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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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einrichten.
    »Dieser Soju kommt aus Nordkorea«, sagte er. »Sehr selten. Sieben Jahre alt. Ausschließlich für die Parteielite.«
    Er schenkte uns wieder nach, und tatsächlich, kein Zweifel: Da schwebte eine tote schwarze Schlange in der Flasche.
    Er bemerkte meinen Blick. »Eine Kreuzotter«, sagte er. »Das Gift verleiht ihm eine gewisse Süße.«
    Prost.
    »Zwanzig Millionen US-Dollar«, sagte er, stand auf und ging hin und her. Er schaute hinaus aufs karibische Meer, wo ein paar Lichter auf den Wellen hüpften.
    Weiter kam er nicht. Ich nehme an, das gehörte zu seiner Verhandlungstaktik, die allerdings an diesem Tag nicht aufging. Jemand klopfte an die Tür.
    Ein Diener trat ein. Er hatte eine Nachricht für Henry. Er las sie und beriet sich kurz mit Rado, der sagte: »Okay, schick ihn rein.«
    Drei Minuten später stand vollkommen derangiert Marcus in der Tür und entschuldigte sich wortreich. Er hielt einen Digitalrekorder in der Hand. Er hätte eigentlich mit uns fliegen sollen, hatte aber in letzter Minute wegen irgendeiner Sache noch in DC blieben müssen. Er flüsterte Henry etwas zu, dann entschuldigten sich beide.
    Marcus hatte die Angewohnheit, Musik aufzulegen, wenn er irgendetwas Wichtiges oder Vertrauliches zu besprechen hatte. Und prompt ertönte wenig später aus dem kleinen Nebenraum, in den er und Henry sich zurückgezogen hatten, eine Arie.
    Etwa zehn Minuten später kehrten sie mit todernsten Gesichtern zurück. Henry bat Rado um eine Minute unter vier Augen. Ich wusste nicht, was da lief, aber eins wusste ich ziemlich sicher: Rado hätte bei den zwanzig Millionen sofort zuschlagen sollen, weil der Preis anscheinend gerade eben in die Höhe geschossen war.
    Wir warteten weitere fünfundzwanzig Minuten draußen, während Henry und Rado sich in der Bibliothek beratschlagten. Trotz des hochtourigen Soju war ich durch Marcus’ Überaschungsbesuch schlagartig nüchtern geworden. Ich frag temich, ob sie mit ein paar schockierenden Neuigkeiten den Preis hochtreiben und Rado über den Tisch ziehen wollten.
    Wenn ja, dann wusste ich jedenfalls nichts davon. Als Henry und Rado aus der Bibliothek kamen, gingen sie in eine Ecke und tuschelten weiter miteinander. Marcus gab den Rekorder Henrys Sekretärin, wahrscheinlich zur Abschrift.
    Ich wartete so geduldig und so lange ich konnte, schließlich ging ich zu Henry und Marcus. »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Tut mir leid, aber wir müssen die Angelegenheit abschotten«, sagte Marcus. Mit anderen Worten: Verpiss dich.
    Kein Problem, ich musste nicht alles wissen. Nur dass ich das letzte Mal, als ich unvollständig informiert in etwas hineingerutscht war, fast von einem Hundertvierzig-Kilo-Monster namens Squeak umgenietet worden wäre und im Knast gelandet war. Zumindest musste ich wissen, wo die neue Entwicklung meine Seite des Rado-Walker-Deals tangierte.
    »Okay«, sagte ich. »Sagen Sie mir nur, wie die nächste Runde mit Walker aussehen soll.«
    Marcus und Henry tauschten einen nur sekundenlangen Schlechte-Nachrichten-Blick. Henry biss in den sauren Apfel. Er legte eine Hand auf meine Schulter und sagte: »Wir müssen Sie von diesem Fall abziehen, Mike.«
    Ich war fassungslos. Ich blinzelte die beiden an wie ein Idiot. »Was? Ich verstoße ein einziges Mal gegen die Tischsitten, und das war’s dann, ich bin draußen?«
    »Das hat damit absolut nichts zu tun«, sagte Marcus. »Sie haben keinen Fehler gemacht.«
    »Es geht inzwischen nicht mehr nur um einen Gesetzeszusatz«, sagte Henry. »Die Lage hat sich geändert. Wir haben es jetzt mit einer vollkommen anderen Größenordnung zu tun. Das wäre für Sie zu viel und zu früh, Mike.«
    Ich hätte ein Klagelied darüber anstimmen können, dass man mich nach Südamerika geschleift hatte, während sich zu Hause in DC die Arbeit auf meinem Schreibtisch stapelte, darüber, dass ich eine Woche vergeudet hatte, dass ich die Schnauze voll hatte von ihrem Versteckspiel, aber das hätte nicht das Geringste genutzt.
    »Ich habe mir das verdient«, sagte ich. »Ich habe Risiken auf mich genommen. Ich habe Walker gekapert. Ich bin bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Nehmen Sie mich an Bord. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    »Wir tun das zu Ihrem Schutz. Sie sind auf bestem Weg, ein wertvoller Akteur für uns zu werden. Aber lassen Sie diesen Fall sausen, es ist zu Ihrem Besten. Hier geht es um eine Geschichte, bei der Sie sich mit einem einzigen Fehler in die Scheiße reiten können – und nie

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