Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
Weiteren wurden aus ganz Anatolien die Armenier ausgewiesen und in Richtung Süden deportiert – und zwar unterschiedslos alle vom Säugling bis zum Greis. Auf Märschen und in überfüllten Viehwaggons gingen die Deportationen vonstatten. Abgesehen von den menschenunwürdigen Bedingungen kam es im Verlauf der Vertreibung erneut zu Massakern. Über Wochen konnte man auf dem Euphrat Leichen in Richtung Meer treiben sehen, oft paarweise aneinandergebunden, weil die Opfer lebend ins Wasser geworfen worden waren. Umstritten ist die Zahl der Armenier, die die Vertreibung nicht überlebten. Die Schätzungen reichen von wenigen Hunderttausend bis anderthalb Millionen – bei einer armenischen Bevölkerung im OsmanischenReich von 1914 von gut 1,8 Millionen. Heute leben in der Türkei noch rund 60
000 Armenier, die meisten von ihnen in Istanbul.
War es nun ein Völkermord oder nicht? Die Frage bleibt höchst umstritten, auch wenn eine Forschungsmehrheit vom Vorsatz der Vernichtung ausgeht und die Zahl der Opfer eher in Richtung 1,5 Millionen veranschlagt. Allerdings lässt sich nicht, wie im Fall des deutschen Genozids an den europäischen Juden, ein eindeutiger Beschluss vorweisen, der die Absicht zweifelsfrei belegen würde.
Einige Historiker sowie die offizielle türkische Interpretation der Geschehnisse bestehen daher darauf, die Vorkommnisse als je nachdem bedauerlich, tragisch oder unentschuldbar einzustufen, aber den Begriff »Völkermord« zu verwerfen, eben weil kein entsprechender Beschluss vorliegt, der damit den völkerrechtlichen Tatbestand des Genozids bestätigen würde. Die Unfähigkeit der türkischen Behörden, die Umsiedlungen vernünftig abzuwickeln, sowie der ausgeprägte Unwillen, die armenischen Mitbürger vor den dramatischen Folgen dieser Aktionen zu schützen, seien für die vielen Opfer verantwortlich.
Die Mehrheit der Historiker verweist dagegen auf die Faktenlage, aus der klar hervorgehe, dass der Tod möglichst vieler Armenier bei den Umsiedlungen mindestens billigend in Kauf genommen, wenn nicht von vorneherein beabsichtigt war. Weiter wird mit einer ganzen Palette an Begriffen hantiert: von »Umsiedlung« über »Pogrome« und »Massaker« bis hin zum »Völkermord«.
Juristisch gesehen bewegt sich die türkische Regierung zwar auf sicherem Terrain, wenn sie einen Völkermord trotz des Umfangs der Tragödie bestreitet. Den völkerrechtlichen Tatbestand gibt es nämlich erst seit 1948, Jahrzehnte nach den Ereignissen von Anatolien. Aber wird eine solche legalistischeHaltung dem Thema gerecht? Eine allseits akzeptierte Antwort auf die Frage nach dem Genozid gibt es trotz umfassender Forschung also weiterhin nicht – vielleicht gerade weil eine Klärung so viel bedeutet: für die Armenier ebenso wie für die Türkei.
Der Fluch des Tutanchamun: Archäologen sterben wie die Fliegen?
DER FLUCH DES TUTANCHAMUN
ARCHÄOLOGEN STERBEN WIE DIE FLIEGEN?
Es war nichts weniger als eine Sensation. Am 30. November 1922 erfuhren die staunenden Leser der britischen Times , dass nur wenige Tage zuvor der Archäologe Howard Carter und sein Förderer Lord Carnarvon nach jahrelanger Suche im Tal der Könige das Grab des jungen ägyptischen Pharaos Tutanchamun entdeckt hatten. Das archäologische Ereignis wurde umgehend zum weltweiten Tagesgespräch − was mit dem alten Ägypten zu tun hatte, war zu dieser Zeit gerade ungeheuer en vogue − und sollte es auch eine ganze Weile bleiben. Das lag zunächst am spektakulären Charakter des Jahrhundertfundes, denn das Grab war als bisher einziges im Tal der Könige weitgehend unberührt und barg ungeahnte Schätze. Die prächtige Maske der Mumie des Tutanchamun aus Gold und Lapislazuli dürfte neben der Büste der Nofretete das bekannteste Ausgrabungsobjekt der Geschichte sein. Aber zum Ruhm des so jung verstorbenen Pharaos trug mindestens ebenso sehr bei, dass es unmittelbar nach der Entdeckung des Grabes zu rätselhaften Todesfällen im Umkreis der Gräber kam, die zudem noch von unheimlichen Begleitumständen überschattet wurden.
Dem Fund waren lange Jahre enttäuschender Erfolglosigkeit vorangegangen. Howard Carter (1874−1939), ein leidenschaftlicher Archäologe aus bescheidenen Verhältnissen, hatte nach ersten Lehrjahren in Ägypten 1907 den acht Jahre älteren Lord Carnarvon kennengelernt, einen reichen Sammler und Weltreisenden,der sich seit ein paar Jahren für Ägypten interessierte und zum Hobbyarchäologen geworden war. Die beiden ungleichen
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