Die 6. Geisel - Thriller
wollte?
Ich trat hinaus in den Mondschatten des Gehsteigs und hielt dabei die Glock mit beiden Händen. Ich zielte auf die Brust des Mannes, dessen Geruch nach altem Schweiß mir in die Nase stieg.
»Ich bin es«, sagte er und starrte auf seine Schuhspitzen. »Sie haben gesagt, dass Sie nach mir suchen. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Im Videogeschäft.«
»Hinlegen!«, blaffte ich ihn an. »Gesicht nach unten, die Finger hinter dem Kopf verschränkt - so, dass ich sie sehen kann.«
Er schwankte hin und her. » Los, hinlegen - aber schnell! «, rief ich, und er ließ sich auf den Gehsteig sinken, legte die Hände in den Nacken.
Ich setzte dem Verdächtigen die Mündung meiner Glock an den Hinterkopf, während ich ihn nach Waffen absuchte. Dabei sah ich immer wieder die Bilder von Rooneys Video vor meinem inneren Auge flackern.
Ich zog einen Revolver aus seiner Jackentasche, steckte ihn mir hinten in den Hosenbund und suchte nach weiteren Waffen. Doch da waren keine.
Ich schob meine Glock ins Holster und riss mir die Handschellen vom Gürtel.
»Wie heißen Sie?«, fragte ich, während ich seine spindeldürren Arme nach hinten zog, ihm die Handschellen um die Handgelenke legte und sie zuschnappen ließ. Dann hob ich
den Umschlag vom Gehsteig auf und steckte ihn in die Hosentasche.
»Fred Brinkley«, sagte er. Seine Stimme zitterte. »Sie kennen mich. Sie haben gesagt, ich soll mich stellen, erinnern Sie sich? ›Wir werden denjenigen finden, der für diese furchtbare Tat verantwortlich ist.‹ Ich habe alles aufgeschrieben.«
Wieder liefen in meinem Kopf die Bilder von Rooneys Video ab. Ich sah diesen Mann fünf Menschen niederschießen. Ich sah ihn auf Claire schießen.
Mit zitternder Hand zog ich die Brieftasche aus seiner Gesäßtasche, klappte sie auf und fand im schwachen Schein der Straßenbeleuchtung seinen Führerschein.
Es war Alfred Brinkley.
Ich hatte ihn.
Ich belehrte Brinkley über seine Rechte, doch er verzichtete darauf und wiederholte noch einmal: »Ich habe es getan. Ich bin der Fährenkiller.«
»Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte ich.
»Ihre Adresse ist im Internet. In der Bibliothek«, erklärte Brinkley. »Sperren Sie mich ein, okay? Ich könnte es noch einmal tun.«
In diesem Moment kam Jacobis Wagen mit quietschenden Reifen vor dem Haus zum Stehen. Mit der Waffe in der Hand sprang er hinaus.
»Konntest du nicht auf mich warten, Boxer?«
»Mr. Brinkley leistet keinen Widerstand, Jacobi. Es ist alles unter Kontrolle.«
Doch als ich Jacobi vor mir stehen sah und wusste, dass die Gefahr vorüber war, überkamen mich Wellen der Erleichterung, und ich hätte am liebsten gelacht und geheult und » Yippie « geschrien, alles zur gleichen Zeit.
»Saubere Arbeit«, hörte ich Jacobi sagen. Ich spürte seine Hand auf meiner Schulter. Ich rang nach Luft, versuchte mich zu beruhigen, während Jacobi und ich Brinkley vom Boden aufhalfen.
Als wir ihn auf den Rücksitz von Jacobis Wagen schoben, wandte Brinkley sich zu mir um.
»Danke, Lieutenant«, sagte er. Seine irren Augen zuckten immer noch hin und her. Dann verzog er das Gesicht und brach in Tränen aus. »Ich wusste, dass Sie mir helfen würden.«
21
Unsere Nerven waren gespannt wie Stahlseile, als Jacobi mir in mein Büro folgte. Während Brinkley erkennungsdienstlich erfasst wurde, saßen wir über meinen Schreibtisch gebeugt, tranken Kaffee und berieten, was als Nächstes zu tun war.
Brinkley hatte gestanden, der Amokschütze von der Fähre zu sein, und er hatte einen Anwalt abgelehnt. Aber die schriftliche Aussage, die er mir abgeliefert hatte, war eine wirre Anhäufung von irgendwelchem Unsinn über weißes Licht, Ratten-menschen und einen Revolver namens »Bucky«.
Wir brauchten ein offizielles Geständnis von Brinkley, und wir mussten nachweisen, dass Alfred Brinkley, auch wenn er psychisch gestört sein mochte, in diesem Moment bei klarem Verstand war.
Nachdem ich mit Tracchio telefoniert hatte, rief ich Cindy an - nicht nur meine gute Freundin, sondern auch die Star-Polizeireporterin der Chronicle -, um ihr zu verklickern, dass wir Brinkley gefasst hatten. Anschließend schlich ich nervös im Bereitschaftsraum auf und ab und beobachtete, wie die Uhrzeiger über das Zifferblatt krochen, während wir auf Tracchio warteten.
Kurz nach neun war der Erkennungsdienst mit Brinkley fertig. Sie hatten ihm Fingerabdrücke abgenommen, Fotos gemacht und ihn in einen Gefängnis-Overall gesteckt, um seine Kleidung auf
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