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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Kriege gegeben. Der napoleonische, dann, wie man uns gesagt hat, die schwedischen Kriege, die siebenjährigen Kriege. Und die Menschen ham diese Kriege verdient. Der liebe Gott hat das doch nicht mehr mit ansehn können, wie alles hochnäsig worn is. Nicht mal Hammelfleisch is ihnen mehr untern Schnabel gekrochen, sie hams nicht mehr fressen wolln, Jungens. Früher sind sie in Prozessionen hergekommen, damit ich ihnen unterderhand einen Schöps verkauf, aber in den letzten Jahren ham sie nur lauter Schweinernes gefressen, Geflügel, alles auf Butter oder Fett gebraten. So is der liebe Gott auf sie bös worn wegen ihrem Hochmut, und sie wern erst wieder zu sich kommen, bis sie sich Melde kochen wern, wie sies in den napoleonischen Kriegen gemacht ham. Unsre Obrigkeit hat ja schon vor lauter Übermut nicht gewußt, was sie machen soll. Der alte Fürst Schwarzenberg, der is noch in einem gewöhnlichen Wagen gefahren, und der junge fürstliche Rotzbub stinkt vor lauter Automobil. Der liebe Herrgott wird ihm schon auch noch das Benzin ums Maul schmieren.«
    |262| Das kochende Kartoffelwasser summte, und der alte Schafhirt sagte nach einer kurzen Pause prophetisch: »Und er wird diesen Krieg nicht gewinnen, unser Kaiser nämlich. Man sieht keine Begeisterung fürn Krieg nicht, weil er sich, wie der Lehrer aus Strakonitz sagt, nicht hat krönen lassen. Jetzt soll er, wie man sagt, wem er will, Honig ums Maul schmieren. Wenn du alter Lump versprochen hast, daß du dich krönen läßt, so hast du Wort halten solln.«
    »Kann sein«, bemerkte der Landstreicher, »daß ers jetzt machen wird.«
    »Drauf pfeift ihm jetzt jeder, Junge«, sagte der Schafhirt gereizt, »du solltest dabeisein, wenn die Nachbarn unten in Skotschitz zusammkommen. Jeder hat jemanden dort, und du möchtest sehn, wie die reden. Daß herich nach diesem Krieg die Freiheit kommen wird, daß es keine Herrschaftshöfe und keine Kaiser mehr geben wird, daß man nicht den Fürsten ihre Güter lassen wird. Wegen so einem Gered ham auch schon die Gendarmen einen gewissen Kořínek weggeführt, daß er herich sozusagen aufwiegelt. Ja, heutzutage ham die Gendarmen was zu sagen!«
    »Das ham sie auch früher gehabt«, ließ sich der Landstreicher vernehmen, »ich erinner mich, daß in Kladno ein gewisser Herr Rotter Gendarmeriewachtmeister war. Er hat plötzlich angefangen, sogenannte Polizeihunde mit dem Naturell von Wolfshunden zu züchten, was alles herausschnüffeln, wenn sie ausgelernt sind. Und dieser Herr Wachtmeister in Kladno hat den Arsch voll von seinen Hundeschülern gehabt. Er hat ein extra Häuschen für sie gehabt, wo die Hunde gelebt ham wie die Fürsten. Und auf einmal is ihm eingefalln, daß er mit diesen Hunden Versuche mit uns armen Landstreichern machen wird. So hat er den Befehl gegeben, die Gendarmerie soll im ganzen Kladnoer Kreis eifrig Landstreicher sammeln und sie ihm direkt einliefern. Also stiefel ich da einmal aus Lana und halt mich hübsch tief im Wald, aber es nützt nichts, in die Försterei, auf die ichs abgesehn gehabt hab, bin ich nicht mehr gekommen, schon ham sie mich gehabt und zum Herrn Wachtmeister geführt. Und das könnt ihr euch gar nicht vorstelln und ausdenken, |263| was ich mit diesen Hunden ausgestanden hab. Zuerst hat er mich von allen beschnuppern lassen, dann hab ich auf eine Leiter klettern müssen, und wie ich schon oben war, ham sie so ein Luder hinter mir auf die Leiter gelassen, und das hat mich, das Biest, von der Leiter auf die Erde getragen, dort hat sichs auf mich gekniet und geknurrt und mir die Zähne ins Gesicht gefletscht. Dann ham sie die Bestie weggeführt, und mir ham sie gesagt, ich soll mich irgendwo verstecken, daß ich hingehn kann, wohin ich will. Ich bin zum Katschaker Tal in den Wald gegangen, in eine Schlucht, und in einer halben Stunde waren schon zwei von diesen Wolfshunden bei mir, ham mich umgeworfen und derweil, was mich einer hier am Hals gehalten hat, is der andere nach Kladno gelaufen, und nach einer Stunde is der Herr Wachtmeister selbst mit Gendarmen zu mir gekommen, hatn Hund gerufen und hat mir fünf Kronen und die Erlaubnis gegeben, daß ich zwei ganze Tage in Kladno betteln darf. Aber woher denn, ich bin nach Beraun gelaufen, wie wenn man mir den Kopf angezündet hätt, und hab mich nie mehr in Kladno gezeigt. Kladno sind alle Landstreicher ausgewichen, weil der Herr Wachtmeister hat an allen seine Versuche gemacht. Er hat diese Hunde überhaupt schrecklich gern gehabt. Auf den

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