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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Haskins, desto besser.
    Ich konnte also mit Annie ins Inn nach Little Washington fahren, den Kopf durchlüften und mir meine nächsten Schritte überlegen. Nie hatte ich eine Pause nötiger gehabt als jetzt.
    Schließlich war der Samstag da. Ein herrlicher Frühlings tag. Annie und ich verließen D C auf der I-66, und schon bald erhoben sich vor uns die sanften Hänge der Shenandoah- Berge.
    Etwas war allerdings komisch. Weil ich nicht widerstehen konnte, warf ich ab und zu einen Blick auf Irins Tracker und bemerkte, dass sich ihr Wagen, obwohl sie angeblich in Paris war, ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte. Vielleicht hatte sich ein Freund ihren Wagen ausgeliehen.
    Noch komischer war, dass das kleine Fadenkreuz von Irins Tracker mir und Annie auf unserem Weg aufs Land zu folgen schien. Ich machte mir keine allzu großen Sorgen. Viele Menschen zieht es an schönen Wochenenden ins Grüne.
    Gar nicht komisch war allerdings etwas anderes. Wir hatten im Inn eingecheckt, Annie flippte beim Anblick des von mir aufs Zimmer bestellten Champagners schier aus, und ich hatte gerade den kaum für möglich gehaltenen Prunk in unserem Bad in Augenschein genommen, als mir auffiel, dass das Fadenkreuz von der I-66 nach rechts abbog und sich nun in nördlicher Richtung ins Fauquier County bewegte, wo Haskins sein Landhaus hatte.
    Schlagartig verging mir die Lust auf Champagner und Sechs-Gänge-Menüs, die ihresgleichen suchten. Ich zoomte näher ran und sah, dass Irins Tracker sich einer kleinen Stadt näherte, die etwa eine Stunde von uns entfernt lag: Paris, Virginia. Ich hatte noch nie davon gehört, aber einer der vielen schwarz gewandeten Hoteldiener und Portiers, die an jeder Ecke darauf lauerten, unseren Launen zu Diensten zu sein, klärte mich auf. Paris, Virginia, lag in Fauquier County und war wie unser Städtchen ein Rückzugsort für die Mächtigen Washingtons. Klang ganz so, als wäre es ideal für einen bedeutenden Richter am Obersten Gerichtshof.
    Henry und Marcus hatten gesagt, sie würden Irin im Auge behalten. Nach allem, was ich unter Henrys Terrasse mitbekommen hatte, war klar, wenn Irin an diesem Abend Haskins und den Beweismitteln zu nahe käme, dann wäre ihr Leben und vielleicht auch seins in Gefahr. Nach Tucks und Marcus’ Warnungen musste ich aufpassen, dass Henry nicht mich zum Sündenbock machte, wenn die ganze Sache schiefgehen oder jemand verletzt werden sollte.
    Lass die Finger davon, dachte ich. Ich versuchte mir einzureden, dass schon nichts passieren würde. Ich durfte meine Karriere nicht riskieren. Und wenn ich es mit Annie wieder vermasselte, dann könnte ich alles verlieren, was ich mir mit ihr aufgebaut hatte, einem Mädchen, das einem nur einmal im Leben über den Weg läuft – und auch nur, wenn man Glück hat. Es war, als beobachtete ich mich in einem Traum, ich konnte es selbst kaum glauben, als es passierte: Ich sagte zu Annie, dass ich noch mal wegmüsse und dass ich alles versuchen würde, bis zum Essen zurück zu sein.
    »Das ist ein Scherz, oder?«
    »Ich wünschte, es wär so.«
    Wir drehten uns zwanzig Minuten lang im Kreis. Ich konnte selbst nicht glauben, dass ich mich mit ihr herumstritt, weil alles, was sie sagte – nicht zu fahren, mir keinen Ärger aufzuhalsen – vollkommen richtig war. Wie konnte ich alles aufgeben? Wie konnte ich aufs Spiel setzen, was ich mir so hart erarbeitet hatte?
    Ich spürte, dass sie wieder misstrauisch wurde, dass sie wieder an neulich Abend dachte, an die Lügen, an Irins Foto.
    »Wenn ich nicht wüsste, dass du nicht dumm genug bist, um dich derart dämlich anzustellen, dann würde ich glauben, du betrügst mich«, sagte sie. »Das ist immerhin beruhigend. Also … erzähl mir einfach, was los ist.«
    »Du darfst niemandem davon erzählen.«
    »Versprochen.«
    »Schwöre.«
    »Ich schwöre.«
    »Es geht um einen Fall, der außer Kontrolle geraten ist. Ich muss wo hinfahren, um etwas zu verhindern. Ungefähr eine Stunde von hier. Ich muss verhindern, dass jemand verletzt wird. Oder Schlimmeres. Ich lüge dich nicht an, aber ich kann dir nicht alles erzählen. Es ist zu gefährlich, ich könnte mir nie verzeihen, wenn ich dich da mit rein ziehen würde. Es tut mir leid.«
    »Okay«, sagte sie. »Ich komme mit.«
    »Tut mir leid, Annie, aber das geht nicht.«
    »Dann ruf die Polizei.«
    »Das werde ich. Wenn es brenzlig für mich wird, dann rufe ich die Polizei. Versprochen.«
    »Also, dann fahr. Ist okay, fahr.«
    Ich wusste, dass ich nicht die

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