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Die 5 Plage

Titel: Die 5 Plage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Maxine Paetro
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ratternden und knirschenden Räder wiesen uns den Weg.
    Wir blieben zurück, als der Pfleger die Bahre in die kühle Halle bugsierte.
    Ein drahtiger Mann in mittleren Jahren mit einem Schmerbauch von der Größe eines Basketballs unter seinem Kittel blickte auf, als wir den Raum betraten. Er legte sein Klemmbrett auf der nächsten Leiche ab und kam auf uns zu.
    Wir stellten uns vor.
    Dr. Raymond Paul war der Leiter der Pathologie, und er hatte uns erwartet.
    »James Sweets Zimmer war schon gereinigt, und wir hatten ihn bereits hier unten, als wir Ihren Anruf bekamen«, sagte er zu mir.
    Ich seufzte, und mein Atem formte sich zu einer frostigen Wolke, dem sichtbaren Ausdruck meiner Enttäuschung. Ich hatte die vage Hoffnung gehegt, dass die Spuren am Tatort des Verbrechens - wenn es denn eines war - noch nicht vernichtet worden wären.
    Wir folgten Dr. Paul zum Kühlraum, wo er auf einer Liste nachsah und dann eine der Edelstahlkammern öffnete. Die Bahre glitt mit einem leisen, gleichmäßigen Surren heraus. Ich schlug das Laken zurück und sah mit eigenen Augen, was Noddie Wilkins mir am Telefon geschildert hatte.
    Der nackte Körper des Jungen wirkte so klein und schutzlos. Die Schiene am Arm machte den Anblick des toten Kindes noch herzzerreißender.
    Was hatte den Jungen getötet?
    Wie konnte ein gebrochener Arm solche Folgen haben?
    »Was zum Teufel ist hier passiert?«, fragte Jacobi den Pathologen.
    »Laut Krankenblatt hatte er eine einfache Fraktur des rechten Oberarmknochens und einen Haarriss der Elle desselben Arms«, antwortete Dr. Paul. »Es heißt, er sei vom Fahrrad gefallen.«
    »Und was noch, Dr. Paul?«, hakte Jacobi nach. »Soviel ich weiß, ist ein Armbruch normalerweise nicht tödlich. Oder vielleicht ist er es in diesem Krankenhaus.«
    »Mir wurde gesagt, dass ich die Finger von dem Jungen lassen soll«, verriet der Arzt uns. »Ich kann also nicht einmal eine Vermutung äußern.«
    »Das macht nichts, Dr. Paul«, sagte ich. »Es ist schon jemand unterwegs, um ihn abzuholen. Dieser Junge kommt ins Rechtsmedizinische Institut.«

117
    Es war neun Uhr am nächsten Morgen, nur rund neun Stunden, nachdem Jamie Sweet in seinem Krankenhausbett gestorben war, umgeben - wie man annehmen musste - von Menschen, die sich ganz besonders gut um ihn kümmern und ihn wieder gesund machen sollten.
    Jacobi war der Verzweiflung nahe, als ich ihn mit Charlie Clapper und seinem Team im zweiten Stock zurückließ. Sie sicherten, was vom Tatort übrig war; retteten die Bettwäsche und den Kittel des Jungen aus der Wäscherei, stäubten alles mit Fingerabdruckpulver ein und packten den Abfall in Beweismittelbeutel, ebenso wie die zwei Knöpfe mit dem Äskulapstab, die in einem leeren Wasserglas gelegen hatten, als der Leichnam des Jungen aus dem Zimmer gebracht worden war.
    Ich kam an meinen Detectives vorbei, als ich die Flure entlangging, und sah, wie sie Ärzte und Schwestern auf der Orthopädie befragten, um eine Zeitschiene zu ermitteln. Wer hatte den Jungen wann zuletzt lebend gesehen? Welche Medikamente hatte er bekommen?
    Wer hatte gestern Abend Dienst gehabt?
    Wer hatte die Leiche gefunden?
    Ich traf Jamie Sweets Eltern in dem kleinen Wartezimmer im zweiten Stock. Sie waren beide Anfang dreißig, und sie saßen zusammengesunken in der Zimmerecke, hin- und hergerissen zwischen Wut und Schock, bereit, alles zu glauben, nur nicht das, was ich ihnen erzählte.
    »Das ist eine Riesensauerei«, schrie Martin Sweet mich an. Sein Gesicht war vom Weinen aufgequollen. »Jamie hatte einen gebrochenen Arm. Einen gebrochenen Arm! Ich will jemanden umbringen , Lieutenant!«
    »Ich verstehe Sie«, sagte ich.
    »Ach ja, wirklich? Ich erwarte von Ihnen, dass Sie denjenigen finden, der meinem Sohn das angetan hat.«
    Neben ihm saß die Mutter des Jungen und schaukelte wimmernd mit dem Oberkörper. Von ihren Wangen zogen sich leuchtend rote Streifen bis zum Hals herunter; offenbar hatte sie die Haut mit den Fingernägeln aufgekratzt.
    »Ich will sterben«, schrie sie, das Gesicht an die Brust ihres Mannes gedrückt. »O Gott, bitte, lass mich sterben!«
    »Die Leiterin der Rechtsmedizin wird sich Jamie anschauen«, sagte ich sanft, und mir standen plötzlich selbst die Tränen in den Augen. »Ich rufe Sie an, sobald ich weiß, was mit ihm passiert ist. Es tut mir so unendlich leid.«

118
    Manchmal weht ein böser Wind.
    Ein Mann vom Sicherheitsdienst begleitete mich zu Dr. Dennis Garzas Büro im Erdgeschoss, gleich um die Ecke

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