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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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unbedeutenden Angelegenheit belästigt hat; ich halte es für besser, solche Wäsche nicht in der Öffentlichkeit zu waschen. Sie ist ganz gegen meinen Wunsch zu Ihnen gegangen, aber sie reagiert nun einmal aufgeregt und impulsiv, wie Sie ja auch bemerkt haben werden, und ist nicht leicht unter Kontrolle zu halten, wenn sie einen Entschluß gefaßt hat. Ich habe nichts gegen Sie, da Sie nicht mit der Polizei in Verbindung stehen; aber es ist nicht angenehm, wenn ein familiäres Mißgeschick in die Welt hinaustrompetet wird. Außerdem bedeutet es sinnlose Ausgaben; und wie sollten Sie diesen Hosmer Angel jemals aufspüren?«
      »Im Gegenteil«, sagte Holmes ruhig, »habe ich jeden Grund anzunehmen, daß ich bei der Entdeckung des Mr. Hosmer Angel erfolgreich sein werde.«
      Mr. Windibank zuckte heftig zusammen und ließ seine Handschuhe fallen. »Das freut mich zu hören«, sagte er.
      »Es ist ein seltsames Ding«, bemerkte Holmes, »daß eine Schreibmaschine genausoviel Individualität wie eine Handschrift besitzt. Wenn die Maschinen nicht ganz neu sind, schreiben nicht zwei gleich. Einige Buchstaben sind abgenutzter als andere oder auch nur an einer Seite abgewetzt. Nun, Mr. Windibank, an diesem Ihrem Brief bemerken Sie, daß das E immer etwas höher angeschlagen hat und der Haken vom R leicht defekt ist. Es gibt noch vierzehn andere Merkmale, dies sind nur die offensichtlicheren.«
      »Wir schreiben unsere ganze Korrespondenz im Büro auf der Maschine, da ist sie zweifellos ein wenig abgenutzt«, antwortete unser Besucher und sah Holmes aus kleinen hellen Augen scharf an.
      »Ich werde Ihnen nun etwas zeigen, das Sie bestimmt interessiert«, fuhr Holmes fort. »Ich denke daran, in nächster Zeit eine kleine Mono graphie über Schreibmaschinen und ihre Verwicklung in Verbrechen zu schreiben. Dem Gegenstand habe ich einige Aufmerksamkeit gewidmet. Hier habe ich vier Briefe, die von dem Vermißten stammen. Sie sind alle mit der Maschine geschrieben. In jedem Brief hat nicht nur das E etwas höher angeschlagen und sind die Haken des R leicht defekt, sondern Sie können auch erkennen, wenn Sie mein Vergrößerungsglas benützen wollen, daß die anderen vierzehn Merkmale, von denen ich sprach, genauso vorhanden sind.«
      Mr. Windibank sprang vom Stuhl und nahm seinen Hut. »Ich kann meine Zeit nicht mit dergleichen phantastischem Gerede verschwenden, Mr. Holmes«, sagte er. »Wenn Sie den Mann fangen können, so fangen Sie ihn und sagen mir Bescheid, wenn Sie ihn haben.«
      »Gewiß«, sagte Holmes, ging zur Tür und schloß ab. »So sage ich Ihnen hiermit, daß ich ihn gefangen habe.«
      »Was? Wo?« rief Mr. Windibank, weiß bis in die Lippen, und blickte um sich wie eine Ratte in der Falle.
      »Oh, es geht nicht, wirklich, es geht nicht«, sagte Holmes verbindlich. »Es gibt kein Entkommen, Mr. Windibank. Die Geschichte ist viel zu durchsichtig, und es war nicht gerade ein Kompliment für mich, als Sie behaupteten, ich könnte eine so simple Frage nicht lösen. So ist’s recht! Setzen Sie sich, und lassen Sie uns die Sache besprechen.«
      Unser Besucher sank auf den Stuhl. Sein Gesicht sah gespenstisch aus, auf der Stirn blitzten Schweißperlen.
      »Das – das ist nicht strafbar«, stammelte er.
      »Es tut mir sehr leid, daß es das nicht ist. Aber, unter uns, Windibank, das war ein grausamer, ein egoistischer, herzloser Trick, und auf eine so miese Art ausgeführt, wie ich es noch nicht erlebt habe. Nun, lassen wir die Ereignisse kurz Revue passieren. Sie können widersprechen, wenn ich mich irre.«
      Der Mann kauerte auf dem Stuhl, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken, er sah wie zermalmt aus. Holmes legte die Beine auf die Kaminumrandung, lehnte sich, Hände in den Taschen, tief in den Sessel zurück und fing an, wie es den Anschein hatte, eher zu sich selber als zu uns zu reden.
      »Der Mann heiratete eine sehr viel ältere Frau, um ihres Geldes willen«, sagte er. »Und er genoß es, das Geld der Tochter zu verbrauchen – aber das war nur so lange möglich, wie sie bei ihm und der Frau lebte. Es war eine ansehnliche Summe für einen Mann seines Standes, die zu besitzen oder nicht zu besitzen einen großen Unterschied bedeutete. Es war einen Versuch wert, sich das Geld zu erhalten. Die Tochter war von gutmütiger, liebenswürdiger Natur, zärtlich und warmherzig, und es war abzusehen, daß sie mit ihren persönlichen Vorzügen und ihrem kleinen Einkommen nicht lange

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