Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
Schließlich blieb es bei drei Tagen Fasten und Beten, und ich glaube, das war am besten so. Denn die fromme Frau Ermentrude ist gewiß eine Frau von starkem Willen und gut bei Kräften, und sie ist breiter in den Schultern als die meisten; dennoch weiß nur Gott allein, wessen Haut die Schmerzen zu fühlen bekommen hätte, wenn sie ihren Willen gehabt und einen Versuch mit der Rute gemacht hätte. Und da wäre das Ärgernis vielleicht noch größer geworden als vorher.«
    »Das erstemal, da wir miteinander sprachen«, sagte Orm, »kam ich auf den Gedanken, daß sie vielleicht noch nie die Rute zu spüren bekommen habe, obschon das gewiß recht nötig gewesen wäre. Aber später ist mir, wenn ich sie sah, dieser Gedanke nie wieder gekommen, und ich glaube, ich würde sie lenken können, wenn auch mitunter mit Mühe.«
    »Der weise König Salomo hat gesagt: >Eine schöne Frau ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem Goldring im Rüssel.< Das mag sich so verhalten; denn der weise König Salomo kannte die Frauen, und ich habe mitunter, wenn sie mir Sorge gemacht hat, traurig an seine Worte denken müssen. Aber es ist auffallend, daß ich nie zornig über sie werden konnte; daher will ich glauben, daß bei ihr alles nur jugendliche Verwirrung und Unbedachtsamkeit ist; und es mag sein, daß du, wenn ihr verheiratet seid, sie ohne Prügel wirst leiten können.«
    »Dabei muß etwas bedacht werden, was mir oft aufgefallen ist«, sagte Bruder Willibald. »Nach den ersten drei oder vier Kindern werden viele Frauen ruhigeren Sinnes, und ich habe verheiratete Männer sagen hören, wenn Gott das nicht so weise eingerichtet hätte, würde das Aushalten für sie zu schwer sein.«
    Orm und der Bischof nickten; aber nun hörte man Schritte, und Ylva trat ein. Es war dämmrig in der Kammer, denn man hatte noch kein Licht angemacht; aber sie sah Orm sofort und sprang mit einem Schrei auf ihn zu. Trotz seinem Alter war der Bischof schnell auf den Beinen und trat mit ausgebreiteten Armen dazwischen.
    »Nicht doch, nicht doch«, rief er beschwörend. »In Gottes Namen, beruhige dich. Hänge dich nicht in Gegenwart von Priestern und im geheiligten Raum eines Klosters ihm an den Hals! Du mußt bedenken, daß er noch nicht getauft ist.«
    Ylva versuchte, den Bischof aus dem Wege zu schieben, aber er hielt tapfer stand, und Bruder Willibald sprang ihm bei und fiel ihr in den Arm. Sie gab nach und strahlte Orm über die Schulter des Bischofs hinweg glückselig an.
    »Orm!« sagte sie. »Ich sah die Schiffe heranrudern, mit Männern von daheim, und auf dem einen sah ich neben dem Mann am Steuer einen roten Bart. Da fing ich zu weinen an. Denn er sah aus wie du, aber du konntest es ja nicht sein. Und die Alte wollte mich nicht hinauslassen.«
    Sie lehnte den Kopf an den Arm des Bischofs und wurde von Schluchzen geschüttelt.
    Orm trat näher und streichelte ihr Haar, aber er wußte nichts Rechtes zu sagen, denn er verstand sich wenig auf Frauentränen. »Wenn du willst, werde ich sie durchprügeln«, sagte er. »Sei nur nicht traurig.«
    Der Bischof versuchte, ihn beiseite zu schieben und Ylva dazu zu bringen, sich zu setzen, während er tröstende Worte sprach. »Armes Kind«, sagte er, »weine doch nicht. Du bist allein unter Fremden gewesen, aber Gott meint es gut mit dir. Setz dich nun hierher auf die Bank, dann wirst du warmen Wein mit Honig bekommen. Bruder Willibald wird ihn gleich holen mit viel Honig drin; und auch schöne Kerzen dazu. Und du darfst auch von wunderlichen Nußkernen kosten, die Mandeln heißen und die ich von meinem Bruder, dem Abt, bekommen habe. Davon darfst du essen, soviel du willst.«
    Ylva setzte sich und strich sich mit dem Ärmel über das Gesicht und brach in lautes Lachen aus. »Der törichte Alte ist ebenso dumm wie du, Orm«, sagte sie, »wenn er auch der beste aller heiligen Männer ist. Er glaubt, daß ich traurig bin und will mich mit Nüssen trösten. Aber nicht einmal im Himmel der Heiligen kann es viele geben, die ganz so froh sind wie jetzt ich.«
    Nun wurden brennende Wachskerzen hereingebracht, die schön leuchteten, und Bruder Willibald kam mit dem warmen Wein. Er goß ihn in Becher von grünem Glas, während er mit strenger Stimme verkündete, daß er schnell getrunken werden müsse, um mit voller Wirkung und größtem Wohlgeschmack genossen zu werden, und niemand wagte ihm darin zu widersprechen. Orm sagte:
    »Schön schimmert Glanz
von Kerzenflammen,
von welschem Glas und des Frommen Güte;

Weitere Kostenlose Bücher