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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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bis wir Reading hinter uns hatten. Dann rollte er plötzlich alles zu einem gigantischen Knäuel zusammen, das er ins Gepäcknetz warf.
      »Haben Sie schon von dem Fall gehört?« fragte er.
      »Nicht ein Wort. Ich habe seit mehreren Tagen keine Zeitung gesehen.«
      »Die Londoner Presse hat keine besonders ausführlichen Berichte gebracht. Ich habe eben die neuesten Zeitungen durchgesehen, um die Einzelheiten zusammenzubekommen. Es scheint nach dem, was ich entnehmen konnte, einer von den einfachen Fällen zu sein, die so außerordentlich schwierig sind.«
      »Das klingt ein bißchen paradox.«
      »Aber es ist zutiefst wahr. Einmaligkeit liefert in der Regel einen Schlüssel. Je gesichtsloser und gewöhnlicher ein Verbrechen ist, desto schwieriger wird es, es unter Dach und Fach zu bringen. In diesem Fall hat man eine sehr schwerwiegende Beschuldigung gegen den Sohn eines ermordeten Mannes erhoben.«
      »Ist es denn Mord?«
      »Man nimmt es an. Ich werde nichts für erwiesen halten, bis ich selbst die Gelegenheit gehabt habe, Einblick zu gewinnen. Ich will Ihnen den Stand der Dinge, soweit ich ihn zu verstehen vermag, mit wenigen Worten erklären.
      Boscombe Valley ist ein ländlicher Bezirk, nicht sehr weit von Ross in Herefordshire entfernt. Der größte Grundbesitzer in dieser Gegend ist Mr. John Turner, der sein Geld in Australien gemacht hat und vor wenigen Jahren in die alte Heimat zurückgekehrt ist. Eine seiner Farmen, die in Hatherley, wurde an Mr. Charles McCarthy verpachtet, auch ein ehemaliger Australier. Die Männer kannten sich schon in der Kolonie, und so war es nicht unnatürlich, daß sie, als sie sich hier niederließen, es so nahe wie möglich taten. Turner war anscheinend der reichere Mann, und so wurde McCarthy sein Pächter, aber sie verkehrten, wie es den Anschein hat, miteinander auf dem Fuß völliger Gleichheit. McCarthy hat einen Sohn, einen Burschen von achtzehn, und Turner besitzt eine einzige Tochter im selben Alter; eine Frau haben beide nicht mehr. Es sieht so aus, als hätten sie die Gesellschaft der benachbarten englischen Familien gemieden und zurückgezogen gelebt; aber die sportbegeisterten McCarthys wurden häufig bei Rennen in der Umgebung gesehen. McCarthy hielt sich zwei Bedienstete, einen Mann und ein Mädchen. Turner hat einen beachtlichen Haushalt, mindestens ein halbes Dutzend Leute. Soviel konnte ich über die Familien zusammenbekommen. Jetzt zu den Tatsachen.
      Am 3. Juni, das war am letzten Montag, verließ McCarthy gegen drei Uhr nachmittags sein Haus in Hatherley und ging zum Weiher von Boscombe. Das ist ein kleiner See, gebildet von dem Fluß, der durch das Tal fließt. Am Morgen war er mit seinem Bediensteten in Ross gewesen und hatte dem Mann gesagt, er sei in Eile, weil er eine wichtige Verabredung um drei Uhr wahrnehmen müsse. Von dieser Verabredung kam er nicht lebend zurück.
      Von der Hatherley-Farm bis zum Weiher von Boscombe ist es eine Viertelmeile, und zwei Leute haben ihn auf dem Weg gesehen. Es handelt sich um eine alte Frau, deren Name nicht erwähnt wurde, und der andere ist William Crowder, ein bei Mr. Turner angestellter Wildhüter. Die beiden Zeugen behaupten, Mr. McCarthy sei allein gegangen. Der Wildhüter fügte hinzu, daß einige Minuten, nachdem er Mr. McCarthy gesehen habe, dessen Sohn, James McCarthy, denselben Weg entlanggekommen sei, unterm Arm ein Gewehr. Wie er sich erinnern will, war der Vater noch in Sicht, als der Sohn folgte. Er dachte nicht mehr an die Angelegenheit, bis er am Abend von dem tragischen Geschehen hörte.
      Die beiden McCarthys wurden auch später noch gesehen, als William Crowder, der Wildhüter, sie aus den Augen verloren hatte. Der Weiher von Boscombe ist von dichtem Wald umgeben, am Ufer gibt es einen Streifen Gras und Schilf. Ein vierzehnjähriges Mädchen, Patience Moran, die Tochter des Aufsehers vom Gut, war im Wald und pflückte Blumen. Sie sagt aus, daß sie am Rand des Waldes dicht beim Weiher Mr. McCarthy und seinen Sohn gesehen habe und daß sie einen heftigen Streit auszutragen schienen. Sie hörte, daß der ältere McCarthy sehr harte Worte gegen den Sohn gebrauchte, und den letzteren sah sie die Hand erheben, als wolle er seinen Vater schlagen. Die Gewalttätigkeit machte ihr solche Angst, daß sie wegrannte, und als sie zu Hause ankam, erzählte sie ihrer Mutter, daß sie vor den beiden streitenden McCarthys weggelaufen sei und daß sie befürchtet habe, sie würden

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