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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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wieder rauskommen.«
    Ich dachte eine Minute darüber nach und gab dann klein bei. »Okay, ich habe verstanden«, sagte ich. »Danke, dass Sie ehrlich zu mir waren.«
    Ich ließ sie allein und machte einen Spaziergang. Ich fragte mich, ob sie mir meinen soldatischen Gehorsam abgekauft hatten. Wenn sie nämlich glaubten, dass ich die Sache einfach sausen ließe – ein ganzes Leben als Gauner einfach so ausknipsen wie eine Deckenlampe – und mir gefallen lassen würde, dass sie mich ein zweites Mal im Dunkeln stehen ließen, dann wussten sie viel weniger über menschliches Verhalten, als sie vorgaben.
    Ich musste herausfinden, worum es bei Rados Fall ging und was auf dem Rekorder war. Simple Neugier spielte eine Rolle und natürlich Ego: Ich hatte harte Arbeit investiert und mir eine Rolle verdient in dem Plan, den sie ausarbeiteten. Allerdings war mir etwas anderes noch wichtiger. Seit sie mich blind in die Walker-Razzia hatten rauschen lassen, miss traute ich Davies und Marcus. Ich war bis jetzt die Speerspitze im Walker-Rado-Fall gewesen, und ich musste sicherstellen, dass ich nicht als Einziger mit heruntergelassenen Hosen dastand, wenn der neue Plan schiefging. Wenn ich zufälligerweise ein bisschen im Dreck wühlen und ein kleines Druckmittel finden würde, das sich gegen meine Bosse einsetzen ließe, eine Versicherung, die ich für den Notfall in der Hinterhand hätte, dann würde das auch nicht schaden. Ich wusste, dass Henry mich auch deshalb angeheuert hatte, weil ich ein gerissener Bastard bin, und ich wollte ihn keinesfalls enttäuschen.
    Henry und Marcus würden noch eine Zeit lang im Haus bleiben, um eine Antwort auf die Neuigkeiten auszuarbeiten, die den Schlachtplan im Fall Rado verändert hatten. Henrys Sekretärin wurde mit Marcus’ Digitalrekorder in unser Gästehaus in der Stadt geschickt, vermutlich um sich an die Abschrift der Aufnahme zu machen.
    Natürlich bot ich ihr meine Begleitung an. Man konnte nie wissen, was für unappetitliche Gestalten sich in einer Stadt wie dieser herumdrückten.
    Ich schlug mit ihr einen kleinen Umweg ein, einen oder zwei Blocks in Richtung Werften und Autowerkstätten, was bedeutete, dass wir auch ein paar Minuten am Strand entlang gehen mussten, um zu unserem Hotel zu kommen.
    Henrys Sekretärin hatte den Rekorder in der Hand. Sie stand seit Jahrzehnten in Henrys Diensten, schon seit der Zeit, als er noch für die Regierung gearbeitet hatte. Sie war Mitte fünfzig, trug immer einen Haarknoten und makellos gebügelte Kleidung. Sie war das menschliche Äquivalent zu einem Panzerschrank. Der Rekorder war der Schlüssel zu den Neuigkeiten, die Henry und Marcus erhalten hatten, aber sie würde mir sicher nicht erlauben, auch nur eine Sekunde lang zu hören, was darauf gespeichert war. Wenn der Rekorder wieder in Washington war, da war ich mir sicher, wanderte er direkt in Henrys Tresorraum, und der war ein Muster exquisiter Handwerkskunst.
    Ich hatte Henry einmal aus dem Tresorraum herauskommen sehen. Er versteckte sich hinter der Holzvertäfelung seines Büros. Dass ich überhaupt von seiner Existenz wusste, könnte man schon als Sicherheitspanne bezeichnen. Zu wissen, wo er sich befand, spielte allerdings keine große Rolle, denn er war ein weiteres Ungetüm aus der Schmiede von Sargent & Greenleaf. Um ihn zu knacken, durfte ein Fachmann zwanzig Stunden lang nicht gestört werden. Wenn ich also wissen wollte, was auf dem Rekorder war, musste ich es in Kolumbien herausfinden.
    Ich plapperte ununterbrochen auf sie ein, was zur Folge hatte, dass wir schon bald Gesellschaft bekamen. Margaret schaute sich um, dann noch einmal. Ihr Körper verspannte sich, sie beschleunigte ihren Schritt und ging mit starrem Blick weiter. »Jemand verfolgt uns«, sagte sie.
    »Okay«, sagte ich. »Bleiben Sie ganz ruhig.« Ich schaute mich um. Ein großer drahtiger Schwarzer, etwa Mitte vierzig, folgte uns. Er hatte ungekämmte Haare und einen Bart mit grauen Strähnen.
    Der Mond verschwand hinter einem Palmenhain.
    »Ich kann ihn nicht genau erkennen«, sagte ich. »Haben Sie vorhin im Mondlicht gesehen, welche Farbe seine Klamotten hatten? Blau und schwarz, oder?«
    Margaret dachte kurz nach. »Ja. Was hat das zu be deuten?«
    »Vielleicht die Farben einer Gang«, sagte ich und runzelte die Stirn. »Wird schon nichts passieren, wenn wir ihm nicht gerade irgendwas Wertvolles unter die Nase halten.«
    Sie öffnete ihre Hand und zeigte mir den Digitalrekorder, der silbern glänzte und

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