Die Abenteuer des Röde Orm
geflochtenen Bart verteidigte sich tapfer und schlug zwei Männer nieder, die auf ihn losgingen, aber er wurde in eine Ecke gedrängt, und von Hieben getroffen fiel er mit schweren Wunden nieder. Salaman, der sich dorthin vorgearbeitet hatte, warf sich über ihn, griff ihm in den Bart und spuckte ihn an, wobei er eifrig schrie; aber der andere sah nicht aus, als ob er noch viel davon begreifen könnte; er zuckte zusammen, blinzelte mit den Augen und starb. Salaman brach in Klagen aus, als er nun nicht mehr volle Rache nehmen und selbst Hand an seinen Feind legen konnte; und die Christen, die noch übrig waren, gaben alles Verteidigen auf, als sie sahen, daß ihr Anführer gefallen war. Einige von ihnen ließ man am Leben, da sie von Nutzen sein konnten. Die Sieger nahmen sich nun reichlich von Speise und Trank, Bier sowie auch Wein. Dann wurde die Festung nach Beute durchsucht, und Zank erhob sich um die Frauen, die man aus den Verstecken, in die sie sich verkrochen hatten, hervorzog; denn die Männer waren lange ohne Frauen gewesen. Alle Beute wurde zusammengetragen
- Münzen, Schmuck, Waffen, Kleider, Wandbehänge, Panzer, Hausrat, Sattelzeug, Silberschüsseln und mehr, und als alles gesammelt war, zeigte es sich, daß es mehr war, als man sich hatte denken können. Denn hier, sagte Salaman, befände sich das den Andalusiern während vieler Jahre geraubte Gut. Krok, der nun wieder auf den Beinen stehen konnte und ein in Wein getränktes Tuch um den Kopf gewunden hatte, freute sich bei diesem Anblick, aber befürchtete, es würde schwer sein, alles auf die Schiffe zu bringen. Doch Berse meinte, daß alles mitgenommen werden könne.
»Denn niemand«, sagte er, »klagt über schwere Ladung, wenn er Beute an Bord hat.«
In großer Zufriedenheit mit dem Gewonnenen vergnügten sie sich diesen Tag lang und schliefen darnach; nachts brachen sie zu den Schiffen auf. Alle Gefangenen waren schwer beladen, und auch die Männer hatten viel zu schleppen. Im Keller der Festung hatte man einige andalusische Gefangene gefunden. Sie weinten vor Glück über ihre Befreiung; doch elend wie sie waren, vermochten sie nicht viel zu tragen. Sie erhielten die Freiheit und folgten dem Zuge, um später mit Salaman gen Süden in ihre Heimat zurückzukehren. Krok wurde auf einen der gefundenen Esel gesetzt und ritt an der Spitze des Zuges, wobei ihm die Beine bis an den Boden reichten. Hinter ihm führte man die anderen Esel, die mit Speise und Trank beladen waren, und ihre Lasten wurden bald leichter, denn die Männer rasteten oft, um sich zu erfrischen.
Berse versuchte ihnen Beine zu machen, um schnell zu den Schiffen zu gelangen. Er befürchtete eine Verfolgung, denn einige der Besatzung waren entkommen und hätten leicht von weit her Hilfe herbeirufen können; aber die meisten Männer waren froh und lustig und halb berauscht und kümmerten sich wenig um das, was er sagte. Orm trug einen Packen Seide, einen Bronzespiegel und eine große Glasschale, was ihm viel Mühe machte; Toke hatte eine große Holztruhe mit schönen Beschlägen auf der Schulter, die mit vielen Dingen gefüllt war, und dazu führte er ein Mädchen mit sich, das ihm gut gefallen hatte und das er so lange wie möglich behalten wollte. Er lachte viel und sagte Orm, daß sie vielleicht die Tochter des Markgrafen sei, dann aber wurde er wehmütig bei dem Gedanken, daß sie etwa auf dem Schiff nicht Platz finden könnte. Er war unsicher auf den Füßen, weil er viel getrunken hatte, aber das Mädchen schien ihn bereits gern zu haben und stützte ihn, wenn er stolperte. Sie war gut gewachsen und sehr jung; Orm sagte, er habe selten ein so schönes Mädchen gesehen und es sei viel wert, bei Frauen so viel Glück zu haben wie Toke. Aber Toke antwortete, daß er, wenn sie auch noch so gute Freunde seien, sie nicht mit Orm teilen könne, denn er möge sie gar zu gern und wolle sie für sich allein behalten, wenn sich das machen lasse. Sie kamen wieder zu den Schiffen, und bei den Zurückgebliebenen war große Freude, als sie die reiche Beute sahen, denn sie sollte unter allen verteilt werden. Von allen Seiten empfing Salaman lebhaften Dank, und er erhielt reiche Geschenke. Dann zog er mit den Gefangenen weiter; es war ihm daran gelegen, die Grenzen der Christen bald hinter sich zu lassen. Toke trank unablässig und fing zu weinen an, als er hörte, daß Salaman seines Weges gezogen sei; er sagte, nun habe er niemand, der ihm helfen könnte, mit dem Mädchen zu reden; er zog
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