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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sahen , wie er vier Menschen erschoss, bevor er die Waffe auf Sie richtete, nicht wahr? Gibt es nicht ein einfaches Wort für jemanden, der in solcher Weise handelt? Lautet dieses Wort nicht ›geistesgestört‹?«

    » Einspruch, Euer Ehren - Suggestivfrage! Es handelt sich hier um ein rechtliches Problem, über das die Geschworenen zu entscheiden haben. «
    »Stattgegeben.«
    Yuki sank auf ihren Stuhl zurück. Mickey sah, wie ihr Blick von den Geschworenen zur Zeugin und dann wieder zu ihm zuckte. Gut. Er hatte sie nervös gemacht.
    »Hat Mr. Brinkley auf Sie einen geistig normalen Eindruck gemacht, Dr. Washburn?«
    »Nein.«
    »Danke. Ich habe keine weiteren Fragen.«
    »Ms. Castellano, haben Sie noch Fragen an die Zeugin?«, wandte der Richter sich an Yuki.
    »Ja, Euer Ehren.«
    Yuki erhob sich und ging auf ihre Zeugin zu. Mickey registrierte die gefurchte Stirn, die verschränkten Finger. Er wusste, dass Yuki gerne mit den Händen redete und sich wahrscheinlich bewusst zu beherrschen suchte.
    »Dr. Washburn«, sagte sie, »wissen Sie, was Alfred Brinkley dachte, als er auf Sie schoss?«
    » Nein. Das weiß ich ganz bestimmt nicht «, erwiderte Claire mit Nachdruck.
    »Ist es Ihrer Meinung nach nicht wahrscheinlich, dass Mr. Brinkley, als er auf Sie schoss, sich der Unrechtmäßigkeit seines Handelns bewusst war - dass er also wusste, dass er etwas Unrechtes tat? «
    »Ja.«
    »Ich danke Ihnen, Dr. Washburn. Ich habe keine weiteren Fragen an diese Zeugin, Euer Ehren.«
    Während der Richter Claire Washburn entließ, flüsterte Mickey Sherman seinem Mandanten etwas zu, wobei er die Hand an den Mund hielt, als sei das, was er da sagte, höchst vertraulich.
    »Das ist ziemlich gut gelaufen, finden Sie nicht, Fred?«
    Brinkley nickte mechanisch wie ein Wackeldackel - vollgepumpt
mit Medikamenten, der arme Kerl. Zugleich hörte Mickey, wie Yuki Castellano sagte: »Bitte rufen Sie Sergeant Lindsay Boxer in den Zeugenstand.«

77
    Ich hatte eine unruhige Nacht auf Cindys Couch hinter mir. Mehrmals war ich aufgewacht und durch die Flure des Blakely Arms patrouilliert. Ich hatte die Notausgänge überprüft, die Treppenhäuser, das Dach und das Kellergeschoss, ohne irgendwelche verdächtigen Gestalten zu sehen - nur eine einsame ältere Frau, die um zwei Uhr nachts ihre Wäsche wusch. Als die Sonne aufging, machte ich einen kurzen Boxenstopp in meiner Wohnung, um mich umzuziehen, und jetzt saß ich vor dem Eingang des Gerichtssaals und spürte, wie mein Puls einen Tick schneller ging, als der Gerichtsdiener meinen Namen rief.
    Ich betrat den Saal durch die Doppeltür und den Vorraum und ging über die abgenutzten Eichendielen zum Zeugenstand, wo ich vereidigt wurde.
    Yuki begrüßte mich förmlich und ließ mich fürs Protokoll meinen Namen und meinen Beruf nennen.
    Dann fragte sie: »Erkennen Sie den Mann, der die Morde auf der Fähre gestanden hat?«
    Ich bejahte und deutete auf den herausgeputzten Haufen Scheiße, der neben Mickey Sherman saß.
    Tatsächlich sah Alfred Brinkley völlig anders aus, als ich ihn vom letzten Mal in Erinnerung hatte. Sein Gesicht wirkte fülliger, die Augen, die so nervös hin und her gezuckt hatten, waren unbewegt. Rasiert und mit neuer Frisur, wirkte er sechs Jahre jünger als an dem Tag, als er sich zu den Morden auf der Del Norte bekannt hatte.
    Es war beängstigend, wie harmlos er jetzt aussah - ein richtiger Durchschnittstyp, der nette Freddy von nebenan.
    Yuki vollführte eine Pirouette auf ihren Pfennigabsätzen, sah mich an und fragte: »Waren Sie überrascht, als der Angeklagte an Ihrer Tür klingelte?«

    »Ich war zuerst vollkommen perplex, aber als er zu meinem Fenster heraufrief und mich aufforderte, zu ihm nach unten zu kommen, war ich vorbereitet.«
    »Und was haben Sie getan?«
    »Ich entwaffnete ihn, legte ihm Handschellen an und rief dann Verstärkung. Zusammen mit Lieutenant Jacobi brachte ich ihn aufs Polizeirevier, wo Mr. Brinkley unter Anklage gestellt und vernommen wurde.«
    »Hatten Sie Mr. Brinkley über seine Rechte belehrt?«
    »Ja, schon vor der Haustür und dann noch einmal auf dem Revier.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass er verstand, was Sie sagten?«
    »Ja. Ich überprüfte seinen Geisteszustand, indem ich ihn fragte, wie er heiße, wo er sei und was er getan habe. Er verzichtete schriftlich auf seine Rechte und sagte mir erneut, dass er diese Leute an Bord der Del Norte getötet habe.«
    »Wirkte er auf Sie geistig normal, Sergeant?«
    »Ja. Er war

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