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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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in Marcus’ Fall musste ich mehr Sorgfalt walten lassen. Deshalb hielt ich mich vor seinem Haus versteckt. Am einfachsten wäre es bei der Arbeit gewesen, aber ich hatte mich nicht getraut. Das gesamte Gebäude der Davies Group war mit Überwachungskameras zugepflastert.
    Ich sprintete vom Gebüsch zu Marcus’ Wagen und klemmte den Tracker unter den Kotflügel. Hinter dem Zaun hörte ich einen Hund bellen (genauer gesagt, kläffen) und machte mich wieder aus dem Staub. Auftrag ausgeführt. Ein bisschen Kleingeld machte sogar aus einem Idioten wie mir einen Superspion. Ich hatte Marcus am Haken. Ist Technologie nicht was Fabelhaftes?
    Unbedingt. Aber vielleicht fuhr ich ein bisschen zu sehr darauf ab. Soweit ich feststellen konnte, gab es keine weiteren Treffen zwischen Marcus und Irin, aber ich behielt ihre Bewegungen auf meinem Computer oder der kleinen App auf meinem Handy immer im Auge. Es machte Spaß, wie Pac-Man live in Washington DC. Und allmählich lösten sich meine Befürchtungen wegen Subjekt 23 wieder auf.
    Bis mich sechs Tage später Marcus’ Sekretärin in sein Büro zitierte. Marcus saß an seinem Schreibtisch. Er stand nicht auf, er bot mir keinen Stuhl an. Keine Begrüßung, keine Vorwarnung.
    »Sie haben mit Irin Dragov i ´ c gesprochen«, sagte er.
    »Ich hab sie zufällig getroffen, ja.«
    »Hatte ich nicht gesagt, Sie sollen sich von dem Fall fernhalten?«
    »Sie war joggen und hatte sich das Knie verdreht. Ich bin zufällig vorbeigekommen und hab sie nach Hause gefahren. Das ist alles.«
    Er schaute mich an. »Sie erinnern sich doch, dass ich Ihnen gesagt habe, wie gefährlich das für Sie werden würde, wenn Sie sich da einmischen.«
    Ich hatte das Gespräch mit Marcus in Kolumbien mehr als freundlichen Hinweis darauf in Erinnerung, dass er schon auf mich aufpassen werde. Das hier klang eindeutig nach einer Drohung.
    »Ich bin sicher, Sie verstehen mich«, sagte Marcus.
    Und ob. Ich hatte keine Ahnung, wie Marcus herausbekommen hatte, was ich trieb, und ich hoffte, er wusste nur von meiner relativ harmlosen Begegnung mit Irin und nichts über den Diebstahl seiner Spesenabrechnungen und über den G P S-Tracker an seinem Wagen. Was er auch wusste, seine Ansage war unmissverständlich: Halt dich da raus, oder es wird schmerzhaft. Es mit Ausreden zu versuchen oder den Unwissenden zu spielen würde mich nur noch tiefer reinreiten.
    »Absolut«, sagte ich. »Ich halte mich raus, egal, was passiert.«
    Marcus schaute über meine Schulter. Ich drehte mich um. In der offenen Bürotür stand Davies.
    »Dann ist ja alles klar, oder, Mike?« Offensichtlich wusste er, worum es bei meinem kleinen Rapport gegangen war, und er hatte vorbeigeschaut, um den Ernst der Lage zu unterstreichen.
    »Ja«, sagte ich.
    »Dann können Sie gehen.«
    Ich ging. Als ich um die Säulen bog, die den Zugang zu den Vorstandssuiten flankierten, hörte ich Henry noch sagen: »Ich muss jetzt weg. Wir sprechen heute Abend über die Sache.«
    Nach Marcus’ Warnung kam ich nicht mehr zum Arbeiten. Ich klebte am Bildschirm und verfolgte den ganzen Nachmittag meine GPS-Tracker. Marcus’ Drohung hatte sich für mich angehört, als wollte er nur sicherstellen, dass ich nicht aus der Reihe tanzte. Aber wenn er und Henry über mein Schicksal palaverten, dann wollte ich auf jeden Fall so viel wie möglich davon mitbekommen.
    Gegen sechs Uhr am gleichen Abend. Marcus’ Tracker verließ das Bürogebäude und bewegte sich über die Reservoir Road in westlicher Richtung. Die Nähe zu Georgetown machte mich stutzig. Ich hatte immer damit gerechnet, dass er auf Umwegen zu Irins Haus fahren würde. Er fuhr jedoch auf direktem Weg über die Chain Bridge auf die andere, die Virginiaseite des Potomac, wo sich die CIA befand. Das befeuerte natürlich meine Paranoia, bis mir einfiel, dass in dieser Gegend, hoch über der Potomac Gorge, Henry Davies wohnte. Marcus’ Wagen bog in eine kurvenreiche Straße ein, die zu den Villen am Fluss nördlich der Chain Bridge führte. Wahrscheinlich besuchte er Henry.
    Das reichte mir, um mich auf den Weg zu machen. Ich räumte meinen Schreibtisch auf und ging in die Tiefgarage zu meinem Jeep. Ich hatte zwei Stunden Zeit, dann war ich mit Annie zum Essen verabredet. Ich würde einfach vorbeifahren, sagte ich mir, um zu überprüfen, ob Marcus tatsächlich bei Henry war. Bei viel Verkehr dauerte die Fahrt eine halbe Stunde.
    Der lange Weg, der hinunter zu Henrys Anwesen führte, endete vor einem gewaltigen Tor

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