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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Nachforschungen angestellt.«
      »Natürlich nicht. Sahen Sie Miss Doran am Tage vor der Hochzeit?«
      »Ja.«
      »War sie guter Dinge?«
      »Sie war nie besser aufgelegt. Sie redete viel davon, was wir in Zukunft unternehmen sollten.«
      »Wirklich. Das ist interessant. Und am Morgen des Hochzeitstages?«
      »Sie war so fröhlich wie nur möglich – wenigstens bis zum Ende der Zeremonie.«
      »Und dann haben Sie eine Wandlung an ihr beobachtet?«
      »Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich bemerkte, was mir zuvor nie aufgefallen war, daß sie ein wenig heftig sein kann. Der Zwischenfall war zu unbedeutend, so daß man ihn überhaupt überge hen könnte, und er hat keinen Einfluß auf den Fall.«
      »Bitte, erzählen Sie ihn uns trotzdem.«
      »Ach, es ist kindisch. Sie ließ ihr Bouquet fallen, als wir uns zur Sakristei begaben. Sie befand sich neben der ersten Bankreihe, und das Bouquet fiel ins Gestühl. Es gab eine kleine Verzögerung, aber der Gentleman, der dort saß, reichte ihr das Bouquet zurück, und es schien durch den Fall nicht gelitten zu haben. Doch als ich sie daraufhin ansprach, antwortete sie mir kurz angebunden, und im Wagen, auf dem Weg nach Hause, schien sie unvermindert erregt über diese Nichtigkeit.«
      »So also war das. Sie sagten, es saß ein Gentleman dort in der Bank. Dann war also doch Öffentlichkeit zugegen?«
      »Ja. Es ist unmöglich, sie ganz auszuschließen, da die Kirche jedem offensteht.«
      »War dieser Gentleman nicht ein Freund Ihrer Frau?«
      »Nein, nein! Ich nenne ihn nur aus Höflichkeit einen Gentleman. Er sah ganz gewöhnlich aus. Ich hätte ihn kaum bemerkt. Aber ich glaube, wir kommen ziemlich weit von der Sache ab.«
      »Dann ist Lady St. Simon also in einer weniger heiteren Gemütsverfassung von der Trauung zurückgekehrt, als sie sie besaß, ehe sie aufbrach. Was tat sie, nachdem sie das Haus ihres Vaters wieder betreten hatte?«
      »Ich sah, wie sie sich mit ihrer Zofe unterhielt.«
      »Und wer ist die Zofe?«
      »Sie heißt Alice. Eine Amerikanerin, sie kam mit ihr aus Kalifornien.«
      »Ein Vertrauensverhältnis?«
      »Ein bißchen zu vertraulich. Mir schien, ihre Herrin erlaubte zu viele Freiheiten. In Amerika sieht man so etwas natürlich mit anderen Augen.«
      »Wie lange sprach sie mit dieser Alice?«
      »Oh, ein paar Minuten. Ich hatte an anderes zu denken.«
      »Sie hörten nicht, was gesagt wurde?«
      »Lady St. Simon sagte etwas wie ›einen Anteil fordern‹. Solcher Slang ist ihr geläufig. Ich habe keine Ahnung, was sie meinte.«
      »Der amerikanische Slang ist manchmal sehr bildhaft. Und was tat Ihre Frau nach dem Gespräch mit der Zofe?«
      »Sie ging ins Frühstückszimmer.«
      »An Ihrem Arm?«
      »Nein, allein. In kleinen Dingen ist sie sehr unabhängig. Als wir dann ungefähr zehn Minuten gesessen hatten, stand sie schnell auf, murmelte einige Worte der Entschuldigung und verließ den Raum. Sie kam nicht zurück.«
      »Aber die Zofe Alice bezeugt, daß sie in ihrem Zimmer war, einen Mantel über ihr Brautkleid warf, einen Hut aufsetzte und das Haus verließ.«
      »Ganz recht. Und später wurde sie gesehen, wie sie mit Flora Millar in den Hyde Park ging, einer Frau, die jetzt in Gewahrsam sitzt. Am Morgen hatte sie in Mr. Dorans Haus eine Störung verursacht.«
      »Ah ja. Ich würde gern etwas über die junge Dame erfahren und über Ihre Beziehungen zu ihr.«
      Lord St. Simon zuckte die Schultern und hob die Brauen. »Einige Jahre waren wir freundschaftlich miteinander verbunden – sehr freundschaftlich, möchte ich sagen. Sie war angestellt im ›Allegro‹. Ich habe sie nicht ungenerös behandelt, sie hat keinen Grund, sich über mich zu beklagen. Aber Sie wissen ja, wie Frauen sind, Mr. Holmes. Flora ist ein liebes kleines Ding, aber äußerst hitzköpfig und mir sehr ergeben. Sie schrieb mir schreckliche Briefe, als sie erfuhr, daß ich heiraten wollte, und, um die Wahrheit zu sagen: ich wollte die Trauung in aller Stille vollziehen lassen, weil ich fürchtete, daß es einen Skandal in der Kirche geben könnte. Sie erschien vor Mr. Dorans Haus, als wir eben angekommen waren, und versuchte einzudringen, und dabei gebrauchte sie gegenüber meiner Frau sehr schmähende Ausdrücke und stieß sogar Drohungen aus; aber ich hatte Derartiges vorausgesehen und die Diener instruiert, die warfen sie bald hinaus. Sie beruhigte sich, als sie einsah, daß es keinen

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