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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Anzüge, schien trotz der tropischen Hitze nie auch nur einen Tropfen Schweiß zu vergießen und sagte mit einem leichten Akzent dauernd Sachen wie »Sie verzeihen, wenn ich …« oder »wie auch immer«, die nie deplatziert wirkten.
    Sein Haus lag etwa eine halbe Meile oberhalb des Dorfes, wo Henry und ich logierten. Miroslav, Aleksandar, Rado, Henry und ich saßen im Garten des Hauses, tranken Prosecco und schauten in den Sonnenuntergang. Rado erklärte uns die verborgenen Eigenschaften einiger Gewürze, die er heute Abend bei der Zubereitung des Essens verwenden würde, wobei er sie leicht mit den Fingerspitzen berührte und ihr öliges Aroma erschnupperte.
    Die Meeresbrise wehte durch das ganze Haus. Rado führte uns in die Küche und klärte uns darüber auf, dass das Entscheidende für ein perfektes Tatar die Frische der Zutaten sei: natürlich die Eier, aber vor allem das Fleisch.
    Er zog seine Jacke aus (es war das erste Mal, dass ich ihn im Hemd sah), krempelte die Ärmel bis zum Ellbogen hoch und ließ sich von Miroslav eine Rinderhälfte aus dem Kühlraum im Keller bringen.
    »Flor ist erst vor zwei Stunden getötet worden«, sagte Rado und tätschelte liebevoll das tote Fleisch. Mit einem langen Messer aus Damaszenerstahl löste er mit einem einzigen sauberen Schnitt ein Stück Filet von der Wirbelsäule und machte sich daran, Fett und Haut zu entfernen.
    »Das Zerlegen erledige ich am liebsten selbst«, sagte er lächelnd.
    Ich konnte es nicht erwarten, endlich zum Geschäft zu kommen. Ferien machten mich nervös. Ich habe gern etwas zu tun, und nachdem ich Rados Messerkünste gesehen hatte, war ich nicht mehr scharf darauf, in Irins Fadenkreuz zu geraten. Sie war in einem durchsichtigen Umhang die Treppe heruntergekommen, saß mir gegenüber am Tisch, kaute an einem Apfel und machte mir schöne Augen. Margret, Henrys Assistentin, war mittlerweile auch eingetroffen.
    Aber Rado redete während des sechsgängigen Abendes sens mehr oder weniger ohne Pause. So köstlich das Essen auch war, nachdem ich mehrere Abhandlungen über den wohlschmeckendsten gegrillten Singvogel des Mittelmeer raums (Sperling), den bissigsten von Emir Kusturicas frühen Filmen ( Underground ) und den besten Roggenwhisky für einen anständigen Sazerac (Pappy Van Winkle’s Family Reserve) über mich hatte ergehen lassen, konnte ich nicht mehr an mich halten. Um Walker festzunageln, hatte ich meinen Arsch riskiert, und ich wollte jetzt nur noch wissen, was Rado von uns wollte und wie viel er dafür zu zahlen bereit war.
    »Wie können wir Ihnen nun in Washington behilflich sein, Mr. Dragov i ´ c ?«, fragte ich. Die kleine Abendgesellschaft reagierte, als hätte ich gerade in die Bowle geschissen.
    Henry rettete mich, indem er sofort das Thema wechselte. »Wer macht heutzutage den besten Wermut, was meinen Sie?«, fragte er Rado. Unser Gastgeber bedachte mich mit einem gönnerhaften Lächeln und erging sich über das neue Thema.
    Scheißsüdeuropäer. Keine Geschäfte am Esstisch. Und so folgten auf vier Stunden Essen das Dessert und dann der Kaffee und dann die geistigen Getränke. Rado präsentierte eine Flasche, die ein Etikett mit asiatischen Schriftzeichen zierte, und fing an, die eklige schwarze Flüssigkeit auszuschenken. Ich könnte wirklich nicht sagen, dass das Zeug nach irgendetwas schmeckte, nur dass sich meine gesamte Mundhöhle schon nach dem winzigsten Schluck anfühlte, als hätte man mir eine doppelte Ladung Novocain verpasst. Mir wurde sofort übel.
    Schließlich schlug Rado vor, dass sich die Männer mit ihren Drinks in die Bibliothek zurückziehen sollten. Ich atmete auf. Endlich Nägel mit Köpfen.
    Als Rado nachschenkte, bildete ich mir ein, in der Flasche mit dem fernöstlichen Fusel irgendetwas schweben zu sehen.
    Henry legte die Modalitäten der Vereinbarung dar. Er redete Klartext. Keine Anwälte. Keine Vorschüsse. Ein einfacher Deal per Handschlag. Wir kriegen zwanzig Millionen Dollar, du kriegst deine Klauseln. Offizielles amerikanisches Gesetz, abgesegnet von beiden Häusern, unterschrieben vom Präsidenten persönlich. Ein Zusatz zu einem umfassenderen Gesetz, aber Gesetz war Gesetz. Wenn die Davies Group nicht lieferte, würde Rado uns nichts schuldig bleiben.
    Rado schien die Sache in die Länge ziehen zu wollen.
    »Je mehr Gesetze, desto weniger Gerechtigkeit«, sagte er und nahm einen Schluck.
    Meine Fresse … jetzt kam der auch noch mit Cicero-Zitaten. Dann konnte ich mich ja gleich häuslich

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