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Die Abenteuer der Silvester-Nacht

Die Abenteuer der Silvester-Nacht

Titel: Die Abenteuer der Silvester-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. T. A. Hoffmann
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so
    schnell wurde alles Nötige veranstaltet, daß, als die Morgen-
    röte aufgegangen, Erasmus auf einem raschen Pferde sich
    schon weit von Florenz entfernt hatte. — Spikher hat manches
    Abenteuer aufgeschrieben, das ihm auf seiner Reise begegnete.
    Am merkwürdigsten ist der Vorfall, welcher zuerst den Verlust
    seines Spiegelbildes ihm recht seltsam fühlen ließ. Er war
    nämlich gerade, weil sein müdes Pferd Erholung bedurfte, in
    einer großen Stadt geblieben und setzte sich ohne Arg an die
    stark besetzte Wirtstafel, nicht achtend, daß ihm gegenüber
    ein schöner klarer Spiegel hing. Ein Satan von Kellner, der
    hinter seinem Stuhle stand, wurde gewahr, daß drüben im
    Spiegel der Stuhl leer geblieben und sich nichts von der darauf
    sitzenden Person reflektiere. Er teilte seine Bemerkung dem
    Nachbar des Erasmus mit, der seinem Nebenmann, es lief
    durch die ganze Tischreihe ein Gemurmel und Geflüster, man
    sah den Erasmus an, dann in den Spiegel. Noch hatte Eras-
    mus gar nicht bemerkt, daß ihm das alles galt, als ein ernst-
    hafter Mann vom Tische aufstand, ihn vor den Spiegel führte,
    hineinsah und, dann sich zur Gesellschaft wendend, laut rief:
    „Wahrhaftig, er hat kein Spiegelbild!“ „Er hat kein Spiegel-
    bild — er hat kein Spiegelbild!“ schrie alles durcheinander;
    „ein mauvais sujet, ein homo nefas, werft ihn zur Tür hin-
    aus!“ — Voll Wut und Scham flüchtete Erasmus auf sein Zim-
    mer; aber kaum war er dort, als ihm von Polizei wegen ange-
    kündigt wurde, daß er binnen einer Stunde mit seinem
    vollständigen, völlig ähnlichen Spiegelbilde vor der Obrigkeit
    erscheinen oder die Stadt verlassen müsse. Er eilte von dan-
    nen, vom müßigen Pöbel, von den Straßenjungen verfolgt, die
    ihm nachschrieen: „Da reitet er hin, der dem Teufel sein Spie-
    gelbild verkauft hat, da reitet er hin!“ — Endlich war er im
    Freien. Nun ließ er überall, wo er hinkam, unter dem Vor-
    wande eines natürlichen Abscheus gegen jede Abspiegelung,
    alle Spiegel schnell verhängen, und man nannte ihn daher
    spottweise den General Suwarow, der ein gleiches tat.
    Freudig empfing ihn, als er seine Vaterstadt und sein Haus
    erreicht, die liebe Frau mit dem kleinen Rasmus, und bald
    schien es ihm, als sei in ruhiger, friedlicher Häuslichkeit der
    Verlust des Spiegelbildes wohl zu verschmerzen. Es begab sich
    eines Tages, daß Spikher, der die schöne Giulietta ganz aus
    Sinn und Gedanken verloren, mit dem kleinen Rasmus spielte;
    der hatte die Händchen voll Ofenruß und fuhr damit dem
    Papa ins Angesicht. „Ach, Vater, Vater, wie hab’ ich dich
    schwarz gemacht, schau’ mal her!“ So rief der Kleine und
    holte, ehe Spikher es hindern konnte, einen Spiegel herbei,
    den er, ebenfalls hineinschauend, dem Vater vorhielt. — Aber
    gleich ließ er den Spiegel weinend fallen und lief schnell zum
    Zimmer hinaus. Bald darauf trat die Frau herein, Staunen und
    Schreck in den Mienen. „Was hat mir der Rasmus von dir er-
    zählt“, sprach sie. „Daß ich kein Spiegelbild hätte, nicht wahr,
    mein Liebchen?“ fiel Spikher mit erzwungenem Lächeln ein
    und bemühte sich zu beweisen, daß es zwar unsinnig sei zu
    glauben, man könne überhaupt sein Spiegelbild verlieren, im
    ganzen sei aber nicht viel daran verloren, da jedes Spiegelbild
    doch nur eine Illusion sei, Selbstbetrachtung zur Eitelkeit
    führe, und noch dazu ein solches Bild das eigne Ich spalte in
    Wahrheit und Traum. Indem er so sprach, hatte die Frau von
    einem verhängten Spiegel, der sich in dem Wohnzimmer be-
    fand, schnell das Tuch herabgezogen. Sie schaute hinein, und
    als träfe sie ein Blitzstrahl, sank sie zu Boden. Spikher hob sie
    auf, aber kaum hatte die Frau das Bewußtsein wieder, als sie
    ihn mit Abscheu von sich stieß. „Verlasse mich,“ schrie sie,
    „verlasse mich, fürchterlicher Mensch! Du bist es nicht, du bist
    nicht mein Mann, nein — ein höllischer Geist bist du, der
    mich um meine Seligkeit bringen, der mich verderben will. —
    Fort, verlasse mich, du hast keine Macht über mich, Ver-
    dammter!“ Ihre Stimme gellte durch das Zimmer, durch den
    Saal, die Hausleute liefen entsetzt herbei, in voller Wut und
    Verzweiflung stürzte Erasmus zum Hause hinaus. Wie von
    wilder Raserei getrieben, rannte er durch die einsamen Gänge
    des Parks, der sich bei der Stadt befand. Giuliettas Gestalt
    stieg vor ihm auf in Engelsschönheit, da rief er laut: „Rächst
    du dich so, Giulietta, dafür, daß ich dich verließ

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