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Die Abenteuer der Silvester-Nacht

Die Abenteuer der Silvester-Nacht

Titel: Die Abenteuer der Silvester-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. T. A. Hoffmann
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zog er
    immer fester und fester an. „Verdammter dragantner Justiz-
    rat!“ schrie ich laut und fuhr auf aus dem Schlafe. Es war hel-
    ler lichter Tag, schon eilf Uhr mittags. „Das ganze Ding mit
    dem Kleinen war auch wohl nur ein lebhafter Traum“, dachte
    ich eben, als der mit dem Frühstück eintretende Kellner mir
    sagte, daß der fremde Herr, der mit mir in einem Zimmer
    geschlafen, am frühen Morgen abgereiset sei und sich mir
    sehr empfehlen lasse. Auf dem Tische, an dem nachts der
    spukhafte Kleine saß, fand ich ein frisch beschriebenes Blatt,
    dessen Inhalt ich dir mitteile, da es unbezweifelt des Kleinen
    wundersame Geschichte ist.
    4. Die Geschichte vom verlornen Spiegelbilde
    Endlich war es doch so weit gekommen, daß Erasmus Spik-
    her den Wunsch, den er sein Leben lang im Herzen genährt,
    erfüllen konnte. Mit frohem Herzen und wohlgefülltem Beu-
    tel setzte er sich in den Wagen, um die nördliche Heimat zu
    verlassen und nach dem schönen warmen Welschland zu rei-
    sen. Die liebe fromme Hausfrau vergoß tausend Tränen, sie
    hob den kleinen Rasmus, nachdem sie ihm Nase und Mund
    sorgfältig geputzt, in den Wagen hinein, damit der Vater zum
    Abschiede ihn noch sehr küsse. „Lebe wohl, mein lieber Eras-
    mus Spikher,“ sprach die Frau schluchzend, „das Haus will ich
    dir gut bewahren, denke fein fleißig an mich, bleibe mir treu
    und verliere nicht die schöne Reisemütze, wenn du, wie du
    wohl pflegst, schlafend zum Wagen herausnickst.“ — Spikher
    versprach das. —
    In dem schönen Florenz fand Erasmus einige Landsleute,
    die voll Lebenslust und jugendlichen Muts in den üppigen Ge-
    nüssen, wie sie das herrliche Land reichlich darbot, schwelgten.
    Er bewies sich ihnen als ein wackrer Kumpan, und es wurden
    allerlei ergötzliche Gelage veranstaltet, denen Spikhers beson-
    ders muntrer Geist und das Talent, dem tollen Ausgelassenen
    das Sinnige beizufügen, einen eignen Schwung gaben. So kam
    es denn, daß die jungen Leute (Erasmus, erst siebenundzwan-
    zig Jahr alt, war wohl dazu zu rechnen) einmal zur Nachtzeit in
    eines herrlichen, duftenden Gartens erleuchtetem Boskett ein
    gar fröhliches Fest begingen. Jeder, nur nicht Erasmus, hatte
    eine liebliche Donna mitgebracht. Die Männer gingen in zier-
    licher altdeutscher Tracht, die Frauen waren in bunten leuch-
    tenden Gewändern, jede auf andere Art, ganz phantastisch ge-
    kleidet, so daß sie erschienen wie liebliche wandelnde Blumen.
    Hatte diese oder jene zu dem Saitengelispel der Mandolinen
    ein italienisches Liebeslied gesungen, so stimmten die Män-
    ner unter dem lustigen Geklingel der mit Syrakuser gefüllten
    Gläser einen kräftigen deutschen Rundgesang an. — Ist ja
    doch Italien das Land der Liebe. Der Abendwind säuselte wie
    in sehnsüchtigen Seufzern, wie Liebeslaute durchwallten die
    Orange- und Jasmindüfte das Boskett, sich mischend in das
    lose neckhafte Spiel, das die holden Frauenbilder, all die klei-
    nen zarten Buffonerien, wie sie nur den italienischen Weibern
    eigen, aufbietend, begonnen hatten. Immer reger und lauter
    wurde die Lust. Friedrich, der glühendste vor allen, stand auf,
    mit einem Arm hatte er seine Donna umschlungen, und das
    mit perlendem Syrakuser gefüllte Glas mit der andern Hand
    hoch schwingend, rief er: „Wo ist denn Himmelslust und Se-
    ligkeit zu finden als bei euch, ihr holden, herrlichen italieni-
    schen Frauen, ihr seid ja die Liebe selbst. — Aber du, Erasmus,“
    fuhr er fort, sich zu Spikher wendend, „scheinst das nicht
    sonderlich zu fühlen, denn nicht allein, daß du, aller Verabre-
    dung, Ordnung und Sitte entgegen, keine Donna zu unserm
    Feste geladen hast, so bist du auch heute so trübe und in dich
    gekehrt, daß, hättest du nicht wenigstens tapfer getrunken und
    gesungen, ich glauben würde, du seist mit einem Mal ein lang-
    weiliger Melancholikus geworden.“ — „Ich muß dir gestehen,
    Friedrich,“ erwiderte Erasmus, „daß ich mich auf die Weise
    nun einmal nicht freuen kann. Du weißt ja, daß ich eine liebe,
    fromme Hausfrau zurückgelassen habe, die ich recht aus tiefer
    Seele liebe, und an der ich ja offenbar einen Verrat beginge,
    wenn ich im losen Spiel auch nur für einen Abend mir eine
    Donna wählte. Mit euch unbeweibten Jünglingen ist das ein
    andres, aber ich als Familienvater“ — Die Jünglinge lachten
    hell auf, da Erasmus bei dem Worte „Familienvater“ sich be-
    mühte, das jugendliche gemütliche Gesicht in ernste Falten zu
    ziehen,

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