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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Million Menschen war arbeitslos; die durch die sogenannte Forster Act von 1870 eingeleitete allgemeine Schulpflicht setzte sich in den Vierteln der Verelendeten nur sehr langsam durch. Andererseits wurden durch wiederholte wirtschaftliche Depressionen und Krisen soziale Unruhen, wie der ›Blutige Sonntag‹ im November des Jahres 1887, provoziert; Streiks und ein rapides Wachsen der Gewerkschaften in den beginnenden neunziger Jahren, dem 1900 die Gründung der Labour Party folgte (die bei den Unterhauswahlen im Jahre 1906 schon 29 Sitze erringen konnte), signalisierten, daß sich die Arbeiterschaft ihres Interesses und ihrer Kraft bewußt wurde.
      Von diesem London erfährt man allerdings so gut wie nichts in den sechsundfünfzig Erzählungen und den vier Romanen um Sherlock Holmes; sie lassen vielmehr den Eindruck von einer in sich gefestigten und prosperierenden Stadt entstehen, der allenfalls von einer weitverzweigten Unterwelt des professionellen Verbrechens, von niedrig-, aber auch höhergestellten Gelegenheitstätern aus Besitzgier oder Leidenschaft, manchmal auch von den Aktivitäten ausländischer Geheimbünde wie der Carbonari oder des Ku-Klux-Klan Störung droht. Holmes’ London kennt keine Bedrohung der Ordnung durch Verelendung oder durch Arbeitslosigkeit, ja, Arbeiter spielen so gut wie keine Rolle. Als die Niedrigsten auf der sozialen Stufenleiter erscheinen die kleinen Händler, die unteren Angestellten in Banken, Büros und Läden, die schlechtbezahlten Stenotypistinnen, die Kindermädchen und andere Dienstboten – Leute, für die die Welt grundsätzlich heil ist, wenn sie auch in einem speziellen Fall in Unordnung gebracht wurde. Und Holmes ist aufgeboten, diese punktuelle Unordnung mit seinen unvergleichlichen Methoden zu beheben, und er erweist sich damit als das Geschöpf eines Autors, dessen konservative Geisteshaltung einherging mit der Überzeugung, daß es den Wissenschaften, vor allem den angewandten Naturwissenschaften, gelingen werde, Korrekturbedürftiges ins Lot zu bringen. Er ist literarisches Produkt eines Positivismus, der in der Akkumulation, der Ordnung und der rechten Anwendung von Wissen das Heil für die Menschheit sah und der mit ihm ein Exempel dafür schuf, daß die Unordnung keine Chance besitzt, wenn sie aufgedeckt und ihr zur richtigen Zeit mit den richtigen Mitteln entgegengetreten wird. Wieder und wieder triumphiert er mit Hilfe der Logik und dem Einsatz wissenschaftlicher Methoden, von denen einige – so die Sicherung von Spuren, die Analyse von Tabakaschen, die Feststellung von Giften, die Identifizierung von Handschriften und die Dechiffrierung von Codes, die Bestimmung von Waffen und der Art ihres Gebrauchs nach der Form und der Lage von Wunden – seitdem in die kriminalistische Praxis eingegangen sind; und er triumphiert über Kräfte, die durch normwidrige Taten die prästabilierte Harmonie des bürgerlichen Lebens – und das heißt vor allem: ihre Moral und ihre Besitzverhältnisse – in Gefahr bringen.
      Die weitere Entwicklung der Kriminal-Literatur in Europa und Amerika folgte in ihrer inzwischen dem Vergessen anheimgefallenen Masse von Autoren -und Werken, aber auch mit ihren herausragenden, heute noch gelesenen Vertretern diesem von Conan Doyle vorgegebenen Grundschema. Man operierte – und operiert – immer wieder mit dem scharfsinnigen, hirnlich perfekt funktionierenden Rechercheur, der in einer nur auf das jeweilige Verbrechen zugeschnittenen, die gravierenden sozialen Belange weitgehend oder ganz ausklammernden Welt agiert und die bürgerliche Gesellschaft als Nährboden der Kriminalität ignoriert. Agatha Christie und Dorothy L. Sayers mit ihren Detektiven Hercule Poirot und Lord Peter Wimsey als den berühmtesten Nachfolgern der Holmes-Figur seien hier nur angeführt. Erst die Organisierung und Syndikalisierung des Verbrechens in großem Stil brachte um das Jahr 1930 in den USA einen neuen Typ der KriminalLiteratur hervor, die ›hard boiled story‹, in der das Kriminelle nicht mehr als das außergewöhnliche, den Bruch mit dem moralischen Kodex und allgemein akzeptierter Übereinkunft herbeiführende Ereignis angesehen, sondern als mit der sozialen Realität Amerikas eng verflochtene, als ein notwendiger Teil dieser auch in ihren legalen Bereichen von der Wolfsmoral beherrschten Wirklichkeit gewertet wird. Vor allem Dashiell Hammmett und Raymond Chandler repräsentierten die neue Art zu schreiben mit Erzählungen und Romanen, die sich

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