Die 99 haeufigsten Gartenirrtuemer
oder Giftstoffe, also letztlich auf (bio-)chemische oder auf physikalische Weise. Darin sind sie den synthetischen Wirkstoffen grundsätzlich ähnlich, nur eben mit dem Unterschied, dass sie der Natur entstammen.
»Biologischer Pflanzenschutz« dagegen steht in der gärtnerischen Fachsprache für den gezielten Einsatz von Lebewesen zur Schädlingsbekämpfung: beispielsweise von eigens dafür vermehrten Florfliegen gegen Blattläuse und Thripse, von Marienkäfern gegen Schildläuse und von Raubmilben gegen Spinnmilben. Die Nützlinge erhält man im Fachhandel je nach Art als Eier, Larven oder erwachsene Tiere, z. B. in Tüten, auf Kärtchen oder Kartonrähmchen, um sie dann zwischen den gefährdeten Pflanzen zu verteilen. Solch ein Nützlingseinsatz hat sich vor
allem im Gewächshaus, Wintergarten und am Blumenfenster bewährt. Es gibt aber auch Nützlinge für die biologische Schädlingsbekämpfung im Freien, etwa Schlupfwespen gegen Apfelwickler und spezielle Nematoden-Präparate gegen Dickmaulrüssler.
»Pflanzenschutzmittel« sind schlimme Gifte
Viele kritisieren den Begriff »Pflanzenschutzmittel« als verharmlosend und sprechen lieber von Pestiziden, aus gut nachvollziehbaren Gründen. Viele sogenannte Pflanzenschutzmittel, die über Jahrzehnte in Unmengen ausgebracht wurden, waren hochgiftige Stoffe, die Menschen und Tiere extrem gefährdeten, sich über lange Zeit anreicherten und dramatische Auswirkungen auf die Umwelt hatten. Das begann schon früh mit tückischen Giften wie Arsen und Quecksilber und erreichte im 20. Jahrhundert mit dem Masseneinsatz »moderner« chemischer Mittel wie DDT, Lindan und E 605 einen traurigen Höhepunkt. Solche Wirkstoffe sind in der EU schon länger verboten. Aber auch manche der heutigen Mittel geraten immer wieder in die Kritik, teils durchaus zu Recht.
Grundsätzlich muss man aber bedenken: Wenn ein Spritz-, Gieß- oder Streumittel Schädlinge und Pilzkrankheiten wirksam bekämpfen soll, dann ist es für die betroffenen Organismen zwangsläufig ein Gift, selbst wenn es sich um einen Naturstoff handelt. Tatsächlich wappnen sich viele Pflanzen mit selbst produzierten Alkaloiden und anderen hochgiftigen Substanzen gegen Mitesser.
Falls überhaupt Giftstoffe eingesetzt werden, um Pflanzen zu schützen, sollten sie idealerweise nur gegen die auftretenden Schaderreger, also selektiv, wirken und dabei Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen
schonen, ebenso Bienen und Hummeln. Außerdem sollten sie möglichst ungiftig sein für Menschen und andere Warmblüter, die Gewässer nicht belasten und sich in absehbarer Zeit vollständig abbauen, aber auch nicht zu schnell, sonst muss man ständig wieder spritzen. Solche »Idealgifte« sind allerdings sehr schwer zu finden, in der Natur ebenso wie im Chemielabor.
Doch es gibt schon etliche Wirkstoffe, die diese Anforderungen wenigstens zum Teil erfüllen. Mittlerweile werden Pflanzenmittel vor der Zulassung gründlicher als je zuvor auf solche Kriterien geprüft. Im Klein- und Hausgartenbereich sind kaum noch Mittel erlaubt, die bei falscher Anwendung direkt gefährlich werden könnten (Ausnahmen: einige Wühlmausköder und -begasungsmittel). Ansonsten besteht das Risiko bei als »potenziell gesundheitsschädlich« ausgewiesenen Mitteln vor allem in eventuellen allergischen Reaktionen. Das alles ist absolut kein Anlass zur Verharmlosung oder gar für einen leichtsinnigen, unsachgemäßen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Aber die pauschale Befürchtung, das seien alles »schlimme Gifte«, wirkt beim heutigen Stand doch etwas übertrieben – möglicherweise sind manche gebräuchliche Putz- und Reinigungsmittel unterm Strich letztlich noch bedenklicher.
Natur- und Hausmittel sind stets harmlos
Viele Hobbygärtner verzichten ganz auf chemische Pflanzenschutzmittel und greifen lieber zu pflanzlichen Präparaten oder Hausmitteln, die nicht selten als »Bio«-Geheimtipps gehandelt werden. Grundsätzlich spricht für Naturstoffmittel, dass sie in der Regel gut und schnell abbaubar sind. Und die meisten belasten tatsächlich die Umwelt und die Gesundheit nur wenig.
Aber es gibt Ausnahmen. Drastische Beispiele sind Nikotin aus der Tabakpflanze und Rotenon aus den Wurzeln tropischer Leguminosen: Beide wurden früher als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt, aber schließlich wegen ihrer starken Giftigkeit verboten. Käufliche Pflanzenschutzmittel aus Naturstoffen werden heute genauso penibel auf eventuelle Neben- und
Weitere Kostenlose Bücher