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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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dabeisein«, sagte Tom mit einem Lächeln und deutete auf die Projektoren, die die ›Arena‹ säumten. »Es wird sicher eine gro ß artige Vorstellung.«
    »Nichts dagegen«, erwiderte der alte Mann a u genzwinkernd, »wenn Sie es bis heute abend zum Flu g hafen und wieder zurück schaffen. Der Eintritt ist jedenfalls frei.«
    »Wirklich, Mr. Hopkin?« Ein Windstoß wischte das Lächeln von Toms Gesicht und trug es davon. »Ist er das jemals?«
    Noch bevor der alte Mann antworten konnte, hatte er sich abgewandt und war auf dem Weg zu seinem Fahrzeug. Tom drehte sich auch nicht um, als er die Leiter zum Fahrerhaus erklommen und hinter dem Steuer Platz genommen hatte. Es schien, als hätte er es plötzlich sehr eilig.
    »Gute Fahrt!« rief ihm Lewis B. Hopkin nach, dann heulten die Turbinen des stählernen Kolosses auf und übertönten jedes andere Geräusch.
    Der alte Mann kam sich plötzlich klein und hilflos vor.
    Die Hand zu einem halbherzigen Abschiedsgruß erhoben, beobachtete er, wie der Transporter Fahrt aufnahm, allmählich kleiner wurde und schließlich im Schatten der Bruchstelle verschwand. Erst als sich der aufgewirbelte Staub gesetzt hatte und das Mot o rengeräusch verklungen war, ließ er den Arm sinken.
    Er war allein.
    Eigentlich hätte er sich erleichtert fühlen müssen, schließlich hatte er es selbst so gewollt. Dennoch kam er sich vor wie ein kleiner Junge, den die Eltern allein auf dem Spielplatz zurückgelassen hatten: Spiel schön, wir holen dich nachher wieder ab.
    Der Blick des alten Mannes glitt über die Kette der Lichtmasten, die Lautsprechersäulen und das Gen e ratorgebäude.
    Das war sein Spielplatz, der auf ihn wartete.
    Aber es würde niemand kommen, um ihn abzuh o len, wenn das Spiel vorbei war oder keinen Spaß mehr machte.
    Oder doch ...?
    Lewis B. Hopkin schüttelte unwillig den Kopf. Gr ü beleien dieser Art verdarben ihm nur die Laune. Und heute war doch sein großer Tag, oder etwa nicht?
    Der alte Mann griff nach seinem Aktenkoffer und ging mit festen Schritten zurück zum Gebäude. In knapp drei Stunden würde die Vorstellung beginnen, und bis dahin war noch einiges zu tun ...
     
    Die Maschinen erwachten zum Leben.
    Magnetventile klickten und gaben Rohrleitungen frei. Düsen sprühten Aerosole in die Dämmerung, die aufstiegen und sich über dem Krater zu einer feinen Dunstschicht formierten. Schaltschütze krac h ten, und es wurde Sommer. Im unsichtbaren Feuer versteckter Laserbatterien erstrahlte der Hi m mel in leuchtendem Blau.
    Lautlos begannen die Speicherscheiben in den Vak u umkammern zu rotieren. Winzige Impulse wurden verstärkt, rasten mit Lichtgeschwindigkeit durch ein Labyrinth von Kabeln und brachten die Röhren der Projektoren zum Glühen.
    Blenden glitten summend zur Seite:
    Sssst – und der staubige Felsboden verwandelte sich in eine sattgrüne Rasenfläche.
    Fffft – mächtige Roßkastanien und Eichen strec k ten ihre Kronen in den blauen Sommerhimmel.
    Tsszz – ein blitzender See entstand, Ruderboote gli t ten lautlos über die spiegelglatte Oberfläche.
    Weitere Projektoren wurden zugeschaltet, und plötzlich war der Rasen mit einem bunten Flicke n teppich bedeckt: Tausenden und Abertausenden leicht bekleideter Menschen, die es sich auf Lieg e stühlen, Matratzen und Decken bequem gemacht hatten und wie gebannt in eine Richtung starrten. Dorthin, wo sich ein Panzerwagen wie ein urzeitl i ches Ungeheuer im Schrittempo seinen Weg zu e i ner hölzernen Bühne bahnte, die im gleichen A u genblick aus dem Nichts entstanden war.
    Ein leises Knacken ertönte, das aus allen Richtu n gen gleichzeitig zu kommen schien: Die Verstärker w a ren bereit.
    Dann erwachte die Szene schlagartig zum Leben. Eine Flut von Geräuschen – Stimmen, Gelächter, Kindergeschrei und Lautsprecherdurchsagen – brach mit unwiderstehlicher Gewalt über die sommerliche Parklandschaft herein. Nicht wirklich laut nach ird i schen Maßstäben, dennoch buchstäblich ohrenb e täubend angesichts der tiefen Stille, die den Ort bis zu diesem Zeitpunkt erfüllt hatte.
    Doch es gab niemanden, der die Veränderung b e merkte.
    Lewis B. Hopkin, der einzige Mensch im Umkreis von fünfhundert Meilen, lag im Bett und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen.
    Er hatte Angst.
    Die Furcht des alten Mannes hatte nichts mit den äußeren Umständen zu tun. Er hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, daß er keine Hilfe zu erwa r ten hatte, wenn ihm hier etwas zustieß. Sehr viel Zeit blieb ihm

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