Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
Soldatenmänteln und Mützen, abhielten, die sie mit großer Sicherheit und Selbstverständlichkeit durchbissen; die Intendantur besann sich nämlich erst ein Jahr später, in den Militärmagazinen ärarische Katzen (ohne Anspruch auf Pension) einzuführen, die in den Intendanturen unter der Rubrik »k.u.k. Militärmagazinkatze« geführt wurden. Dieser Katzenrang war |719| eigentlich nur die Erneuerung einer alten Institution, die nach dem Krieg im Jahre Sechsundsechzig aufgehoben worden war.
    Früher, noch unter Maria Theresia, hatte man zu Kriegszeiten gleichfalls Katzen in die Militärmagazine gebracht, als die Herren von der Intendantur alle ihre Unterschleife mit den Monturen auf die unglücklichen Mäuse abwälzen wollten.
    Die k. u. k. Katzen erfüllten aber in vielen Fällen nicht ihre Pflicht, und so geschah es, daß einmal unter Kaiser Leopold im Militärmagazin auf dem Pohořelec 1 auf Grund eines Kriegsgerichtsurteils sechs den Militärmagazinen zugeteilte Katzen gehängt wurden. Ich bin überzeugt, daß sich damals alle in den Bart lachten, die mit diesem Militärmagazin zu tun hatten …
    Mit dem Morgenkaffee steckte man zu Schwejk irgendeinen Menschen in russischer Uniform und russischem Militärmantel hinein.
    Der Mann sprach Tschechisch mit polnischem Akzent. Er war einer von jenen Lumpen, die in jedem Armeekorps, dessen Kommando sich in Przemyśl befand, bei der Gegenspionage dienten. Er war ein Mitglied der militärischen Geheimpolizei und ließ sich einen raffinierten Übergang zur Auskundschaftung Schwejks nicht einmal besonders angelegen sein. Er begann ganz einfach: »In eine hübsche Schweinerei bin ich da durch meine Unvorsichtigkeit geraten. Ich hab beim 28. Regiment gedient und bin gleich bei den Russen in Dienst getreten, und dann laß ich mich so dumm fangen. Ich meld mich den Russen, daß ich auf Vorpatrouille gehen werde. Ich hab bei der 6. Kiewer Division gedient. Bei welchem russischen Regiment hast du gedient, Kamerad? Mir kommt so vor, daß wir uns irgendwo in Rußland gesehen haben. Ich hab in Kiew viele Tschechen gekannt, die mit uns an die Front gegangen sind, wie wir zur russischen Armee übergegangen sind, ich kann mich jetzt aber nicht an ihre Namen erinnern und woher sie waren, vielleicht erinnerst du dich an jemanden; mit wem hast du dort verkehrt, ich möcht gern wissen, wer von unserm 28. Regiment dort ist?«
    Statt zu antworten, griff ihm Schwejk besorgt an die Stirn, dann prüfte er ihm den Puls; zum Schluß führte er ihn zu dem |720| kleinen Fensterchen und forderte ihn auf, die Zunge herauszustecken. Gegen diese ganze Prozedur wehrte der Schuft sich nicht, da er vermutete, daß es sich vielleicht um ein bestimmtes Zeichen der Verschworenen handle. Dann fing Schwejk an, an die Türe zu trommeln, und als eine Wache kam und fragte, weshalb er Lärm schlage, verlangte er auf deutsch und tschechisch, man möge sofort einen Doktor holen, weil der Mann, den man ihm hereingegeben habe, verrückt geworden sei.
    Es nützte jedoch nichts, der Mann wurde nicht gleich geholt. Er blieb ganz ruhig dort und fuhr fort, etwas von Kiew zu faseln; er habe Schwejk dort entschieden gesehen, wie dieser mit den russischen Soldaten marschiert sei.
    »Sie ham entschieden Sumpfwasser trinken müssen«, sagte Schwejk, »wie der junge Tynezkej von uns, was ein ganz vernünftiger Mensch war, aber einmal eine Reise unternommen hat und bis nach Italien gekommen is. Der hat auch von nichts anderm gesprochen wie von diesem Italien, daß dort lauter sumpfiges Wasser is und sonst keine Denkwürdigkeiten. Und er hat auch von diesem Sumpfwasser Fieber gekriegt. Es hat ihn viermal im Jahr gepackt. An Allerheiligen, am heiligen Josef, an Peter und Paul und an Maria Himmelfahrt. Wenns ihn gepackt hat, so hat er alle Leute, ganz fremde und unbekannte, grad so erkannt wie Sie. Er hat meinetwegen einen x-beliebigen Menschen in der Elektrischen angesprochen, daß er ihn kennt, daß sie sich am Bahnhof in Wien gesehen ham. Alle Leute, was er auf der Gasse begegnet hat, hat er entweder am Bahnhof in Mailand gesehn gehabt, oder er is mit ihnen in Graz im Rathauskeller beim Wein gesessen. Wenn er in der Zeit, wo dieses Sumpffieber über ihn gekommen is, im Wirtshaus gesessen is, so hat er alle Gäste erkannt, alle hat er auf dem Dampfer gesehn gehabt, mit dem er nach Venedig gefahren is. Dagegen hats aber kein anderes Mittel gegeben, als was ein neuer Wärter in der Prager Irrenanstalt gemacht hat. Er hat einen

Weitere Kostenlose Bücher