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Die Abenteuer der Silvester-Nacht

Die Abenteuer der Silvester-Nacht

Titel: Die Abenteuer der Silvester-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. T. A. Hoffmann
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schnell eine, weil sie
    an Giuliettas Halse gelegen, und bewahrte sie treulich. Die
    zog er jetzt hervor, und, sie anstarrend, richtete er Sinn und
    Gedanken auf die verlorne Geliebte. Da war es, als ginge aus
    der Perle der magische Duft hervor, der ihn sonst umfloß in
    Giuliettas Nähe. „Ach, Giulietta, dich nur noch ein einziges
    Mal sehen und dann untergehen in Verderben und
    Schmach.“ — Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als es
    auf dem Gange vor der Tür leise zu rischeln und zu rascheln
    begann. Er vernahm Fußtritte — es klopfte an die Tür des
    Zimmers. Der Atem stockte dem Erasmus vor ahnender Angst
    und Hoffnung. Er öffnete. Giulietta trat herein in hoher
    Schönheit und Anmut. Wahnsinnig vor Liebe und Lust,
    schloß er sie in seine Arme. „Nun bin ich da, mein Geliebter,“
    sprach sie leise und sanft, „aber sieh, wie getreu ich dein Spie-
    gelbild bewahrt!“ Sie zog das Tuch vom Spiegel herab, Eras-
    mus sah mit Entzücken sein Bild, der Giulietta sich anschmie-
    gend; unabhängig von ihm selbst warf es aber keine seiner
    Bewegungen zurück. Schauer durchbebten den Erasmus.
    „Giulietta,“ rief er, „soll ich denn rasend werden in der Liebe zu
    dir? — Gib mir das Spiegelbild, nimm mich selbst mit Leib,
    Leben und Seele.“ — „Es ist noch etwas zwischen uns, lieber
    Erasmus,“ sprach Giulietta, „du weißt es — hat Dapertutto dir
    nicht gesagt —“ „Um Gott, Giulietta,“ fiel Erasmus ein, „kann
    ich nur auf diese Weise dein werden, so will ich lieber ster-
    ben.“ — „Auch soll dich“, fuhr Giulietta fort, „Dapertutto
    keineswegs verleiten zu solcher Tat. Schlimm ist es freilich,
    daß ein Gelübde und ein Priestersegen nun einmal so viel ver-
    mag, aber lösen mußt du das Band, was dich bindet, denn
    sonst wirst du niemals gänzlich mein, und dazu gibt es ein
    anderes, besseres Mittel, als Dapertutto vorgeschlagen.“ —
    „Worin besteht das?“ fragte Erasmus heftig. Da schlang
    Giulietta den Arm um seinen Nacken, und, den Kopf an seine
    Brust gelehnt, lispelte sie leise: „Du schreibst auf ein kleines
    Blättchen deinen Namen Erasmus Spikher unter die wenigen
    Worte: ‚Ich gebe meinem guten Freunde Dapertutto Macht
    über meine Frau und über mein Kind, daß er mit ihnen schalte
    und walte nach Willkür, und löse das Band, das mich bindet,
    weil ich fortan mit meinem Leibe und mit meiner unsterb-
    lichen Seele angehören will der Giulietta, die ich mir zum
    Weibe erkoren, und der ich mich noch durch ein besonderes
    Gelübde auf immerdar verbinden werde.‘ “ Es rieselte und
    zuckte dem Erasmus durch alle Nerven. Feuerküsse brannten
    auf seinen Lippen, er hatte das Blättchen, das ihm Giulietta
    gegeben, in der Hand. Riesengroß stand plötzlich Dapertutto
    hinter Giulietta und reichte ihm eine metallene Feder. In dem
    Augenblick sprang dem Erasmus ein Äderchen an der linken
    Hand, und das Blut spritzte heraus. „Tunke ein, tunke ein —
    schreib, schreib“, krächzte der Rote. — „Schreib, Schreib,
    mein ewig, einzig Geliebter“, lispelte Giulietta. Schon hatte er
    die Feder mit Blut gefüllt, er setzte zum Schreiben an — da
    ging die Tür auf, eine weiße Gestalt trat herein, die gespen-
    stisch starren Augen auf Erasmus gerichtet, rief sie schmerz-
    voll und dumpf: „Erasmus, Erasmus, was beginnst du — um
    des Heilandes willen, laß ab von gräßlicher Tat!“ — Erasmus,
    in der warnenden Gestalt sein Weib erkennend, warf Blatt
    und Feder weit von sich. — Funkelnde Blitze schossen aus
    Giuliettas Augen, gräßlich verzerrt war das Gesicht, bren-
    nende Glut ihr Körper. „Laß ab von mir, Höllengesindel, du
    sollst keinen Teil haben an meiner Seele. In des Heilandes
    Namen, hebe dich von mir hinweg, Schlange — die Hölle
    glüht aus dir.“ — So schrie Erasmus und stieß mit kräftiger
    Faust Giulietta, die ihn noch immer umschlungen hielt, zu-
    rück. Da gellte und heulte es in schneidenden Mißtönen, und
    es rauschte wie mit schwarzen Rabenfittichen im Zimmer
    umher. — Giulietta — Dapertutto verschwanden im dicken
    stinkenden Dampf, der wie aus den Wänden quoll, die Lichter
    verlöschend. Endlich brachen die Strahlen des Morgenrots
    durch die Fenster. Erasmus begab sich gleich zu seiner Frau.
    Er fand sie ganz milde und sanftmütig. Der kleine Rasmus
    saß schon ganz munter auf ihrem Bette; sie reichte dem er-
    schöpften Mann die Hand, sprechend: „Ich weiß nun alles,
    was dir in Italien Schlimmes begegnet, und

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