befragten, funktionierten Jacobi und ich den Einsatzwagen zum Büro um. Jacobi löste eine Fahndung nach Garzas Mercedes aus, während ich in O’Maras Kanzlei anrief und ihre Sekretärin Kathy an den Apparat bekam.
Ich sah ihr scharf geschnittenes Gesicht und ihre aufwendig gestylte Frisur vor mir, als O’Maras Assistentin mir am Telefon etwas voraß.
»Maureen hat sich eine Woche freigenommen«, sagte Kathy mit vollem Mund. »Sie brauchte dringend Urlaub. Und den hat sie sich auch verdient.«
»Zweifellos. Wohin ist sie gefahren?«, fragte ich und hörte dabei die Anspannung in meiner Stimme.
»Was ist denn das Problem, Lieutenant?«
»Das ist eine Polizeiangelegenheit, Kathy.«
»Maureen hat nicht gesagt, wo sie hinwollte, aber ich kann Ihnen alle ihre Nummern geben.«
»Das wäre schon eine große Hilfe.«
Ich wählte O’Maras Handynummer und landete bei ihrer Mailbox. Ich hinterließ meine Nummer auf ihrem Pager. Und ich rief mehrmals bei ihr zu Hause an und bekam immer nur das Besetztzeichen zu hören.
Jacobi tippte O’Maras Namen in den Bordcomputer ein und rief die bei der Zulassungsstelle gespeicherten Daten ab.
Er las sie laut vor: »Maureen Siobhan O’Mara, weiß, ledig, geboren 15. 8. 73, Größe 1,75, Gewicht 69 Kilo. Ein kräftiges Mädchen«, meinte Jacobi nachdenklich.
Er schaltete den Bildschirm ein, sodass ich O’Maras Bild und ihre Adresse sehen konnte.
»Wir können in fünfzehn Minuten dort sein«, sagte er.
»Mal sehen, ob wir’s in zehn schaffen.«
Jacobi setzte zurück, schlug das Lenkrad ein und schoss mit quietschenden Reifen am
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