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Die 5 Plage

Titel: Die 5 Plage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Maxine Paetro
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dem Kinderrad abmontieren müssen? Der Junge war noch nicht so weit, aber er hatte es nicht erwarten können, das Strahlen in Jamies Augen zu sehen, wenn er zum ersten Mal Fahrrad fuhr wie ein großer Junge . Er konnte Jamies Gesicht noch vor sich sehen, wie er sich umgeschaut hatte, um zu sehen, ob sein Papa da war, bevor er dann mit vollem Karacho gegen den Briefkasten geknallt war. Er war gestürzt und hatte sich dabei den Arm gebrochen.
    Das war verdammt egoistisch von mir, dachte Martin. Und dumm.
    »Es ist doch nur für die eine Nacht«, versicherte Jamies Mutter dem Kleinen aufs Neue. Sie beugte sich vor und küsste ihren Schatz auf die feuchte Wange.
    »Was für ein Affentheater!«, rief Toto dazwischen.
    Jamie lachte durch seine Tränen und schmiegte das Gesicht fest an sein neues Spielzeug.
    Sein Vater bückte sich ebenfalls und küsste seinen Sohn. »Du bist ein ganz braver Junge«, sagte er.
    »Hallo, ich bin Toto. Gib dem Affen Zucker!«, sagte Toto.
    Doch Jamies Lächeln erstarb auf seinen Lippen, als seine Eltern sich leise davonstahlen und riefen: »Gute Nacht, Jamie. Bis bald!« In der Tür blieben sie noch einmal stehen und winkten ihm zum Abschied zu.

113
    Der Engel der Nacht huschte den Korridor entlang. Er hatte ein mulmiges Gefühl wegen der Polizisten, die auf den Gängen umherliefen und sogar die Wartezimmer bevölkerten, aber dennoch - es musste sein.
    Das Verlangen war stärker als alles andere.
    Stärker als der Gedanke an Sicherheit, stärker als der Wunsch, sich nicht erwischen zu lassen.
    Die Tür von Zimmer 268 war geschlossen, das Kind allein. Es schlief tief und fest unter dem Einfluss der Medikamente.
    Die schattenhafte Gestalt stieß die Tür auf und sah den Jungen in seinem Bett liegen. Das Licht der Straßenbeleuchtung fiel auf das Kind, und seine gebräunte Haut hob sich vom Weiß der Laken ab. Das ganze Bett schien in der unheimlichen Dunkelheit zu schweben.
    Der Engel der Nacht hob den Plüschaffen auf, der auf den Boden gefallen war, und legte ihn zu dem Jungen ins Bett. Dann beugte er sich über das Gitter und dachte sich, wie angenehm der Junge duftete. Nach Vanillepudding und Schlaf.
    Jamie Sweet.
    Der Name passte zu ihm. Mit seinen langen Wimpern, den angeschwollenen, geschwungenen Cupido-Lippen und mit seinem Arm in der Schiene sah der Fünfjährige aus wie ein Engelchen mit gebrochenem Flügel.
    Zu schade.
    Dieser kleine Junge würde nie mehr Basketball spielen. Und er würde auch nie wieder von seinem Rad fallen.
    Nichts konnte das jetzt mehr verhindern.
    Jamie Sweet würde sterben. Es war das Schicksal des Jungen, seine Bestimmung auf Erden.
    Der Engel der Nacht zog die Spritze auf, steckte das leere Fläschchen ein und trat näher ans Bett. Rasch spritzte er das Morphium in den Schlauch, der von dem Infusionsbeutel in Jamie Sweets linken Arm führte. Die Verschreibung war für den einhundertzehn Kilo schweren Feuerwehrmann auf Zimmer 286 gedacht - er hatte Verbrennungen zweiten Grades und eine gebrochene Hand, und er würde in dieser Nacht kaum Linderung für seine Schmerzen bekommen.
    Die Minuten verstrichen; die einzigen Geräusche waren das Rauschen des Verkehrs unten auf der Straße und Jamie Sweets leise Atemzüge.
    Mit zwei Fingern zog der Engel der Nacht die Augenlider des Kindes auseinander. Seine Pupillen waren schon zu Stecknadelköpfen geschrumpft, und der Junge atmete flach und unregelmäßig. Seine Wangen waren gerötet, sein ganzer Körper mit Nachtschweiß bedeckt, und seine feuchten Haare ringelten sich zu kleinen Löckchen, die an der Kopfhaut klebten.
    Als hätte er die Gedanken des Eindringlings gehört, begann der Junge, mit Armen und Beinen zu rudern, krümmte den Rücken und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei. Dann kippte sein Kopf nach hinten, er atmete aus, und aus seiner Kehle drang ein leises Röcheln.
    Er atmete nicht wieder ein.
    Der Engel, der ihn getötet hatte, legte die Finger an Jamies Halsschlagader, tastete nach einem Puls und griff dann in die Tasche, um die Metallknöpfe hervorzuholen. Er legte zwei auf die Augen des Jungen und flüsterte dabei: »Gute Nacht, kleiner Prinz. Gute Nacht.«

114
    Brenda rief mich über die Gegensprechanlage an.
    »Lieutenant, Anruf für Sie auf der Drei. Die Dame sagt, es sei dringend, und angeblich kennen Sie sie, aber sie wollte mir ihren Namen nicht sagen.«
    Ich drückte die Taste an meinem Telefon und nannte meinen Namen. Trotz des Rauschens in der Leitung und ihrer tränenerstickten

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