Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete
des Tages noch irgendwann tun werden. Zum Beispiel
1. Meine E-Mails beantworten
2. Meinen Hund füttern
3. Die Wäsche aufhängen
Tun Sie diese drei Dinge dann einfach langsam und konzentriert – ohne dabei Musik zu hören, fernzusehen oder daran zu denken, was Sie als Nächstes tun wollen. Lassen Sie keine inneren oder äußeren Störenfriede zu:
• Der Wasserhahn tropft, während Sie Ihren Hund füttern? Das kann noch ein paar Sekunden warten: Kümmern Sie sich später darum.
• Das Telefon klingelt, während Sie Ihre nassen Jeans an die Leine hängen? Keine Sorge: Wenn es wichtig ist, wird der Anrufer es später noch einmal probieren.
• Ihnen fällt ein, dass Sie eigentlich noch eine Freundin anrufen wollten? Kümmern Sie sich erst um Ihre E-Mails, so wie Sie es sich vorgenommen haben; danach können Sie immer noch bei ihr anrufen.
Das Aufspüren des eigenen Rhythmus ist eine wichtige Fähigkeit, die sehr dabei hilft, »Zeit zu gewinnen«, statt sie zu verlieren. Alles Lebendige wird von festen Rhythmen beeinflusst. Die natürlichen
Rhythmen wie die vier Jahreszeiten, Ebbe und Flut, Tag und Nacht oder die Mondrhythmen prägen uns. Daher ändern auch 30 Fernsehprogramme nichts daran, dass wir im Winter weniger Energie haben als im Sommer, dass wir uns im Frühling besonders leicht verlieben oder dass wir depressiv werden, wenn es uns an Licht mangelt.
Neben den Rhythmen der Natur gibt es auch gesellschaftliche, auf Traditionen beruhende Rhythmen. Das Weihnachtsfest gehört ebenso dazu wie das Sonnwendfeuer, bestimmte Dorffeste oder etwa die Sitte, den Sonntag als Ruhetag zu nutzen. Leider geht es einigen dieser teils Jahrtausende alten Traditionen ähnlich an den Kragen wie bedrohten Tierarten: Immer weniger Menschen kümmern sich darum und ihr Überleben ist somit ungewiss.
Die Störung der Natur-Rhythmen gelingt dem Menschen nur schwer, obwohl der Treibhauseffekt und die ausdauernde Vergiftung der Umwelt hier noch für einige Überraschungen sorgen dürften. Jahreszeiten-Feste und andere Traditionen sind hingegen längst ins Wanken geraten. Ebenso der Tag-Nacht-Rhythmus oder der natürliche Wechsel zwischen Aktivität und Entspannung. All das kann nicht ohne Folgen für unser eigenes Gleichgewicht bleiben: Geraten die äußeren Rhythmen aus den Fugen, so leiden auch die natürlichen Rhythmen im Körper – ob Kreislauf, Puls- und Herzschlag, Hormonhaushalt oder das harmonische Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus.
Ob Ihnen gesellschaftliche Rhythmen nun wichtig sind oder nicht, ist allein Ihre Entscheidung. Die wichtigere Frage ist, ob es Ihnen gelingt, zu Ihrem individuellen Rhythmus zu finden und ihn zu pflegen. So wie jedes Musikstück seinen ihm eigenen Rhythmus hat, trifft das auch auf jeden Menschen zu. Natürlich ist ein Adagio-Satz ruhiger als ein Allegro-Satz – aber hektisch sind beide nicht. »Allegro« bedeutet nämlich nicht »hetzend«, sondern »bewegt« oder »lebhaft«. Lebendigkeit und Bewegung sind aber nicht das Gegenteil der Langsamkeit, um die es hier geht. (Auch Schildkröten sind schließlich lebendig, bewegen sich und können mitunter sogar recht schnell laufen – mit Hektik hat das aber trotzdem nichts zu tun.)
Als Kurma gerade an nichts dachte, hörte sie hinter sich plötzlich ein aufgeregtes Piepsen. Sie drehte den Kopf und sah Pikki, die offenbar in streitsüchtiger Laune war. »Kurma, ich hab darüber nachgedacht, was Ihr gestern gesagt habt, und finde, dass Ihr ganz und gar im Unrecht seid.« Kurma hob fragend die Augenbrauen. »Ihr habt gesagt: ›Sind die Füße schnell, ist auch das Herz schnell‹ – und dass die Harmonie in Körper und Geist dadurch gestört würde.« Kurma erwiderte: »Nun – nicht ganz. Ich sagte: ›Sind die Füße in Eile, ist auch das Herz in Eile‹. Eile und Schnelligkeit sind nämlich nicht dasselbe.« »Ganz egal!«, rief Pikki. »Ich wollte nur sagen, dass ich nun mal keine Schildkröte bin, sondern eine Maus. Und darum finde ich das auch vollkommen in Ordnung, wenn ich viel herumrenne!« Darauf erwiderte Kurma: »Liebe Pikki, du hast ja recht: Natürlich ist eine Maus keine Schildkröte. Dein Rhythmus ist schneller als der meinige – doch ich fürchte, das ist nicht dein Problem. Wärst du in deinem eigenen Rhythmus, gäbe es keinen Grund für Klagen und Kopfschmerzen.« »Ach Meisterin – jetzt bin ich erst recht verwirrt. Soll ich nun versuchen, Langsamkeit zu entwickeln, oder nicht?« »Wenn du
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