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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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wäre er über Sallys Picknickkorb gesto l pert.
    War das wirklich Zufall?
    »Hallo Sally, hallo Leute.« Der Junge spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht schoß. Er grinste verlegen und reichte Sally und ihren beiden Begleitern die Hand. Das andere Mädchen, Susan, kannte er vom Sehen; der Junge daneben schien ihr Freund zu sein.
    Vorsichtig ließ sich Lewis auf dem winzigen Fl e cken Decke nieder, den Sally für ihn freigehalten hatte. Es war eng, und so legte er seinen rechten Arm um die Schultern des Mädchens. Sally schien nichts dagegen zu haben, auch wenn er ihr den Ä r ger über seine U n pünktlichkeit immer noch ansah.
    »Ich kenne jemanden, der um eins am Denkmal sein wollte«, stellte das Mädchen fest, ohne die Stimme zu heben.
    »Tut mir leid«, stammelte Lewis verlegen, »hab den Zug verpaßt.« Als er die Enttäuschung in Sallys G e sicht sah, korrigierte er sich: »Na ja, nicht direkt ve r paßt. Es gab Ärger ...«
    »Ärger?«
    »Mmh, weil ich keine Fahrkarte hatte«, murmelte der Junge unglücklich.
    Jetzt war es heraus. Die drei mußten ihn für einen Trottel halten, weil er sich beim Schwarzfahren hatte erwischen lassen, aber es war nun einmal passiert.
    »Na klasse«, versetzte Sally und warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, der durch das kaum wah r nehmbare Zucken ihrer Mundwinkel Lügen gestraft wurde. »Und ich stehe mir zwei Stunden die Beine in den Bauch und verpasse King Crimson ...«
    »Tut mir leid«, wiederholte Lewis und zuckte z u sammen, als das Mädchen plötzlich laut herausplat z te. Als sich ihre Blicke trafen, begriff Lewis, daß Sally längst nicht mehr wütend war, sondern die S i tuation genoß.
    »Tut mir leid!« keuchte sie zwischen zwei Lac h salven. »aber ich hatte doch keine ... Fahrkarte!«
    Dabei imitierte das Mädchen seinen schuldbewu ß ten Gesichtsausdruck so hinreißend, daß Lewis aus voll s tem Herzen mitlachen mußte, bis auch ihm die Tr ä nen kamen.
    »Ihr müßt ja einen Spaß haben«, bemerkte Susan, als ihnen schließlich die Luft ausging. »Sieht übr i gens so aus, als würde es gleich losgehen.«
    Vorn auf der Bühne verlas ein schnauzbärtiger Mann gerade die Namen von verlorengegangenen Kindern, die ihre Eltern am Bootshaus erwarteten. Sam Cu t lers von Wohlwollen getränkte Stimme – woher kannte er eigentlich den Namen des Mannes? – eri n nerte an einen Hilfsgeistlichen und stand in grote s kem Gegensatz zum martialischen Aufzug der A n gels, die die Bühne mittlerweile von überzähligen Personen geräumt hatten.
    Hinter dem Banner des Veranstalters, Blackhill Enterprises, hing ein riesiges Farbphoto an der Bü h ne n rückwand. Es war Brian, der nie wieder auf einer Bühne stehen würde. Was von ihm übrig war, wart e te in der Pathologie des Queen Victoria-Krankenhauses auf die Freigabe zur Bestattung ...
    »Ist dir nicht gut?« Sallys Stimme riß den Jungen aus seinen Betrachtungen. Das Mädchen mußte ihm se i ne trüben Gedanken angesehen haben.
    »Ach was«, Lewis schüttelte den Kopf und läche l te verlegen. 
    Wie schön sie ist , dachte er, als er Sallys Blick erw i derte. Ich will nicht, daß sie traurig ist.
    »Wirklich«, versicherte er. »Ich bin okay.«
    »Na gut, Schwarzfahrer«, das Mädchen entspan n te sich und griff nach dem Picknickkorb. »Möchte j e mand ein Bier?«
    Die Vorstellung war so verlockend, daß Lewis das Wasser im Mund zusammenlief. Es war brütend heiß. Die Sonne brannte unbarmherzig, und es wehte nicht das leiseste Lüftchen.
    »Wir haben Watney’s oder Watney’s«, grinste Sa l ly und lüftete mit großer Geste das Tuch, das die Fl a schen bedeckte. »Was möchtet ihr?«
    »Watney’s«, sagte der fremde Junge.
    »Watney‘s«, bestätigte Susan.
    »Watney’s klingt gut«, stellte Lewis fest und griff nach der Flasche, die Sally ihm reichte. Das Bier war lauwarm, aber es linderte das Brennen in seiner Ke h le, und so trank der Junge mit tiefen Zügen, bis nur noch Schaum übrig war. Fast augenblicklich fühlte er sich besser, seine Unruhe verging und wich einem Gefühl trägen Wohlbehagens. Die Gemurmel der Menge verschwamm in einem dumpfen Ra u schen – nah und zugleich unwirklich fern. Lewis lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    »He, es geht los!«
    Erschrocken fuhr der Junge auf. Sally grinste und deutete in Richtung Bühne.
    Im gleichen Augenblick ging das Murmeln der Me n ge in einen Beifallssturm über, und eine weiß gekle i dete Gestalt trat ans Mikrofon.
    Die vor ihnen Sitzenden

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