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Die 99 haeufigsten Gartenirrtuemer

Die 99 haeufigsten Gartenirrtuemer

Titel: Die 99 haeufigsten Gartenirrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Mayer
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vor allem aus Ostasien und Nordamerika eingeführt wurden, listet das Bundesamt für Naturschutz derzeit nur rund 35 problematische Neophyten. Andere »Exoten« wie Ölweiden, verschiedene Hartriegel und Blasenstrauch haben sich schon lange in der Landschaft wie in Gärten bewährt, weil sie selbst mit extremen Standorten zurechtkommen und sich für spezielle Schutzpflanzungen eignen.
    Bei allen Vorzügen heimischer Gehölze, wie Hasel,
Sanddorn und Schlehe, muss man auch sagen: Viele von ihnen wachsen sehr kräftig, was in kleineren Gärten Probleme bereitet, blühen zu Zeiten, zu denen Bienen, Schmetterlinge & Co. ohnehin reichlich Pollen und Nektar finden, und die wenigsten sind wintergrün. Der heimische Weißdorn zählt außerdem zu den wichtigsten Wirtspflanzen der gefährlichen Feuerbrand-Krankheit. So spricht manches dafür, mit Fremdlingen, wie z. B. Winterjasmin, Mahonie und Goldjohannisbeere, für etwas Abwechslung zu sorgen. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge wissen zudem »ausländische« Blumen und Stauden sehr zu schätzen, so etwa Indianernessel, Katzenminze, Sonnenhut, Steppensalbei und Winterlinge.
    Leider haben die letzten Eiszeiten dazu geführt, dass unsere Pflanzenwelt schon vor Jahrmillionen ihre Vielfalt einbüßte. Das änderten erst die alten Römer, die viele unserer längst vertrauten Obstarten, Gemüse und Kräuter über die Alpen mitbrachten, weil ihnen die germanische Kost zu eintönig war. »Unsere« Sauerkirsche, Weinrebe, Spinat, Petersilie, Flieder, Rosskastanie, Klatschmohn, Schneeglöckchen, Duftveilchen – das sind alles Mitbringsel oder Einwanderer aus anderen Weltgegenden.

    Nicht zuletzt sollte man bedenken, dass nur regional wachsende Pflanzen »echt heimisch« sind. In der norddeutschen Tiefebene beispielweise wird sich so manches fremdländische Gewächs, das aus ähnlichen Klimaverhältnissen stammt, wesentlich besser einfügen als etwa eine typisc Alpenpflanze.

     
    Im Naturgarten regelt sich alles von selbst
    Wer seinen Garten naturnah anlegt und pflegt, kann sich allerhand Arbeit ersparen. Hier wachsen überwiegend pflegeleichte Wildgehölze und Wildstauden, robuste Gemüse- und Obstsorten sowie Mischkulturen mindern den Schädlingsbefall, und Mulchen ersetzt weitgehend das Hacken. Die vielfältige Bepflanzung, etwas geduldeter Wildwuchs und Nist- und Überwinterungshilfen für Vögel, Igel und Insekten fördern Nützlinge, die Schaderreger im Zaum halten. So nähert sich der Garten natürlichen Ökosystemen an und wird dann manchmal als grünes Paradies propagiert, in dem sich, ebenso wie in Wald und Flur, alles harmonisch von selbst einpendelt.
    Aber selbst ein großer Garten ist in der Regel kein eigenständiges Ökosystem, das sich völlig unbeeinflusst entwickeln kann, sofern er nicht gerade in einem Naturschutzgebiet liegt oder rundum von anderen konsequent naturnahen Gärten umgeben ist. Außerdem gibt es in jedem Garten-Biotop zwangsläufig einen »Störfaktor«: den Gartenbesitzer. Sofern sich der nicht mit dem Anblick von Gänseblümchen, Königskerzen und Zaunwinden sowie der Ernte von Brennnesseln, Löwenzahn und Melden begnügen will, muss er ständig mehr oder weniger stark eingreifen.
    Wenn er trotzdem das meiste einfach wachsen lässt, stellt sich nicht unbedingt die gewünschte Vielfalt ein: In den oft nährstoffreichen Gartenböden dominieren bald Quecken, Giersch, Franzosenkraut, Disteln & Co. die Vegetation. Permanentes Mulchen zum Unterdrücken solcher Kräuter ist auch nicht die Ideallösung: Das kann unter Umständen Schnecken und Wühlmäuse begünstigen . Manche Wildgehölze und -stauden breiten sich durch Ausläufer oder Selbstaussaat ebenfalls unerwünscht
stark aus, und gelegentliches Auslichten tut selbst den naturnahen Sträuchern gut.
    Auch das Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen verläuft nicht immer wie im Bilderbuch. Sogar in natürlichen Ökosystemen kommt es gelegentlich durch Witterungseinflüsse zu Massenvermehrungen von Pflanzenfressern und -saugern. Meist reguliert sich das mit der Zeit tatsächlich wieder. Im Garten verlangt das aber viel Geduld und Muße, und man muss allerhand Pflanzen und Ernten opfern, bis sich alles wieder eingespielt hat. Besonders kritisch wird das völlige »Laisserfaire«, wenn gefährliche, sich rasch ausbreitende Schädlinge oder hochinfektiöse Pilz-, Bakterien- und Viruskrankheiten auftreten.
    Auch im Naturgarten ist deshalb grundsätzlich ein behutsames, aber beständiges Lenken

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