Die Abaddon-Mission (German Edition)
das Unfaßbare in G e danken zu form u lieren.
»Ja.«
»Du hast auf uns gewartet?«
»Auf euch und die anderen.«
Es war unglaublich, die Stimme gehörte einer Frau, die seit fün f zehn oder mehr Generationen auf die Rückkehr der Sternenflotte wartete. Die vie l leicht seit Jahrhunderten mit niemandem mehr g e sprochen hatte, nicht geatmet hatte, nichts berührt, nichts gegessen, nichts gefühlt hatte. Allein mit ihrer irrsinnigen, verzweifelten Hof f nung...
Aber Marian konnte nicht anders, er mußte die Frage stellen, die ihm auf der Seele brannte:
»Weshalb?«
»Jemand mußte es auf sich nehmen. Jemand mu ß te euch wa r nen.«
»Warnen, wovor?« fragte Marian erschrocken.
»Eigentlich hätten sie euch schon auffallen mü s sen, aber ihr glaubt wahrscheinlich noch immer, daß ihr hier zu Hause seid.«
Schlagartig begriff Marian. Die Vögel!
Er dachte an den dolchartigen Schnabel der Kre a tur, die er auf der Fahrt beobachtet hatte, und an die Männer, die arglos in ihren Zelten schliefen.
»Ich muß sie warnen!« rief Marian und sprang auf.
»Viel Glück!« rief ihm das Mädchen nach, aber es klang nicht b e sonders zuversichtlich.
Als Marian zurückkehrte, blutete er aus Mund und Nase. Ein Blu t erguß hatte sein rechtes Auge z u schwellen lassen, und sein linker Arm hing schlaff herab. Tränen liefen ihm über das Gesicht und mischten sich mit Blut und Speichel zu klebrigen Rinns a len.
»Sie haben dir nicht geglaubt«, bemerkte die Stimme voller Mitg e fühl.
»Diese Dreckskerle!« stieß Marian schluchzend hervor. »Einen b e trunkenen Bastard haben sie mich genannt... Und als ich sie aus den Betten holen wol l te, sind sie über mich hergefallen... diese verdam m ten Idioten!«
»Das ist schlimm«, versetzte das Mädchen traurig. »Sie glauben es immer erst, wenn es zu spät ist.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Marian b e griffen hatte.
»Wir sind... also... nicht... die ersten?« brachte er stockend he r vor.
»Nein, leider nicht.«
»Aber wir haben kein anderes Schiff b e merkt...«
»Weil ihr auf dem alten Kosmodrom gelandet seid, das neue wu r de erst 2054 eröf f net.«
»Die anderen Schiffe sind also... Wie viele?« e r kundigte sich M a rian betro f fen.
»Drei Schiffe, drei von hundertdreißig. Das letzte vor achtunddre i ßig Ja h ren.«
»Und was ist aus den Besatzungen gewo r den?«
Die Stimme schwieg.
»Aber man muß doch irgendwas unternehmen!« Marian schrie es bein a he.
»Mit dem verletzten Arm?« erwiderte die Stimme zwe i felnd.
»Wieviel Zeit bleibt uns noch?«
»Eine Stunde etwa, vielleicht auch etwas mehr. Die Schwärme greifen nie vor dem Morgengra u en an.«
»Und wir können wirklich nichts tun?«
»Nicht viel. Und für deine Freunde gar nichts«, antwortete die Stimme b e dauernd.
»Und ich, was wird aus mir?« flüsterte Marian, zi t ternd vor Angst.
»Du kannst dich in einem eurer Transporter ve r stecken und a b wa r ten, bis alles vorbei ist. Aber ich muß dich warnen, diese Bestien sind ziemlich au s dauernd.«
»Es gibt also noch eine and e re Möglichkeit?«
»Allerdings.«
»Und die wäre?«
»Weißt du das wirklich nicht, Marian?«
Eine kalte Hand griff nach Marians Rückgrat und jagte einen Schauer über seinen Körper. Er wußte jetzt, wovon das Mädchen sprach.
»Die Transformation?« fl ü sterte er zweifelnd.
»Die Anlage ist noch funktionstüchtig. Aber es ist deine Entsche i dung.« Das sollte unbefangen und sachlich klingen, aber ein schwaches, kaum wah r nehmbares Beben der Stimme verriet die Erregung, die sich hinter diesen Worten verbarg.
Marian dachte an die »Eternity« und die Unmö g lichkeit, ohne e i nen ausgebildeten Piloten dorthin zurückzukehren. Aber selbst wenn es ihm gelang, was würden sie dann tun? Eine Mission fortsetzen, die ihren Sinn längst verloren hatte? Er dachte an die einsamen, freudlosen Jahre, die hinter ihm lagen. Wollte er wirklich weiter in einer Nußschale durch das All irren, bis er schließlich alt wurde und starb? Nein, seine Entsche i dung stand fest.
»Sandra?« Noch fiel es ihm schwer, das Mädchen bei seinem N a men zu nennen.
»Ja, was ist? Hast du dich entschieden?« Die Stimme klang ein wenig ungeduldig und sehr ängs t lich.
»Du hast Angst, wieder allein zu sein.« Das war weniger eine Fr a ge als eine Festste l lung.
»Ja, vielleicht. Warum fragst du das?«
»Wenn ich mitkomme, werden wir dann zusa m menble i ben?«
»Ganz sicher, Marian.« Die Erleichterung, die in
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