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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Zeugenstand rufen, die für Ihren Charakter bürgen.«
    Brinkley nickte. »Sie rufen meinen Arzt in den Zeugenstand.«
    »Richtig. Dr. Friedman wird über Ihre psychische Störung sprechen, also regen Sie sich nicht auf. Er ist auf unserer Seite.«
    »Ich will eine Chance, die Sache aus meiner Sicht darzustellen.«
    »Das werden wir sehen. Ich weiß noch nicht, ob es nötig ist, dass wir Sie selbst aufrufen.«
    Mickeys Assistentin gab ihm einen Zettel mit der Information, dass alle seine Zeugen zur Verfügung standen. Dann rief der Gerichtsdiener: »Bitte erheben Sie sich!«, und der Richter betrat den Saal durch die Tür hinter dem Podium. Die Geschworenen kamen einer nach dem anderen herein und nahmen ihre Plätze ein.
    Es war der vierte Tag des Prozesses gegen Alfred Brinkley, und die Sitzung war eröffnet.
    »Mr. Sherman«, fragte Richter Moore, »sind Sie bereit für Ihren ersten Zeugen?«
    »Die Verteidigung ruft Mr. Isaac Quintana auf.«
    Quintana trug mehrere Schichten bunt zusammengewürfelter Kleider, doch sein Blick war klar, und er lächelte, als er im Zeugenstand Platz nahm.

    »Mr. Quintana«, begann Sherman.
    »Sagen Sie Ike zu mir«, unterbrach ihn der Zeuge. »So nennen mich alle.«
    »Gut, dann also Ike«, erwiderte Mickey nachsichtig. »Woher kennen Sie Mr. Brinkley?«
    »Wir waren zusammen in Napa State.«
    »Das ist kein College, nicht wahr?«, sagte Sherman und lächelte seinen Zeugen an, während er mit den Münzen in seiner Hosentasche klimperte.
    »Nee, das ist’ne Klapsmühle«, entgegnete Ike grinsend.
    »Es ist eine staatliche psychiatrische Klinik, nicht wahr?«
    »Klar.«
    »Wissen Sie, warum Fred in Napa State war?«
    »Klar. Er hatte Depressionen. Wollte nicht essen. Wollte gar nicht mehr aus dem Bett. Ganz schlimme Albträume hatte er. Seine Schwester war nämlich gestorben, und in Napa hat er sich einweisen lassen, weil er nicht mehr leben wollte.«
    »Ike, woher wissen Sie, dass Fred unter Depressionen litt und Selbstmordabsichten hatte?«
    »Weil er’s mir gesagt hat. Und ich wusste auch, dass er auf Antidepressiva war.«
    »Und wie lange haben Sie Fred gekannt?«
    »Ungefähr zwei Jahre.«
    »Und Sie haben sich ganz gut mit ihm verstanden?«
    »Aber klar doch. Er war ein ganz lieber Kerl. Deswegen weiß ich auch, dass er diese ganzen Leute auf der Fähre nicht umbringen wollte …«
    »Einspruch, Euer Ehren! Kein Bezug zur Frage«, fuhr Yuki dazwischen. »Ich beantrage, dass die letzte Bemerkung des Zeugen aus dem Protokoll gestrichen wird.«
    »Stattgegeben. Die Streichung wird hiermit angeordnet.«
    »Ike«, wandte Sherman sich mit beruhigender Stimme an seinen Zeugen, »war Fred Brinkley in der Zeit, als Sie ihn kannten, jemals gewalttätig?«
    »Ach was, nie. Wer hat Ihnen das denn erzählt? Er war total
locker. Das kommt von den Medikamenten. Du schluckst’ne Pille, und schon bist du gar nicht mehr wirklich verrückt.«

92
    Yuki erhob sich vom Tisch der Anklagevertretung und strich die Falten ihres Nadelstreifenrocks glatt. Quintana wirkt wie aus der Muppet-Show entsprungen, dachte sie, mit seinem verrückten Grinsen und seinem Outfit, das aussah, als schleppte er einen kompletten Flohmarkt mit sich herum.
    Es schien alles für ihn zu laufen. Die Geschworenen lächelten; sie mochten ihn, und das strahlte auch auf Brinkley ab.
    »Mr. Quintana«, begann sie, »warum waren Sie in Napa State?«
    »Ich bin Zwangsneurotiker. Das ist nicht gefährlich oder so. Es nimmt bloß meine ganze Zeit in Anspruch, weil ich dauernd Sachen sammle und immer alles überprüfen muss …«
    »Danke, Mr. Quintana. Und sind Sie auch Psychiater?«
    »Nee. Aber ich kenne ein paar von den Typen, das können Sie mir glauben.«
    Yuki lächelte, während die Geschworenen in sich hineinkicherten. Es würde schwierig werden, Quintanas Aussage auseinanderzunehmen, ohne die Geschworenen gegen sich aufzubringen.
    »Was arbeiten Sie, Mr. Quintana?«
    »Ich bin Tellerwäscher im Jade Café an der Bryant. Wenn Sie’s richtig sauber wollen, engagieren Sie am besten Zwangsneurotiker fürs Geschirrspülen.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Yuki in das Gelächter von der Zuschauergalerie hinein. »Haben Sie irgendeine medizinische Ausbildung?«
    »Nein.«
    »Und wann haben Sie Mr. Brinkley das letzte Mal gesehen, abgesehen von heute?«
    »Vor ungefähr fünfzehn Jahren. Er ist so um 1988 rum aus Napa entlassen worden.«

    »Und Sie hatten seither keinerlei Kontakt mit ihm?«
    »Nein.«
    »Sie würden es

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