Die Abenteuer des Joel Spazierer: Roman (German Edition)
Kamele, die in Wahrheit keine Kamele waren, die Kröten, die in Wahrheit keine Kröten waren; die Wölfe, Bären, Zebras und die langbeinigen Katzen … In diesem Traum am Ende meiner Abenteuer war ich wieder vier Jahre alt, und ich hörte den Wasserhahn rauschen, in der Küche in der Báthory utca Nummer 23/7 in Budapest.
8
Ich hatte Fieber, als ich erwachte. Staff Sergeant Winship hob mich auf den Gepäckträger, über den Sattel legte er den zusammengerollten Schlafsack, so dass ich den Kopf darauf betten konnte, und schob beide Räder tief in den Wald hinein. Er zeigte mir mit Gesten und Lauten, dass er einen Bach oder sonst ein Gewässer suche. Ich bekam nicht viel mit, weil ich müde war und dumm und mir das wehmütige Herz bis in die Kehle hinauf drückte.
Wir erreichten eine Senke, wo sich mitten im Wald ein kleiner Bach zwischen Felsen und bemoosten Baumstämmen staute. Die Ränder waren matschig, das Wasser sickerte ins Erdreich. Hier war es kühl und schattig. Das Sonnenlicht hatte mir weh getan. Während ich unter einem Baum lag, baute Staff Sergeant Winship aus Zweigen einen Unterschlupf. Manchmal legte er mir ein feuchtes Tuch auf die Stirn und gab mir aus seiner Blechtasse zu trinken. Ich mochte den Tonfall seiner Stimme und mochte seine Zähne. Er werde losfahren, deutete er und zeigte mir auf seiner Uhr, dass er in drei Stunden wieder bei mir sei. Er lasse alles hier, auch sein Messer und unseren Proviant, nur den Rucksack nehme er mit. Er rasierte sich, zog seine Uniform an, band sich die Krawatte um, steckte die Pistole in den Gürtel und fuhr davon. Es war so still um mich herum, dass ich noch lange das Knacken hörte, wenn er mit dem Rad über kleine Äste fuhr.
Als ich zu mir kam, war Staff Sergeant Winship schon längst wieder zurück. Er hatte Aspirin besorgt und eine Flasche Wundbenzin, Puder und Verbandszeug. Auch Wäsche für mich hatte er mitgebracht, einen Kamm, eine Schere, Seife und Hose, Hemd und Jacke, letzteres gebraucht, aber frisch gewaschen und einiges zu groß, was aber nicht störte. Und zu essen war reichlich in seinem Rucksack, Kartoffeln zum Beispiel und eine große Flasche Milch. Ich schluckte die Tabletten und ließ mir wieder ein Stück Holz zwischen die Zähne schieben, als er mit dem Benzin meine Wunde ausputzte, diesmal tiefer und gründlicher als zuvor. Es hat sehr weh getan, und manchmal schrie ich auf, wenn er den Eiter herauskratzte, bis es blutete. Er bestäubte die Wunde mit Puder und verband sie. Er schnitt mir die Haare. Ich hatte einen Schorf auf dem Kopf, dem war nur beizukommen, wenn sie alle weg waren. Er machte ein Feuer, wärmte Wasser und wusch mich mit Seife von Kopf bis Fuß ab. Ich zeigte ihm dafür, wie man es anstellte, dass Milch schmeckt, als wäre sie gezuckert. Er gab mir recht. Ich fühlte mich wohl, und wären nicht die Mücken gewesen, ich hätte zu Staff Sergeant Winship gesagt, es gehe mir sehr gut.
Ich sagte es trotzdem, er war schließlich nicht schuld an den Mücken. Ich sagte: »Gut.«
Er sagte: »Good.«
Ich wischte ein Stück Boden frei und ritzte mein Wort in die Erde. Er seines.
Ich sagte: »Go-od?«
Er: »No. Good.« Bei meinem Wort sagte er: »Gat?«
Ich sagte: »Nein. Gut.«
Er sagte: »No – nein?«
Ich sagte: »Ja.«
Er: »Yes.«
Er klatschte mit der flachen Hand an den Stamm der Eiche, unter der wir saßen: »Tree.«
Ich antwortete: »Baum.«
Er schöpfte mit den Händen Wasser: »Water.«
Ich: »Wasser.«
Ich warf einen Stein in die Dunkelheit: »Stein.«
Er: »Stone.«
Ich tastete meinen Kopf ab: »Kopf.«
Er: »Head.«
Ich hatte Träume, in denen Richtungen verschoben wurden und die mir Angst machten, mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich wachte auf, weil es gut roch. Staff Sergeant Winship briet ein Stück Fleisch über der Glut. Er lachte wie das Gurren einer Taube, schnitt ein Ende vom Fleisch ab und reichte es mir an der Messerspitze. Er lachte und sagte: »Gut!« Ich aß und sagte: »Good!« Ich schob den Bissen im Mund herum, um den sauren Geschmack vom Fieber wegzuwischen. Ich trank zwei Tassen Milch und rollte mich wieder in den Schlafsack. Staff Sergeant Winship rauchte eine Zigarette, trank Bier und summte vor sich hin.
Wir blieben in der Senke, bis ich gesund war und etliche Tage darüber hinaus. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir diesen Platz nie verlassen. Staff Sergeant Winship wechselte regelmäßig den Verband, und bald war dieser nicht mehr nötig. Das Fieber
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