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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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sicher seine dreihundertfünfzig Dollar wert war. Sie trug ein Kleid ohne Taschen, ihre Handtasche hatte sie im Gästehaus gelassen. »Können Sie das einstecken?«, fragte sie.
    »Ich habe einen Geldgürtel«, sagte ich. Sie gab mir den Rekorder. Als der Typ zu uns aufschließen wollte, gingen wir schneller. Etwa fünfzig Meter vor dem Hotel fing unser neuer Freund an, etwas vor sich hin zu nuscheln. Die letzten Meter bis zum Eingang des Gästehauses rannte Margaret fast.
    Mission erfolgreich. Und jetzt abseilen.
    »Gott sei Dank«, sagte ich und zeigte um die Hausecke. »Ich glaube, da kommen ein paar Soldaten.« Die kolumbianische Armee patroullierte überall an der Küste. Wenn man das erste Mal in Kolumbien ist, kann der Anblick von Sechzehnjährigen mit Granatwerfern und entsicherten Galil-Sturmgewehren schon etwas beunruhigen. Aber man kapiert schnell, dass sie nur den Yankees die Kidnapper vom Leibe halten sollen und hin und wieder den Einheimischen etwas Geld abknöpften.
    »Ich sag ihnen Bescheid, dass sie die Augen offen halten sollen«, sagte ich. »Gehen Sie schon mal nach oben.«
    »Sind Sie sicher?«, sagte sie.
    »Klar, da passiert schon nichts.« Immer der Märtyrer, unser alter Mike.
    Sie ging ins Haus.
    Um die Ecke waren keine Soldaten. Der Bursche in Blau und Schwarz war etwa fünf Meter entfernt. Er ging langsam auf mich zu und flüsterte: »Ganja, Koks, Ganja, Koks.«
    »Nein danke, Ramón«, sagte ich. Für seine unwissentliche Hilfe gab ich ihm drei Dollar in Pesos und ging dann ums Haus zur Hintertreppe des Gästehauses.
    Ich war nicht gerade stolz darauf, Margaret zu hintergehen. Wenn man bedenkt, dass es sonst Monate brauchte, um das Vertrauen eines anderen Menschen zu gewinnen, lief die Sache fast zu glatt. Aber ich musste wissen, was auf dem Rekorder war. Man muss sein Objekt kennen, und ich wusste, dass Margaret Henrys Anordnungen mehr oder weniger bis in den Tod befolgen würde. Ihre Aufgabe an diesem Abend war einfach: Pass auf den Rekorder auf. Das machte es für mich schwieriger. Ich musste eine Gefahr von außen schaffen, etwas, was furchteinflößender war als ich, sodass sie das Band nur schützen konnte, indem sie es der kleineren Bedrohung übergab: dem wohlgesinnten Mike.
    Ramón war ein Einheimischer, der immer in einem abgeris senen blau-schwarzen Fußballtrikot am Strand herumlungerte. Die Gang-Farben hatte ich erfunden, um Margaret in die Irre zu führen, tatsächlich waren es die Farben des Boyacá Chicó Fútbol Clubs. Nachmittags verkaufte Ramón gefälschte kuba nische Zigarren. Nach Sonnenuntergang verkaufte er Drogen und versuchte die weiblichen Rucksacktouristen anzubaggern. Wenn man ihn spät genug erwischte – so um zwei Uhr nachts war Ramón normalerweise schon völlig verwirrt von seinen eigenen Drogen –, dann erzählte er einem von seinen hungernden Kindern und bettelte einen gnadenlos an. Er sah furchter regend aus, war aber harmlos. Perfekt für meine Absichten. Ich hatte den Weg am Strand entlang genommen, um Ramón über den Weg zu laufen, der dann Margaret ja auch so viel Angst eingejagt hatte, dass sie mir den Rekorder gab.
    Die Speicherkarte des Rekorders war beschriftet: »Subjekt 23: Festnetz.« Nach dreißig Sekunden hatte ich den Inhalt auf meinen Laptop gezogen, dann ging ich zu Margarets Zimmer. »Hier, schon vergessen?«, sagte ich und gab ihr den Rekorder samt Speicherkarte zurück.
    »Danke, Mike«, sagte sie. »Sie können sich nicht vorstellen, welchen Ärger ich kriege, wenn ich das Ding verliere.«
    Als ich keine Geräusche mehr aus den anderen Zimmern hörte, stöpselte ich die Kopfhörer in meinen Laptop und hörte mir die Aufnahme an.
    »Ich bin ganz nah dran, ich kriege die Information, die ich brauche«, sagte eine Stimme. »Hoffentlich bleibt mir noch genug Zeit.«
    Der Sprecher war männlich, wahrscheinlich mittleren Alters, im Augenblick beunruhigt, aber ansonsten selbstbewusst, eloquent, an öffentliche Rede gewöhnt.
    »Genug Zeit?«, fragte der zweite Sprecher.
    »Kann sein, dass die ahnen, wonach ich suche. Wie viel, kann ich nicht sagen. Ich glaube, die beobachten mich. Wer weiß, wozu die imstande sind? Andere, die so nah dran waren an der Wahrheit, sind einfach verschwunden.«
    Der zweite Sprecher seufzte. »Wer sind die ?«
    »Sie sind der Einzige, dem ich traue, aber alles kann ich Ihnen nicht sagen. Sind schon zu viele üble Sachen passiert. Wenn ich Ihnen mehr sage, dann sind Sie genauso gefährdet. Ich kann Ihnen das

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