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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Männer machten künftig gemeinsame Sache: Carter als der emsige Gräber, Carnarvon vor allem als Geldgeber. Die Suche wurde schließlich konkret; es ging um das Grab des Tutanchamun, der circa 1333 v. Chr. schon als kleiner Junge den ägyptischen Thron bestiegen hatte und mit achtzehn bis zwanzig Jahren gestorben war. Tutanchamun, vermutlich Sohn des Echnaton und Pharao der 18. Dynastie, verstarb kinderlos und hatte aufgrund der Regenten, die die Regierungsgeschäfte versahen, kaum Gelegenheit, sich der Nachwelt durch Taten in bleibender Erinnerung zu halten. Dafür sorgte erst die Entdeckung seines Grabes, denn insgesamt 5000 Einzelstücke enthielten die Kammern. Howard Carter bemerkte später, Tutanchamuns Tod und Begräbnis seien das wichtigste Ereignis im kurzen Leben des ägyptischen Pharaos gewesen. Mit der großen Zahl an Beigaben sollte möglicherweise ausgeglichen werden, dass für den überraschend gestorbenen Pharao ein ansonsten nicht ganz standesgemäßes Grab bestimmt worden war. 3000 Jahre lang war es nicht geöffnet worden, und seine Schätze hatte das trocken-heiße Klima Ägyptens hervorragend konserviert. Nur kurz nach der Versiegelung der Kammern müssen Räuber in das Grab eingedrungen sein. Offenbar wurden sie aber erwischt, und das Grab wurde aufgeräumt und erneut versiegelt − diesmal für mehr als drei Jahrtausende.
    Als Howard Carter 1922 das Grab öffnete, blies ihm heiße Luft entgegen, und seine Kerze flackerte. Der schemenhafte Anblick im Inneren der Kammer bannte ihn so sehr, dass er in stummer Bewunderung nur dastand. Hinter ihm wurde Lord Carnarvon ungeduldig und fragte: »Können Sie etwas sehen?« Wie Carter später berichtete, brachte er nur stockend heraus: »Ja, wunderbare Dinge.«
    Bald nach der Entdeckung jedoch verschied Lord Carnarvonganz unerwartet. Zur gleichen Zeit fiel in ganz Kairo der Strom aus und starb auf dem englischen Landsitz Carnarvons dessen treuer Hund. Im folgenden Februar, als endlich der steinerne Sarkophag des Pharaos geöffnet werden konnte, starb ein kanadischer Literaturprofessor unmittelbar nach einem Besuch in Tutanchamuns Grab. Spätestens jetzt verbreiteten sich Gerüchte über einen Fluch, der über dem Grab liege und nun die Frevler einen nach dem anderen zu Tode kommen lasse, weil sie sich an der Grabruhe des Pharaos vergangen hätten. Im Laufe der Zeit wurden noch zahlreiche andere Todesfälle dem Fluch des Pharaos zugeschrieben. Das bezog sich aber nicht ausschließlich auf Menschen, die das Grab besucht oder mit der Mumie oder den Grabbeigaben zu tun hatten, sondern auch auf andere, die sich beispielsweise despektierlich über den Fluch geäußert hatten oder mit den Beteiligten verwandt oder bekannt waren. Im Laufe der Zeit summierte sich die Gruppe verfluchter Opfer des Pharaos je nach Zählung auf mehrere Dutzend.
    Legenden über die ägyptischen Pharaonen, die sich noch in ihren Gräbern mit einem wirkungsvollen Fluch vor Eindringlingen geschützt hätten, werden immer dann bemüht, wenn sich einigermaßen plötzliche Todesfälle mehr oder weniger mutwillig mit einer Graböffnung in Verbindung bringen lassen. Grabflüche sind aus der ägyptischen Geschichte zwar überliefert, aber sie beziehen sich wohl weniger auf eine ernsthafte Bedrohung, sondern sind eher als ein ideeller Schutz der Grabruhe zu verstehen. Das unterscheidet sich nicht sonderlich von unserer Friedhofsruhe und der Ehre der Toten in anderen Kulturen. Vor allem aber sollten sie potenzielle Grabräuber abschrecken, die im alten Ägypten tatsächlich ein Problem waren. Die Reichtümer der Gräber waren keine geringe Verlockung für Kriminelle, wie die zahlreichen geplünderten Gräber belegen, die enttäuschte Archäologen in Ägypten zutage förderten.
    Zu den Tausenden Grabbeigaben des Tutanchamun soll angeblich auch eine Tontafel gehört haben, die alle die mit dem Tode bedrohte, die die Grabruhe des Pharaos stören. Allerdings ist ihr überlieferter Text Historikern suspekt, weil völlig untypisch, zudem fehlt von dieser Tafel jede Spur. Obwohl Carter die Beigaben in den Grabkammern behutsam und überaus sorgfältig katalogisierte und fotografierte, ist nicht einmal ein Foto dieser Fluchtafel erhalten. Sie hat schlichtweg nie existiert – ein Journalist hatte sie geschäftsbewusst erdichtet.
    Eine andere Erklärung für den Fluch der Pharaonen lautet, in den Kammern habe sich ein Schimmelpilz gehalten, der ansonsten längst ausgestorben sei, und die Tode verursacht.

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