Die 6. Geisel - Thriller
und mit Blumenkübeln geschmückt worden war.
Barnaby fing an zu kläffen, als er Tenning kommen sah. Er zerrte an der Leine, die sein Halsband mit dem Maschendrahtzaun verband.
Neben ihm stand der Kinderwagen. Oliver Glynn lag dort im Halbschatten, zappelte und heulte.
Ein Hoffnungsblitz durchzuckte Tenning.
Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Das Rohr mit dem Ventilstück fest gepackt, schob er sich
an der Hauswand entlang auf die Stelle zu, wo die zwei widerlichen kleinen Kreaturen kreischten und lärmten.
In diesem Moment kam Margery Glynn aus ihrer Wohnung, das mattblonde Haar hochgebunden und mit einem Bleistift festgesteckt. Sie beugte sich tief herab, wobei sie eine Menge milchweiße Haut an ihren Oberschenkeln sehen ließ, und hob Oliver aus seinem Wagen.
Tenning beobachtete sie unbemerkt.
Das Baby war sofort still, aber Barnaby änderte nur seine Tonlage, jedes aufgeregte Kläffen ein Stich - Stich - Stich in Tennings Ohren.
Mrs. Margery machte » Schsch! «, schob eine Hand unter den Hintern des Babys, drückte sein nasses Gesicht an ihren schlaffen Busen und trug ihn in die Wohnung.
Tenning ging auf Barnaby zu, der mitten im Jaulen verstummte und sich die Lefzen leckte - vielleicht hoffte er auf ein paar Streicheleinheiten oder einen Spaziergang im Park. Und dann schaltete er wieder seine Alarmanlage ein - kläff, kläff, kläff .
Tenning hob seinen improvisierten Schlagstock und ließ ihn mit aller Kraft niedersausen. Barnaby jaulte auf und versuchte kraftlos nach Tennings Arm zu schnappen, als das Rohr sich in den wolkenlosen Himmel hob und dann ein zweites Mal herabfuhr.
Der Köter rührte sich nicht mehr.
Während Tenning den Kadaver in eine Mülltüte steckte, dachte er nur: Ruhe in Frieden, du Bastard.
51
Drei Tage waren vergangen, seit Madison Tyler in der Scott Street, nur ein paar Schritte vom Alta Plaza Park entfernt, entführt und ihr Kindermädchen ermordet worden war.
An diesem Morgen waren wir alle im Bereitschaftsraum versammelt: Conklin, vier Detectives von der Nachtschicht der Mordkommission, die Überstunden machten, dazu Macklin, ein halbes Dutzend Cops vom Dezernat Schwerverbrechen und ich.
Macklin blickte sich in dem kleinen Raum um und sagte: »Ich werde mich kurz fassen, damit wir uns gleich an die Arbeit machen können. Wir haben nichts in der Hand - nichts als die Fähigkeiten, die in diesem Raum versammelt sind. Also lassen Sie uns weitermachen wie bisher: mit guter, solider Polizeiarbeit. Und für diejenigen unter Ihnen, die beten - legen Sie ein gutes Wort ein, dann geschieht vielleicht ein Wunder.«
Er verteilte die Einsatzbefehle und forderte die Truppe auf, Fragen zu stellen, doch es kamen keine. Stuhlbeine scharrten, als alle sich erhoben. Ich sah mir die neuen Listen von Sextätern durch, die ich mit Conklin vernehmen sollte.
Ich stand von meinem Schreibtisch auf und ging über den abgetretenen Linoleumboden zu Jacobis Tür.
»Hereinspaziert, Boxer.«
»Jacobi, an der Entführung waren zwei Täter beteiligt. Einer, der die beiden in den Wagen zwang, und dann der Fahrer. Ziemlich merkwürdig, findest du nicht - ein Pädophiler, der mit einem Partner arbeitet?«
»Noch irgendwelche Ideen, Boxer? Ich bin offen für alles.«
»Ich will noch mal ganz von vorn anfangen. Mit der Zeugin. Ich will mit ihr reden.«
»Ich kann nicht glauben, dass du es nach all den Jahren für
nötig hältst, eine Vernehmung von mir zu überprüfen«, grollte Jacobi. »Augenblick - ich habe ihre Aussage hier.«
Ich seufzte, als Jacobi seinen Kaffee, seinen Egg McMuffin und seine Zeitung zur Seite räumte und einen Stapel Aktenmappen vom Tisch nahm. Er sah sie durch, fand die gesuchte und schlug sie auf.
»Gilda Gray. Hier ist ihre Telefonnummer.«
»Danke, Lieu«, sagte ich und griff nach der Mappe. Es durchzuckte mich, als hätte ich mir einen peinlichen Versprecher geleistet. Ich hatte Jacobi noch nie »Lieu« genannt. Ich hoffte, er hätte es überhört, aber ich wurde enttäuscht. Jacobi strahlte mich an.
Ich warf ihm im Gehen ein Lächeln zu und setzte mich wieder an meinen Schreibtisch, der Stirn an Stirn mit dem von Conklin stand. Ich wählte Gilda Grays Nummer und bekam sie gleich dran.
»Ich kann jetzt nicht kommen«, protestierte sie. »Ich habe um halb zehn eine Kundenpräsentation.«
»Ein Kind wird vermisst, Ms. Gray.«
»Also gut, aber ich kann Ihnen alles, was ich weiß, in zehn Sekunden am Telefon sagen. Ich habe unseren Hund auf der Divisadero ausgeführt.
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