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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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anderen Geräusche und Gedanken aus.
    Der Zug hielt, Klumpen von Menschen quollen hervor wie Ratten, andere strömten hinein, warfen Fred hin und her wie eine Flutwelle, stießen ihn gegen einen Pfeiler.
    So fest, dass ihm die Luft wegblieb.

    Er befreite sich, watete gegen die Strömung und erreichte die Rolltreppe. Mit langen, federnden Schritten eilte er hinauf, vorbei an den Ratten-Menschen auf der Rolltreppe, und fand den Weg hinaus auf die Straße, an die Luft.
    Die Stimme in seinem Kopf schrie: Lauf! Sieh zu, dass du hier wegkommst!

19
    Die Digitaluhr an meiner Mikrowelle zeigte 19:08. Ich war körperlich am Ende und psychisch ausgelaugt, nachdem wir den ganzen Tag lang den Tenderloin District durchkämmt hatten, nur um am Ende mit einer Liste all der Adressen dazustehen, wo Alfred Brinkley nicht wohnte.
    Und ich war nicht nur frustriert. Ich hatte Angst. Fred Brinkley lief immer noch frei herum.
    Ich stellte tiefgefrorene Käsemakkaroni in die Mikrowelle und drückte fünfmal auf den Minutenknopf.
    Während mein Essen sich drehte, ging ich den Tag in Gedanken noch einmal durch. Ich durchforstete mein Gedächtnis nach irgendeinem Punkt, den wir übersehen haben könnten, als wir sechs Dutzend billige Absteigen abgeklappert und nutzlose Gespräche mit Rezeptionisten und Mietern geführt hatten.
    Martha rieb sich an meinem Bein, und ich kraulte sie hinter den Ohren und schüttete Hundefutter in ihre Schüssel. Sie senkte den Kopf und wedelte mit ihrem buschigen Schwanz.
    »Bist ein braves Mädel«, sagte ich. »Wenn ich dich nicht hätte.«
    Ich hatte mir gerade ein Bier aufgemacht, als es an meiner Tür klingelte.
    Was war denn das?
    Ich humpelte zum Fenster, um nachzusehen, wer da so dreist war, einfach bei mir zu klingeln - aber ich kannte den Mann nicht, der unten auf dem Gehsteig stand und zu mir hinaufstarrte.
    Er war glatt rasiert und stand halb im Schatten - und er schwenkte einen Umschlag.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich habe etwas für Sie, Lieutenant. Es ist dringend. Ich muss es Ihnen persönlich übergeben.«

    Wer war er? Ein Zusteller vom Gericht? Ein Informant? Hinter mir piepste die Mikrowelle, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass mein Abendessen fertig war.
    »Werfen Sie’s in den Briefkasten!«, rief ich nach unten.
    »Das könnte ich tun«, erwiderte der Besucher. »Aber Sie haben im Fernsehen gefragt: ›Kennen Sie diesen Mann?‹ Erinnern Sie sich?«
    » Kennen Sie ihn denn? «, rief ich.
    »Ich bin der Mann. Ich habe es getan.«

20
    Einen Augenblick lang war ich vollkommen perplex.
    Der Amokschütze von der Fähre stand vor meiner Tür?
    Dann riss ich mich zusammen.
    » Ich komme sofort! «, rief ich hinunter.
    Ich schnappte das Holster mit meiner Waffe, das über dem Stuhl hing, und schnallte mir die Handschellen an den Gürtel. Während ich im ersten Stock um die Ecke bog, rief ich Jacobi mit dem Handy an, obwohl mir absolut klar war, dass ich nicht warten konnte, bis er da war.
    Vielleicht würde ich ins offene Messer laufen, aber wenn der Mann da unten wirklich Alfred Brinkley war, konnte ich es nicht riskieren, ihn entkommen zu lassen.
    Ich hatte meine Glock in der Hand, als ich die Haustür ein paar Zentimeter weit aufzog und sie als Deckung benutzte.
    » Lassen Sie Ihre Hände da, wo ich sie sehen kann! «, rief ich.
    Der Mann machte einen sprunghaften Eindruck. Er schien zu zögern, trat ein Stück zurück in Richtung Straße und kam dann wieder auf meine Haustür zu. Seine Augen zuckten wild hin und her, und ich konnte hören, dass er halblaut vor sich hin sang.
    Mein Gott, er war wahnsinnig - und er war gefährlich. Wo war seine Waffe?
    »Hände hoch. Bleiben Sie, wo Sie sind!«, rief ich noch einmal.
    Der Mann hielt inne, hob die Hände und schwenkte seinen Umschlag wie eine weiße Fahne.
    Ich musterte sein Gesicht eingehend und versuchte das, was ich sah, mit meiner Erinnerung an das Gesicht des Schützen in Deckung zu bringen. Dieser Kerl hatte sich rasiert, allerdings
ziemlich schlampig. Kleine Büschel von Barthaaren hoben sich dunkel von seiner blassen Haut ab.
    Alles andere schien übereinzustimmen. Er war groß und hager, und die Kleider, die er trug, waren die gleichen wie die, die der Schütze vor rund sechzig Stunden angehabt hatte, oder sahen ihnen zumindest sehr ähnlich.
    War dieser Mann Alfred Brinkley? Hatte ein brutaler Killer einfach so an meiner Tür geklingelt, um sich zu stellen? Oder war das hier ein anderer Irrer, der sich nur wichtig machen

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