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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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hätten nicht das Recht, sich von der Union loszusagen, und müssten daher mit Gewalt zurückgeholt werden. Deshalb sprach man im Norden vom »Rebellionskrieg«, während der Süden das Recht auf Unabhängigkeit reklamierte und sich in einen Verteidigungskampf getrieben sah. Auf die Bezeichnung Bürgerkrieg als versöhnlichen Kompromissbegriff verständigte man sich erst in der Nachkriegszeit. Die Südstaaten hingegen führten ihrer Auffassung nach eine, wie es der US-Historiker James McPherson bezeichnet hat, »vorgezogene Konterrevolution«: Sie wollten ihr System der Sklaverei erhalten und unabhängig werden, bevor die Union ihnen in einer Revolution die Befreiung der Sklaven aufzwang. So gesehen ging die Konterrevolution daneben und löste die Revolution erst aus, gegen die sie gerichtet war.
    Die Sklaverei blieb zwar wie vor dem Krieg ein zentrales Thema, zumal sich darin wie in keinem anderen Streitpunkt die unterschiedlichen Ansichten der Nord- und Südstaaten abbildeten. Weil das Thema im Norden umstritten blieb, lavierte Präsident Lincoln in der Sklavenfrage, um nicht einen Teil seiner Anhänger zu verprellen. Zunächst erwartete die Öffentlichkeit der Nordstaaten, dass in einem kurzen Krieg der Süden »zurückgeholt« würde, aber nicht, dass als Konsequenz daraus die Sklaven der Südstaaten frei werden würden. Auch wenn Lincoln die Sklaverei moralisch verurteilte, sagte er: »Mein vorrangiges Ziel in diesem Kampf ist die Rettung der Union und nicht, die Sklaverei zu retten oder abzuschaffen. Wenn ich die Union rettenkönnte, ohne einen einzigen Sklaven zu befreien, würde ich es tun; und wenn ich sie retten könnte, indem ich alle Sklaven befreie, würde ich es tun; und wenn ich sie retten könnte, indem ich nur einige befreie und andere nicht, würde ich auch das tun.«
    Der ausschlaggebende Grund der Nordstaaten, Krieg gegen den Süden zu führen, war die Sklaverei also nicht. Ihre Abschaffung wurde gleichwohl im Verlauf des Krieges zum erklärten Ziel der Union. Die radikalen Abolitionisten gewannen überraschend schnell an Einfluss, und die Zukunft der Nation schien immer mehr an die Sklavenfrage gekoppelt. Die Öffentlichkeit der Nordstaaten erlebte 1862 einen bemerkenswerten Stimmungsumschwung zugunsten der völligen Abschaffung der Sklaverei, wohinter aber wohl weniger der plötzliche Wunsch nach Gleichbehandlung aller Bevölkerungsgruppen stand als der nach Abschaffung eines überkommenen Systems, das die Südstaaten verkörperten. Als die Nordstaaten nach anfänglichen Niederlagen militärisch stark genug geworden waren und der Erlass nicht als Schwäche ausgelegt werden konnte, verfügte Lincoln 1862 die »Emancipation Proclamation«, die die Sklaven der aufständischen Staaten der Konföderation befreite. Erst sie machte die Befreiung der Sklaven zum erklärten Kriegsziel, auch wenn in den bereits eroberten Staaten vorerst alles beim Alten blieb. Militärisch und für das Image der Union im Ausland war die Proklamation enorm hilfreich. Der endgültige Sieg des Nordens 1865 ermöglichte schließlich eine Verfassungsänderung zugunsten der Afroamerikaner: Der dreizehnte Zusatz zur US-Verfassung schaffte die Sklaverei in den ganzen Vereinigten Staaten ab. Welch historischen Wandel das bedeutete, zeigte sich, als der Entwurf den Kongress mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit passierte. Beobachter jubelten und lachten, einer schrieb in sein Tagebuch, er fühle sich seitdem wie in einem neuen Land. Unterden Jubelnden waren viele Schwarze, die kurz zuvor das Parlament nicht einmal hatten betreten dürfen. Aber selbst in dieser historischen Stunde hatten sie im Kampf um Gleichberechtigung nur einen, wenn auch wichtigen, Etappensieg erreicht.
    Die Abschaffung der Sklaverei ist in der Tat eines der wichtigsten Ergebnisse des amerikanischen Bürgerkrieges, obwohl sie 1861 ebenso wenig Kriegsziel der Union war wie die Sklavenhaltung der Südstaaten ein Kriegsgrund. Als zentrales Thema erlangte sie im Verlauf des Krieges allerdings immer größere Bedeutung.
    Über die Ursachen, die zum Bürgerkrieg geführt haben, sind die Historiker aber bis heute uneins; die Untersuchungen zum Bürgerkrieg sind schier unüberschaubar. Selbst US-Präsident Abraham Lincoln, der auf der Seite der Nordstaaten den Krieg führte, war nach dem Sieg über den Süden vorsichtig mit seiner Einschätzung: 1865 sagte er im US-Kongress, es sei zu Beginn der Auseinandersetzungen allen klar gewesen, dass die Sklaverei

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