Die 99 haeufigsten Gartenirrtuemer
jeher fieberhaft nach Abwehrmitteln. Schon in den früheren Bauerngärten sollten die Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) und die prächtig blühenden Kaiserkronen mit ihren intensiven Gerüchen die gefräßigen Nager fernhalten. Auch Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Hundszunge (Cynoglossum officinale), Knoblauch, Narzissen, Schwarze Johannisbeere und Holunder werden öfter als wühlmausvertreibende Pflanzen genannt.
Fasst man unzählige Erfahrungen von Fachleuten und Hobbygärtnern zusammen, kann man lapidar festhalten: Manchmal klappt’s – meist aber nicht. Eine Schutzwirkung zeigt sich noch am ehesten, wenn einerseits sehr viele dieser Abwehrpflanzen rund um die Beete gesetzt werden und andererseits die dadurch behüteten Pflanzen nicht gerade zu den Lieblingsspeisen der Wühlmäuse zählen. Ansonsten reichen die Vertreibungskräfte der Abwehrpflanzen meist nur aus, um sich selbst und die allernächste Umgebung zu schützen. Gelegentlich wurde aber auch schon beobachtet, dass sich die Nager ausgerechnet über Knoblauchzehen, Narzissenzwiebeln oder Holunderwurzeln genussvoll hermachten.
Bleibt noch die Hoffnung, dass die Wühlmäuse die giftigen Wolfsmilchsamen in ihren Vorratsgängen sammeln, über Winter fressen und schließlich daran verenden. Das kann durchaus passieren. Doch in den meisten Gärten finden die Tiere genug Alternativen und sind deshalb nicht auf die giftigen Samen angewiesen. Auch andere des Öfteren gepriesene Vertreibungs- und Vergrämungsmittel zeigen meist nicht die erwünschte Wirkung. Recht zuverlässig helfen dagegen geeignete Wühlmausfallen, die man im Spätherbst und Winter in den Gängen aufstellt.
Bierfallen reduzieren die Schnecken
Schnecken lieben Bier, genauer gesagt, den Duft des Gerstensafts. Gräbt man glattwandige Becher ebenerdig im Gartenboden ein und füllt sie gut zur Hälfte mit Bier auf, kann man damit rechnen, dass bald einige der gefräßigen Weichtiere hineinfallen und im Bier ertrinken. Und dies immer wieder, wenn das Fang-Bier alle paar Tage durch frisches Gebräu ersetzt wird. Die »Bierleichen« lassen sich dann einfach über den Kompost oder die Biotonne entsorgen. So erfreuen sich Bierfallen großer Beliebtheit, auch in Luxus-Ausführungen mit Regendach und Behältereinsätzen, wie sie der Gartenbedarfshandel anbietet. Eigentlich eine prima Lösung, ganz ohne Gifte!
Doch leider lässt sich der »Freibier-Effekt« nicht leugnen: Die Bierfallen fangen zwar etliche Schnecken ab,
ziehen aber noch mehr aus der weiteren Umgebung heran. Denn die Tiere haben einen ausgeprägten Geruchssinn und können Düfte über Distanzen von mindestens 20 m, teils sogar bis weit über 100 m, wahrnehmen. Bei ihrem weiten Anmarsch zu den Bierfallen stärken sich die Kriechtiere dann gern noch an zartem Austrieb und an Jungpflanzen, die ihnen unterwegs vor ihre Raspelzunge kommen. Nebenbei können in solchen Bierfallen auch harmlose Gehäuseschnecken und sogar Nützlinge verenden.
Bierfallen sollten deshalb nur innerhalb kleiner, abgegrenzter Flächen eingesetzt werden, die am besten von einem Schneckenzaun umgeben sind. Dann können sie gezielt die Schnecken erfassen, die sich innerhalb der Barrieregrenzen im Boden versteckt haben, sowie die wenigen, die es schaffen, auch solche Hürden zu überwinden.
Nebulöse Naturliebe
Nur heimische Pflanzen gehören in den Garten
Wer einen naturnahen, belebten Garten anstrebt, tut gut daran, viele heimische Gehölze und Wildblumen zu pflanzen. Auf diese hat sich die Tierwelt seit Urzeiten eingestellt. So finden Vögel, Schmetterlinge, Bienen und viele weitere Kleintiere reichlich geeignete Nahrung, Rückzugsräume und Nistgelegenheiten.
Einige aus fremden Ländern eingeführte Zierpflanzen haben sich dagegen als regelrechte Plagen entpuppt. So etwa die Kanadische Goldrute und der stark hautreizende Riesen-Bärenklau aus dem Kaukasus: Sie sind vielerorts aus Gärten ausgewildert, haben sich an Naturstandorten massiv ausgebreitet und verdrängen dort die heimische Pflanzenwelt. Selbst Schmetterlingsstrauch (Buddleja davidii) und Robinie werden mittlerweile als invasive Neophyten ( »Neubürger«) eingestuft. So plädieren heute manche Gartenfreunde und -berater dafür, ausschließlich heimische Gewächse zu pflanzen.
Doch längst nicht alle fremdländischen Pflanzen sind für die Tierwelt nutzlos oder gar gefährliche Invasoren. Von den Tausenden an Pflanzenarten, die seit der Entdeckung anderer Kontinente
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