Die 5 Plage
Fragen stellte. Jedes Mal erhielt er dieselben fünf Antworten. Jeder der Kläger bekam Schadenersatz in Höhe von zweihundertfünfzigtausend Dollar zugesprochen, dazu einen Strafzuschlag in Höhe von fünf Millionen Dollar.
Yuki schwirrte der Kopf, und ihr wurde fast ein wenig übel.
Das Krankenhaus hatte grob fahrlässig gehandelt.
Schuldig in allen Punkten.
Trotz der Warnung des Richters wurden auf der anderen Seite des Mittelgangs, wo die Angehörigen der Kläger saßen, schrille Schreie und Jubelrufe laut.
Wiederholt hallte das scharfe Krachen von Richter Bevins’ Hammer durch den Saal, doch O’Maras Mandanten ließen sich nicht davon abhalten, aufzuspringen und sich lärmend um die Anwältin zu scharen. Sie schüttelten ihr die Hand, umarmten und küssten sie, und einige brachen einfach nur schluchzend zusammen.
Wie sie wurde auch Yuki von einem berauschenden Triumphgefühl erfasst. Während der Richter den Geschworenen dankte und sie entließ, hörte Yuki, wie Cindy ihren Namen rief.
Cindy stand an der Saaltür und winkte ihr grinsend zu.
»Ich sollte ja eigentlich neutral sein«, sagte Cindy zu Yuki, als sie sich zusammen einen Weg durch die wuselnde Menge auf dem Korridor bahnten. »Aber das ist ein fantastisches Urteil. O’Mara muss im siebten Himmel sein. Wie hoch ist ihr Anteil an der Schadenersatzsumme? Achtzehn Millionen? Oh, Yuki!«
Yuki versuchte, ihre aufwallende Gefühlsregung zu überspielen, indem sie einen Hustenanfall vortäuschte, doch ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre schmale Brust hob und senkte sich, und dann bekam sie in aller Öffentlichkeit einen Heulkrampf.
»Ich bin doch gar nicht so«, schluchzte sie. »So kenne ich mich gar nicht.«
112
Jamie Sweet weinte sich die kleinen Äuglein aus dem Kopf, und seine an- und abschwellenden Schluchzer zerrissen seinen Eltern, Melissa und Martin Sweet, schier das Herz. Sie konnten sich nicht vom Bett ihres kleinen Sohnes losreißen und waren entschlossen, die abendliche Besuchszeit bis zur letzten Minute auszunutzen.
»Ich will nicht hierbleiben. Bitte, bitte, nein!«, jammerte der fünfjährige Jamie. Sein Kinn war zerkratzt, ein Schneidezahn abgebrochen, die Unterlippe aufgeplatzt und geschwollen.
Und dann war da noch der gebrochene Arm.
»Warum kann ich nicht nach Hause! Ich will nach Hause! Bitte!«
»Mein Schatz. Mein süßer kleiner Schatz«, sagte Melissa. Sie hob ihn vom Kissen hoch und drückte ihn an ihre Brust.
»Jamie«, sagte sein Vater, »die Ärzte wollen dich über Nacht hierbehalten, damit sie dir Medizin gegen die Schmerzen geben können. Gleich morgen früh kommen wir dich abholen. Das versprechen wir dir. Sieh mal, was Mami und Papi für dich haben.«
Melissa wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und hielt eine bunte Einkaufstüte hoch. Sie schüttelte sie - es war etwas Schweres darin.
»Willst du’s sehen?«
Jamies Schluchzer ebbten ab, als seine Mutter das Geschenk aus dem zerknitterten Seidenpapier auswickelte. Ein Plüschäffchen kam zum Vorschein, mit gestreiftem Hemd und gepunkteter Hose.
»Der heißt Toto«, sagte Melissa.
»Toto?«
»Ja, und er ist ein sprechender Affe. Drück mal auf seinen Bauch«, forderte Melissa Jamie auf.
Sofort nahm das neue Spielzeug die ganze Aufmerksamkeit des Jungen in Anspruch. Er streckte die linke Hand aus. Im Vergleich mit dem dünnen Ärmchen wirkte die glänzende Kunststoffschiene am rechten Arm noch viel größer, geradezu monströs.
Jamie nahm den Stoffaffen und drückte ihm auf den Bauch. »Hallo, ich bin Toto!«, sagte der Affe mit komischer Stimme. »Hast du dein Äffchen heute schon geknuddelt?«
Der kleine Junge lächelte. Die Augen fielen ihm allmählich zu, und sein Mund wurde schlaff - das Schmerzmittel begann zu wirken. Plötzlich stand eine Krankenschwester in der Tür.
»Es tut mir leid«, sagte sie mit einem angenehmen westindischen Singsang in der Stimme. »Alle Besucher müssen das Haus jetzt verlassen.«
»Neiiin«, schrie Jamie. »Mami und Papi dürfen nicht gehen!«
»Jamie, bitte. Es wird alles wieder gut. Aber jetzt musst du erst mal schön schlafen. Du bist doch schon ein großer Junge«, sagte sein Vater. »Du bist der beste Junge auf der ganzen Welt.«
Martin glaubte, seine Brust müsse zerspringen, so schlimm war es für ihn, seinen Sohn allein lassen zu müssen. Seinen kleinen, innig geliebten Jamie.
Er hätte sich wirklich in den Hintern beißen können. Wieso hatte er auch die Hilfsräder von
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