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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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steckte die weiße Fahne auf, ließe aber doch einige Kanonenschüsse mit gehacktem Blei tun; die aber kein Schaden waren, da die Leute zu nah schon waren unter den Kanonen. In der Bastille lagen die Invaliden, die schossen mit Flinten aus den Löchern; doch tate auch dies nicht viel Schaden.«
    Einen Sturm hatte es also gegeben, aber wie heroisch kann man ihn nennen angesichts weitgehend ausbleibender Gegenwehr und der Tatsache, dass die Notwendigkeit zur Gewaltanwendung gar nicht mehr bestand? An der Bastille haben Gerüchte und ein gerade eben bewaffneter, entfesselter Mob die Entwicklung bestimmt, wie es während der Revolution noch öfter der Fall sein sollte. Bilanz der Aktion: Sieben Soldaten wurden erschlagen, der Kommandant der Bastille trotz seiner einlenkenden Haltung vom blutrünstigen Mob gelyncht.
    Aber in der Hauptsache geht die historische Meinung trotz alledem nicht fehl: Die Einnahme der Bastille besaß für diese Frühphase der Revolution großen Symbolwert. Ihre Wirkung war nachhaltig: Der König lenkte ein, erfüllte Forderungen der Aufständischen und akzeptierte die Nationalversammlung als ernst zu nehmende Größe.
    Insgesamt hatte der Augenzeuge Wilhelm von Wolzogen somit wohl nicht ganz unrecht mit seiner Einschätzung der Erstürmung der Bastille, die er noch am selben Tag in sein Tagebuch schrieb: »Die Einnahm der Bastille wird gewiß in Europa Lärmen verursachen; und man wird den Franzosen dieses zur Ehre anrechnen und als einen großen Beweis ihres Mutes. Wenn man aber weiß, daß sie dieses taten, um nur die Canonen darauszu haben, um nur Gewalttätigkeit auszuüben, wenn man weiß, daß der Plan, die Gefangenen zu befreien, dieses Gebäude zu demolieren, erst nachher entstanden und also auf sie bei der Einnahme nicht wirken konnte: so fällt dieses Lob weg.«

Marie-Antoinette: »Sollen sie doch Kuchen essen«?
MARIE-ANTOINETTE
»SOLLEN SIE DOCH KUCHEN ESSEN«?
    Wohl keine französische Königin ist so sehr gehasst worden wie Marie-Antoinette, Tochter der Kaiserin von Österreich Maria Theresia und Frau des glücklosen Königs Ludwigs XVI., beide hingerichtet während der Französischen Revolution 1793. Meist beschränkt sich die Kenntnis über Marie-Antoinette auf einen einzigen Satz, der in aller Kürze auszudrücken scheint, wie überheblich, weltfremd und verwöhnt die Königin gewesen sei – und wie ignorant, was die Nöte ihres Volkes betraf. Auf den vorsichtigen Hinweis eines Höflings, angesichts Missernte und Versorgungsproblemen habe das Volk kein Brot, soll Marie-Antoinette nur zynisch geantwortet haben: »Dann sollen sie doch Kuchen essen!« Vor allem in Frankreich, aber auch in Deutschland brachten Generationen von Geschichtslehrern ihren Schülern bei, Marie-Antoinette sei ein verwöhntes, leichtfertiges Luxusweibchen gewesen, das mit zahllosen Hofintrigen den schwachen König zu falschen Entscheidungen gebracht habe.
    Schon vor der Französischen Revolution war Marie-Antoinettes Situation in Frankreich nicht gerade einfach. Sie war 1770 aus Wien an den französischen Hof gekommen, im Zuge einer dynastischen Verbindung nach jahrhundertelanger Feindschaft zwischen Frankreich und Österreich, wenn auch nicht als erste Habsburgerin, die Königin von Frankreich wurde. Erst seit ein paar Jahrzehnten bestand ein Bündnis mit Österreich, und die Hochzeit des französischen dauphin mit der habsburgischenKaisertochter sollte Frankreich außenpolitisch stärken. Aber die junge Österreicherin wurde mit Argwohn aufgenommen und hatte es schwerer als andere Gattinnen französischer Könige, sich zu behaupten. Manchen schien der politische Nutzen der Verbindung für Österreich viel größer – schließlich gelang dem Kaiserreich damit ein Coup gegen den Erzfeind Preußen. Hinzu kam, dass das Herrschergeschlecht der Habsburger über dem der Bourbonen stand, die Frankreich regierten. Das konnte den stolzen bis überheblichen französischen Adligen nicht recht sein.
    Bereits vor ihrer Hochzeit geriet das Brautpaar in ein beständig wachsendes Netz von Intrigen. Da gab es die verschiedensten Interessen: Französische Adlige, die der königlichen Verbindung mit einer Habsburgerin nichts abgewinnen konnten; österreichische Diplomaten, die für Maria Theresia spionierten und die junge Ehe in ein bestimmtes Licht setzten; Hofleute, Minister und andere, die aus allen möglichen Gründen und auf allerlei Weise Einfluss gewinnen wollten. Die Ansichten über Marie-Antoinette und Ludwig sind

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