Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
Sie im Varieté athletische Wettkämpfe angeschaut hat, wo ein Neger aufgetreten is, so wirds Ihnen, denk ich, doch bisserl im Kopf herumgehn.«
    »Der Fall Ihres Negers Kristian«, sagte der Einjährigfreiwillige, »muß auch vom Standpunkt des Krieges aus erwogen werden. Nehmen wir an, man hat diesen Neger assentiert. Er ist Prager, also gehört er zum 28. Regiment. Sie haben doch gehört, daß die Achtundzwanziger zu den Russen übergegangen sind. Die Russen würden sich wohl nicht wenig wundern, wenn sie auch den Neger Kristian gefangengenommen hätten. Die russischen Zeitungen würden sicher schreiben, daß Österreich seine Kolonialtruppen, die es nicht besitzt, in den Krieg jagt und schon zu den Reserven gegriffen hat.«
    »Es heißt«, warf Schwejk dazwischen, »daß Österreich doch Kolonien hat. Nämlich irgendwo im Norden. Ein Kaiser-Franz-Josef-Land …«
    »Schenkt euch das, Jungens«, sagte ein Soldat aus der Eskorte, »es is sehr unvorsichtig, heutzutage von einem Kaiser-Franz-Josef-Land zu sprechen. Nennt niemanden, und ihr tut besser dran …«
    »Also schauts euch auf der Karte an«, fiel ihm der Einjährigfreiwillige ins Wort, »daß es wirklich ein Land unseres allergnädigsten Monarchen Kaiser Franz Josef gibt. Nach der Statistik ist dort lauter Eis und wird von dort auf Eisbrechern ausgeführt, die den Prager Eiswerken gehören. Diese Eisindustrie wird auch von den Ausländern sehr geschätzt und gewürdigt, weil es ein einträgliches, aber gefährliches Unternehmen ist. Die größte Gefahr ergibt sich beim Transport des Eises aus dem Franz-Josef-Land über den Polarkreis. Könnt ihr euch das vorstellen?«
    Der Soldat aus der Eskorte brummte etwas Undeutliches, |331| und der Korporal, der die Eskorte begleitete, kam näher heran und hörte den weiteren Auseinandersetzungen des Einjährigfreiwilligen zu, der ernsthaft fortfuhr: »Diese einzige österreichische Kolonie kann ganz Europa mit Eis versorgen und ist ein hervorragender volkswirtschaftlicher Faktor. Die Kolonisation schreitet allerdings langsam vor, weil die Kolonisten sich zum Teil nicht melden, zum Teil erfrieren. Nichtsdestoweniger besteht infolge der Regelung der klimatischen Verhältnisse, an der das Handels- und Außenministerium großes Interesse hat, die Hoffnung, daß man die großen Flächen der Eisberge gründlich ausnützen wird. Durch die Erbauung einiger Hotels wird man eine Unmenge von Touristen anlocken. Es wird allerdings nötig sein, die Touristenwege und Straßen zwischen den Eisschollen vorteilhaft anzulegen und auf die Eisberge Orientierungszeichen zu malen. Die einzige Schwierigkeit bilden die Eskimos, die unseren Lokalbehörden die Arbeit unmöglich machen …
    Die Kerle wollen nicht Deutsch lernen«, fuhr der Einjährigfreiwillige fort, während der Korporal mit Interesse lauschte. Er war aktiver Soldat, in Zivil war er Knecht gewesen, ein Dummkopf und Rohling, der nach allem schnappte, wovon er nichts verstand, und dessen Ideal es war, »Längerdienender« zu werden.
    »Das Unterrichtsministerium, Herr Korporal, hat für sie mit großen Kosten und Opfern, wobei fünf Baumeister erfroren sind …«
    »Die Maurer ham sich gerettet«, unterbrach ihn Schwejk, »weil sie sich an der brennenden Pfeife erwärmt ham.«
    »Nicht alle«, sagte der Einjährigfreiwillige, »zweien ist ein Malör passiert, sie haben vergessen zu ziehn, und die Pfeifen sind ihnen ausgegangen. Man hat sie im Eis begraben müssen. – Aber zum Schluß wurde doch eine Schule aus Eisziegeln und Eisbeton gebaut, was sehr gut hält, aber die Eskimos haben ringsherum aus den Holzbestandteilen von Handelsschiffen, die im Eis eingefroren waren, Feuer gemacht und erreicht, was sie wollten. Das Eis, auf dem die Schule erbaut war, ist aufgetaut, und die ganze Schule samt dem leitenden Lehrer und dem |332| Vertreter der Regierung, der am nächsten Tag bei der feierlichen Einweihung der Schule anwesend sein sollte, ist ins Meer gestürzt. Man hörte nur noch, wie der Regierungsvertreter, als er schon bis zum Hals im Wasser stand, aufschrie: ›Gott strafe England!‹ Jetzt wird man wahrscheinlich Militär hinschicken, um bei den Eskimos Ordnung zu schaffen. Es versteht sich von selbst, daß es schwer sein wird, mit ihnen Krieg zu führen. Am meisten werden unserem Militär die zahmen Eisbären schaden.«
    »Das tät noch fehlen«, bemerkte der Korporal weise, »es gibt ohnedies schon verschiedene Kriegserfindungen. Zum Beispiel die Gasmasken zum Vergiften

Weitere Kostenlose Bücher