Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
ein kluges Bürschchen -, oder es war jemand anders. Das Police Department von Los Angeles hat gleich eine landesweite Fahndung über die Medien ausgelöst, aber der Vater wollte kein Risiko eingehen und hat die Bundespolizei eingeschaltet.«
    Jacobi schob mir ein Fax mit dem Briefkopf des FBI hin. Die zweite Seite war ein kopiertes Foto eines entzückenden kleinen Jungen - große runde Augen, Grübchen, ein richtiger Goldschatz.
    »Der Junge heißt Charles Ray und ist sechs Jahre alt. Die Kollegen in L. A. haben die Reifenspuren vor dem Haus analysiert. Sie stammen von einem Reifentyp, der serienmäßig mit den neueren Modellen des Honda-Minivan ausgeliefert wird. Allerdings gibt es keinen Beweis dafür, dass das Fahrzeug überhaupt in die Entführung verwickelt war. Am Gartentor konnten sie keine brauchbaren Fingerabdrücke sicherstellen.«
    »Hatte der Junge ein Kindermädchen?«, fragte ich.
    »Ja. Briana Kearney. Sie war beim Zahnarzt, als Charlie entführt wurde. Ihr Alibi ist wasserdicht. Noch ist es reine Spekulation, Boxer. Vielleicht haben wir es mit denselben Leuten zu tun, die Madison Tyler entführt haben, vielleicht aber auch nicht.«
    »Wir sollten die Eltern vernehmen«, schlug Conklin vor.
    »Als ob ich euch zwei aufhalten könnte, wenn ihr euch was in den Kopf gesetzt habt«, meinte Jacobi. »Wie zwei Kampfhunde, wirklich.«
    Er schob uns noch mehr Papiere über den Schreibtisch zu - elektronische Flugtickets auf meinen und Conklins Namen, San Francisco - Los Angeles und zurück.
    »Passt auf«, sagte Jacobi, »solange wir nichts Gegenteiliges erfahren, behandeln wir die Entführung dieses Jungen als Teil des Tyler-Falls, also erstattet ihr Lieutenant Macklin Bericht. Aber vergesst nicht, mich auf dem Laufenden zu halten!« Jacobi sah auf seine Uhr. »Es ist jetzt Viertel nach zwei. Ihr könntet gegen vier in L. A. sein.«

81
    Streifenwagen parkten auf der einspurigen Straße vor dem kleinen Holzständerhaus der Rays. Es war eines von mehreren Dutzend ähnlichen Cottages, die dicht an dicht die Straße säumten.
    Die Cops standen auf dem Gehsteig und unterhielten sich. Sie begrüßten uns, als wir unsere Marken vorzeigten. »Die Mutter ist im Haus«, ließ uns ein Uniformierter wissen.
    Eileen Ray öffnete uns die Tür. Sie war weiß, Anfang dreißig, eins fünfundsiebzig, schien ungefähr im achten Monat schwanger zu sein und wirkte extrem verletzlich und hilflos. Ihr dunkles Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihr Gesicht war vom Weinen verquollen und gerötet.
    Ich stellte Conklin und mich vor, und Mrs. Ray bat uns ins Haus, wo ein FBI-Techniker gerade eine Abhörvorrichtung am Telefon anbrachte. »Die Polizei war … ganz fantastisch, und wir sind so dankbar«, sagte Mrs. Ray. Sie deutete auf ein Sofa und einen Sessel und bat uns, Platz zu nehmen.
    Das Wohnzimmer war vollgestopft mit bemalten Schränken, Körben, Vogelkäfigen und Trockenblumen, und auf dem Boden neben dem Küchentisch stapelten sich zusammengelegte Pappkartons. Der durchdringende Lavendelduft verstärkte noch den Eindruck, dass wir uns in einen Geschenkartikelladen verirrt hatten.
    »Wir arbeiten von zu Hause«, beantwortete Mrs. Ray meine unausgesprochene Frage. »eBay.«
    »Wo ist Ihr Mann?«, fragte Conklin.
    »Scotty ist gerade mit einem FBI-Mann und Briana unterwegs«, antwortete sie. »Mein Mann hofft inständig, dass Charlie sich vielleicht nur verlaufen hat und sie ihn irgendwo auflesen werden. Charlie hat bestimmt schreckliche Angst!«, rief Eileen Ray. »Mein Gott, was er in diesem Moment durchmachen
muss! Wer könnte ihn nur entführt haben?«, fragte sie mit brechender Stimme. » Und warum ?«
    Conklin und ich hatten keine Antworten, aber dafür traktierten wir Mrs. Ray mit Fragen - über ihre Aktivitäten in den letzten Stunden und Tagen, über ihre Ehe, und warum das Gartentor offen gewesen war.
    Und wir fragten, ob irgendjemand - ein Verwandter, ein Freund oder ein Fremder - übertriebenes oder unangemessenes Interesse an Charlie an den Tag gelegt hatte.
    Nichts von dem, was sie uns sagte, machte uns auch nur einen Deut schlauer.
    Eileen Ray saß da und zerknüllte ein Taschentuch in den Händen, als Scott Ray mit dem FBI-Agenten und dem Kindermädchen zurückkam, einer jungen Frau mit kindlichen Gesichtszügen, die noch keine zwanzig sein konnte.
    Conklin und ich teilten uns auf. Er befragte Scott im Schlafzimmer des Jungen, während ich mich in der Küche mit Briana unterhielt. Anders als die

Weitere Kostenlose Bücher