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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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also … die Stimmen der Fernsehgötter gehört?«, fragte Jacobi.
    »Ich glaube, er hat die ganze Zeit Stimmen gehört. Und sie haben ihm vorgeschrieben, was er zu tun hatte.«
    Bei Jones’ Worten durchfuhr es mich eiskalt bis in die Fingerspitzen. Über achtundvierzig Stunden waren seit dem Massaker auf der Fähre vergangen. Während wir von einer Sackgasse in die nächste stolperten, lief Brinkley da draußen immer noch frei herum. Ließ sich von Stimmen Befehle erteilen. Mit einer Waffe in der Tasche.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo Brinkley sich im Moment aufhält?«, fragte ich.

    »Ich habe ihn vor ungefähr einem Monat vor einer Bar herumstehen sehen«, antwortete Jones. »Er sah ziemlich abgerissen aus. Sein Bart war total struppig. Ich habe noch einen Witz gemacht von wegen ›Zurück zur Natur‹, und da hat er plötzlich diesen irren Ausdruck gekriegt. Er wollte mir nicht in die Augen schauen.«
    »Wo war das?«
    »Vor der Double Shot Bar an der Geary. Fred trinkt nicht, deshalb nehme ich an, dass er vielleicht in dem Hotel über der Bar gewohnt hat.«
    Ich kannte die Adresse. Das Hotel Barbary war eines von einigen Dutzend »Touristenhotels« im Tenderloin District, die Zimmer stundenweise an Prostituierte, Junkies und arme Schlucker vermieteten. Es war nur eine Stufe über der Gosse, und zwar eine sehr niedrige Stufe.
    Wenn Fred Brinkley vor einem Monat im Hotel Barbary gewohnt hatte, dann war er vielleicht immer noch dort.

18
    Der Mann von der Wettervorhersage hatte gemeint, es würde Regen geben, aber die Sonne stand hoch und milchig weiß am Himmel. Wenn Fred Brinkley die Hand davorhielt, konnte er glatt hindurchsehen .
    Er floh in das Dunkel des Untergrunds, trabte die Stufen zur BART-Station am Civic Center hinunter, wo er immer eingestiegen war, als er noch seinen Job gehabt hatte.
    Brinkley senkte den Blick, setzte sorgfältig einen Fuß vor den anderen, als er über den vertrauten weißen Fliesenboden mit den Einfassungen aus schwarzem Granit ging. Zügig durchquerte er das Zwischengeschoss, ohne auf all die Firmensklaven zu achten, die ihre Fahrkarten und Blumen und Wasserflaschen für die Fahrt im Pendlerzug kauften. Er wollte keine Gedanken aus ihren Hamsterrad-Gehirnen auffangen, wollte nicht die neugierigen Blicke aus ihren zusammengekniffenen Augen sehen.
    Er nahm die Rolltreppe hinunter zu den Tunnels, doch er musste feststellen, dass es ihn nicht ruhiger machte; im Gegenteil, je tiefer er kam, desto erregter und wütender wurde er.
    Die Stimmen redeten wieder auf ihn ein, beschimpften ihn.
    Brinkley zog den Kopf ein und starrte auf den Boden, und er sang in Gedanken vor sich hin: Ay, ay, ay, ay, BART-a-lito lindo , um die Stimmen auszulöschen, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Kaum war er mit der Rolltreppe im dritten Untergeschoss angekommen, da bemerkte er seinen Fehler. Der Bahnsteig war brechend voll mit Hohlköpfen, die von der Arbeit nach Hause fuhren.
    Sie waren wie Gewitterwolken, mit ihren dunklen Jacken, ihren Augen, die sich in ihn bohrten, sie trieben ihn in die Enge, versperrten ihm den Weg.

    Die Bilder, die er auf der Wand aus Fernsehern im Schaufenster des Elektrogeschäfts gesehen hatte, strömten auf Fred ein: die Bilder, die ihn zeigten, wie er die Leute auf der Fähre erschoss .
    Er hatte das getan!
    Brinkley schob sich durch die Menge, murmelnd und halblaut singend, bis er an der Bahnsteigkante stand, genau in der Mitte eines Quadrats, mit den Zehen über dem Abgrund.
    Er wollte schreien: Ich musste es tun! Passt bloß auf! Ihr könntet die Nächsten sein .
    Er starrte auf die Gleise hinunter, reglos, ohne irgendjemanden anzusehen, und hielt die Hände in den Taschen, die Finger der Rechten um Bucky geschlossen.
    Sie wissen es , brüllten die Stimmen im Chor. Sie können glatt durch dich hindurchsehen, Fred.
    Hinter ihm rief eine schrille Stimme: » Hey! « Brinkley drehte sich um und sah eine Frau mit kantigem Kiefer und winzigen schwarzen Augen, die mit dem Finger auf ihn zeigte.
    »Das ist der Typ! Der von der Fähre. Er war dort! Das ist der Fähren-Killer. Jemand soll die Polizei rufen!«
    Jetzt ging alles durcheinander. Alle wussten, was er Schlimmes getan hatte.
    Du Stück Scheiße. Du Loser.
    Ay, ay, ay, ayyyyyyy.
    Fred zog Bucky aus der Tasche und schwenkte ihn über den Köpfen der Menge. Die Menschen um ihn herum kreischten und wichen zurück.
    Im Tunnel donnerte es.
    Silberblaue Waggons schossen wie Raketen in den Bahnhof, und das Getöse löschte alle

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