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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Zimmer in der Firma.«
      »Also, seine Adresse wissen Sie nicht?«
      »Nein. Ich weiß nichts, als daß er in der Leadenhall Street wohnt und arbeitet.«
      »Und wohin haben Sie Ihre Briefe geschickt?«
      »Zum Postamt in der Leadenhall Street, dort wurden sie abgeholt. Er sagte, die anderen Angestellten würden ihn aufziehen, wenn sie erführen, daß er Briefe von einer Dame bekommt. Da bot ich ihm an, sie mit der Maschine zu schreiben, so wie er es auch immer tat, aber davon wollte er nichts hören und sagte, handgeschriebene Briefe seien direkt an ihn gerichtet, aber bei maschinegeschriebenen Briefen hätte er immer den Eindruck, daß die Maschine zwischen uns stände. Daraus, Mr. Holmes, daß er an solche Kleinigkeiten dachte, können Sie sehen, wie gern er mich hatte.«
      »Das ist sehr aufschlußreich«, sagte Holmes. »Es ist schon seit langem eines meiner Axiome, daß die Kleinigkeiten die weitaus wichtigsten Dinge sind. Können Sie sich an noch andere kleine Dinge im Zusammenhang mit Mr. Hosmer Angel erinnern?«
      »Er ist ein sehr scheuer Mann, Mr. Holmes. Er ging lieber am Abend als bei Tageslicht mit mir spazieren, denn er haßte es, aufzufallen. Er war sehr zurückhaltend und ein richtiger Gentleman, sogar seine Stimme klang leise. Als Kind hatte er einmal die Halsbräune und immer geschwollene Drüsen, erzählte er mir; und davon hat er eine anfällige, schwache Kehle und eine zögernde, flüsternde Art zu sprechen zurückbehalten. Er war immer gut angezogen, sehr adrett und sauber; aber er hat schwache Augen, so wie ich, und trug getönte Gläser gegen die Helligkeit.«
      »Gut. Und was geschah, als Mr. Windibank, Ihr Stiefvater, zum zweiten Mal nach Frankreich gefahren war?«
      »Mr. Hosmer Angel kam wieder ins Haus und schlug vor, wir sollten noch vor der Rückkehr meines Vaters heiraten. Er war fürchterlich ernst und ließ mich mit der Hand auf der Bibel schwören, daß ich ihm immer, was auch geschähe, treu bleiben müsse. Meine Mutter sagte, daß er recht daran täte, mich schwören zu lassen, und daß es ein Zeichen seiner Leidenschaft sei. Meine Mutter stand bei ihm von Anfang an in Gunst, und sie war ihm sogar mehr zugetan als ich. Dann, als sie über eine Trauung noch vor Ablauf der Woche sprachen, fing ich an, mir Sorgen wegen meines Vaters zu machen. Aber sie sagten beide, ich sollte mich um Vater nicht bekümmern und ihm nachher alles erzählen, und meine Mutter meinte, sie würde die Angelegenheit mit ihm schon regeln. Mir gefiel das nicht recht, Mr. Holmes. Es mag seltsam erscheinen, daß ich um seine Zustimmung bitten wollte, da er doch nur ein paar Jahre älter ist als ich; aber ich mag keine Heimlichtuerei, und so schrieb ich an ihn nach Bordeaux, wo die Firma ihre französische Niederlassung hat, aber der Brief kam zurück, genau am Morgen meines Hochzeitstages.«
      »Er hat ihn nicht erreicht?«
      »Nein, Sir, denn Vater war nach England zurückgefahren, bevor der Brief dort eintraf.«
      »Ha, das war Pech! Ihre Hochzeit war also für Freitag festgesetzt. Sollte sie in der Kirche stattfinden?«
      »Ja, Sir, aber in aller Stille. In St. Saviour in der Nähe von King’s Cross, und das Frühstück sollte danach im Hotel St. Pancras eingenommen werden. Hosmer holte uns mit einem Hansom ab, aber da wir zwei waren, ließ er meine Mutter und mich einsteigen und fuhr selber in dem einzigen in der Straße noch erreichbaren Mietwagen. Wir waren als erste bei der Kirche, und als sein Wagen vorfuhr, warteten wir, daß er aussteigen würde, aber er stieg nicht aus, und als der Kutscher vom Bock herunterkam und nachsah, war niemand im Wagen! Der Kutscher sagte, er könne sich nicht vorstellen, was aus dem Mann geworden sei; aber er habe mit eigenen Augen gesehen, wie er einstieg. Das ist am letzten Freitag gewesen, und ich habe seither nichts gehört und gesehen, was einen Anhaltspunkt dafür gibt, was aus ihm geworden sein könnte.«
      »Mir scheint, man hat Sie sehr schändlich behandelt«, sagte Holmes.
      »O nein, Sir! Er ist zu gut und zu freundlich, um mich so zu verlassen. Am Morgen noch hat er andauernd zu mir gesagt, daß ich ihm treu bleiben müsse, was auch immer geschähe, selbst dann, wenn etwas ganz Unvorhergesehenes einträfe, das uns trennte; ich sollte immer daran denken, daß ich ihm versprochen sei, und er würde früher oder später auf der Einlösung des Versprechens bestehen. Mir schien das ein seltsames Gespräch für einen

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