Die 5 Plage
Kopfschmerzen hinter dem rechten Auge.
»Ich hoffe, du bringst gute Nachrichten«, sagte ich zu Jacobi, als er in mein Büro kam und seinen breiten Hintern auf meinen Computertisch pflanzte. Conklin schlüpfte hinter ihm herein, elegant wie ein Luchs, und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türpfosten. Es fiel mir schwer, ihn nicht anzustarren.
»Schraub deine Erwartungen nicht zu hoch«, grummelte Jacobi.
»Okay, Warren. Sie sind schon im Keller. Also schieß los.«
»Wir haben über das NCIC sämtliche Polizeidienststellen der Region angemailt und ihnen alles geschickt, was wir über Caddy-Girl in der Hand haben.« Jacobis Rede wurde von einem Hustenanfall unterbrochen, eine Spätfolge der Schussverletzung in seinem rechten Lungenflügel.
»Größe, Gewicht, geschätztes Alter, Kleidung, Haarfarbe, Augenfarbe, das ganze Pipapo«, fuhr er schließlich fort.
»Haben alle überprüft, auf die die Beschreibung passen könnte«, ergänzte Conklin mit einem optimistischen Blitzen in den Augen.
»Und?«, fragte ich.
»Ein paar Teilübereinstimmungen waren schon dabei, aber keine hat der Überprüfung standgehalten. Eine gute Nachricht gibt es allerdings. Das Labor hat auf einem ihrer Schuhe einen Fingerabdruck gefunden.«
Ich wurde hellhörig.
»Ist nur ein Teilabdruck«, erklärte Jacobi, »aber immerhin etwas. Falls wir je den passenden Kerl dazu finden. Das ist bis jetzt unser großes Problem: keine Verbindungen.«
»Und was ist euer nächster Schritt?«
»Mir ist aufgefallen, dass unser Caddy-Girl eine ganz schön modische Frisur hat, Lieutenant«, meinte Conklin. »Für den Schnitt und das Färben dürfte sie gut und gerne dreihundert Dollar hingelegt haben.«
Ich nickte. »Könnte hinkommen.« Wie kam es, dass er sich so gut mit Dreihundert-Dollar-Haarschnitten auskannte?
»Wir werden uns mal bei den nobleren Schönheitssalons umhören. Vielleicht erkennt jemand sie wieder. Sind Sie einverstanden?«
»Darf ich mal das Bild sehen?«, fragte ich und streckte die Hand aus.
Conklin reichte mir das Foto der toten Frau. Ich starrte ihr hübsches Engelsgesicht an, das zerzauste blonde Haar, das weich auf den Seziertisch aus Edelstahl fiel. Ein Laken bedeckte sie bis zu den Schlüsselbeinen.
Mein Gott. Wer war sie? Und warum hatte niemand sie als vermisst gemeldet? Und wieso tappten wir vier Tage nach dem Tod des Mädchens noch immer völlig im Dunkeln?
Die beiden Beamten verließen den gläsernen Würfel, den ich mein Büro nenne, und ich rief Brenda, die sich sofort zu mir an den Schreibtisch setzte, den Notizblock aufgeschlagen auf dem Schoß.
Ich begann, ihr eine Aktennotiz über meine Besprechung mit Tracchio zu diktieren, doch es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren.
Ich wollte etwas tun heute, etwas wirklich Wichtiges . Am liebsten wäre ich mit Conklin und Jacobi losgezogen, um Caddy-Girls Foto in den »nobleren Schönheitssalons« herumzuzeigen und in den besseren Wohnvierteln nach Spuren Ausschau zu halten.
Ich hätte mir nur zu gerne die Hacken abgelaufen, um diesen Fall zu lösen.
Ich wollte etwas tun, was mir das Gefühl gab, meinen Job zu erledigen, anstatt nur hier zu hocken und alberne, nutzlose Gesprächsnotizen zu diktieren.
24
Gegen halb acht an diesem Abend rief Claire an. »Lindsay, komm doch mal eben runter«, sagte sie. »Ich muss dir was zeigen.«
Ich warf die Chronicle mit Cindys Titelgeschichte über den Municipal-Prozess in den Ablagekorb und schloss mein Büro ab. Während ich die Treppe zur Leichenhalle hinunterjoggte, hoffte ich inständig auf einen Durchbruch. Oder wenigstens einen Hoffnungsschimmer!
Eine von Claires Assistentinnen, ein ganz helles Mädel namens Everlina Ferguson, schloss gerade ein Kühlfach, in dem ein Schusswaffenopfer lag, als ich den Saal betrat. Kein schöner Anblick.
Claire wusch sich die Hände. »Gib mir noch eine halbe Minute«, sagte sie.
»Nimm dir ruhig eine ganze«, erwiderte ich.
Ich schnüffelte ein wenig herum, bis ich die Fotos von Caddy-Girl an der Pinnwand entdeckte. Mein Gott, dieser Fall machte mich wirklich fertig.
»Was sagst du zu dem Parfum, das sie getragen hat?«, rief ich Claire zu.
»Komische Geschichte. Es war nur an ihren Genitalien nachzuweisen«, rief Claire zurück. Sie drehte den Hahn zu, trocknete sich die Hände und nahm dann zwei Flaschen Perrier aus dem kleinen Kühlschrank unter ihrem Schreibtisch.
Sie öffnete sie und reichte mir eine.
»Eine Menge Mädels parfümieren sich heutzutage auch
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