Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
Bäumen nieder und saßen voller Erwartung.
Bald darauf schritt eine hohe hagere Gestalt, die völlig in
Schwarz gekleidet war, in die Mitte der Menschenansammlung. Seine
Augen wanderten langsam über die Gesichter, die ihn anstarrten. Das
Gemurmel der Menge hörte auf und Jonathan konnte einige Grillen in
der Wiese zirpen hören.
»Frieden ist Krieg! Weisheit ist Unwissenheit! Freiheit ist
Sklaverei!« Die rauhe Stimme des Mannes schien von ganz tief unten
zu kommen und durchdrang Jonathans ganzen Körper. Jonathan sah die
ehrfurchtsvolle Menge an. Niemand schien auch nur etwas verwirrt
von den Worten des Großen Forschers.
Jonathan war sich kaum bewußt, daß er sprach, und rief aus:
»Warum sagen Sie ›Freiheit ist Sklaverei‹?«
Von Jonathans Unverfrorenheit erschrocken, schimpfte Mary Jane
in Flüsterton: »Ich sagte, du bekommst alle deine Fragen
beantwortet - ich habe nicht gesagt, daß du ihm Fragen stellen
kannst.«
Der große Forscher heftete einen durchdringenden Blick auf
seinen jungen Prüfer. Welche Person wagte sich, seinen Vortrag zu
unterbrechen? Niemand bewegte sich. Niemand sonst in der Menge
hatte jemals die Frechheit besessen, ihm eine Frage zu stellen. Das
einzige Geräusch war ein leichtes Rauschen des Windes in den
Blättern.
Dann knurrte der Große Forscher halb zu Jonathan, halb zur
Menge: »Freiheit ist die größte aller Lasten, die die Menschheit
tragen kann.« Mit dröhnender Stimme erhob der Mann seine Arme und
kreuzte seine Handgelenke hoch über seinem Kopf: »Freiheit ist die
schwerste aller Ketten!«
Jonathan beharrte: »Warum ist Freiheit eine Last? Was ist daran
schlecht?« Er konnte sich nicht beherrschen. Er wollte wissen,
wovon dieser Kerl sprach.
Der Mann lief dem Jungen mit zwei Schritten entgegen und setzte
fort: »Freiheit ist ein gewaltiges Gewicht auf den Schultern der
Männer und Frauen, weil sie verlangt, nein, sie zwingt uns,
Verstand und Willen zu gebrauchen.« Mit einem Aufschrei voller
Angst und Erschrecken warnte der Große Forscher: »Freier Wille
würde euch alle für eure Taten verantwortlich machen!« Die Menge
schauderte bei diesen Worten zurück und manche legten aus Angst
sogar die Hände auf ihre Ohren.
»Was meinen Sie mit ›verantwortlich‹?« fragte Jonathan mit
zitternder Stimme. Schließlich war das die Erklärung, wegen der
Doobie und Mary Jane ihn hierher gebracht hatten.
Von so viel Unverschämtheit verunsichert, entschied sich der
Große Forscher plötzlich, einen anderen Ansatz zu versuchen. Es sah
aus, als würde er zurückweichen, sein Gesicht nahm einen weichen,
freundlichen Ausdruck an.
Er beugte sich und pflückte eine Pflanze neben seinem Fuß.
»Einige von euch, geliebte Brüder und Schwestern, werden die
Gefahren nicht verstehen, von denen ich spreche. Schließt eure
Augen und stellt euch dieses winzige Pflänzchen in meiner Hand
vor.« Seine Stimme war feierlich und streichelte die Menge.
Alle außer Jonathan preßten ihre Augen fest zusammen und
konzentrierten sich. In hypnotisierendem Ton beschrieb der Große
Forscher der Versammlung ein Bild: »Dieses kleine Pflänzchen ist
nur ein zerbrechliches Stückchen von einem Strauch, mit seinen
Wurzeln im Boden und auf der Erde festgemacht. Es ist nicht
verantwortlich für seine Taten. Alle seine Taten sind
vorherbestimmt. Ah, diese Seligkeit eines Strauches!
Nun, meine Geliebten, stellt euch ein Tier vor. Eine süße,
beschäftigte Maus, die hin und her huscht, um ihr Futter zwischen
diesen festen Pflanzen zu finden. Dieses Pelztier ist nicht
verantwortlich für seine Taten. Alles, was eine Maus tut, ist von
der Natur vorherbestimmt. Ja, die Natur. Ein glückliches Tier!
Weder Pflanze noch Tier leiden unter der Last des Willens, weil sie
beide keine Entscheidungen treffen müssen und keine Werte haben.
Sie können niemals
schlecht
sein!«
Einige in der Menge murmelten hingerissen: »Ja, Großer Forscher,
ja, ja, so ist es.«
Der charismatische Führer richtete sich auf, wurde plötzlich
größer und fuhr fort: »Öffnet eure Augen und schaut euch um! Ein
menschliches Wesen, eines, das Entscheidungen und Werten
unterliegt,
kann schlecht sein
, das sage ich euch!
Schlechte Entscheidungen und Werte können euch und andere
verletzen. Selbst das Wissen um den möglichen Schaden wird euch
leiden lassen. Und dieses Leiden ist - Verantwortung.«
Die Leute zitterten und kauerten sich enger zusammen. Ein Junge
neben Jonathan schrie plötzlich: »Oh bitte, Meister. Wie können
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