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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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und unerklärlicheren Verkettung von Ereignissen begegnet sind als der, die unserer Familie widerfuhr.«
      »Sie wecken mein Interesse«, sagte Holmes. »Bitte, erzählen Sie uns die wesentlichen Tatsachen von Anfang an; ich kann Sie dann später nach den Einzelheiten fragen, die mir am wichtigsten erscheinen.«
      Der junge Mann zog seinen Stuhl näher und streckte die nassen Füße dem Feuer entgegen.
    »Mein Name ist John Openshaw, aber meine ei
    genen Angelegenheiten haben, soweit ich das beurteilen kann, kaum etwas mit der schrecklichen Geschichte zu tun. Es handelt sich um eine Erbschaft. Und um Ihnen einen Begriff von den Tatsachen zu geben, muß ich zum Beginn der Affäre zurückgehen.
      Mein Großvater hatte zwei Söhne, Ellas, meinen Onkel, und Joseph, meinen Vater. Mein Vater besaß eine kleine Fabrik in Coventry, die er vergrößerte, als das Radfahren in Mode kam. Er besaß das Patent für Openshaws unzerstörbare Reifen, und sein Geschäft war so erfolgreich, daß er es verkaufen und sich als sehr wohlhabender Mann zurückziehen konnte.
      Mein Onkel Elias wanderte früh nach Amerika aus und wurde Plantagenbesitzer in Florida, wo es ihm, wie es hieß, gut ging. Zur Zeit des Krieges kämpfte er in Jacksons Armee und später unter Hood, wo er es bis zum Colonel brachte. Als Lee die Waffen streckte, kehrte mein Onkel für drei oder vier Jahre auf seine Plantage zurück. 1869 oder 1870 kam er wieder nach Europa und übernahm eine kleine Besitzung in Sussex in der Nähe von Horsham. Er hatte in den Staaten ein beachtliches Vermögen erworben, und der Grund, warum er Amerika verließ, war seine Abneigung gegen die Neger und gegen die Politik der Republikaner, die ihnen die Befreiung brachte. Er war ein einmaliger Mann, leidenschaftlich und aufbrausend, gebrauchte erstaunliche Schimpfreden, wenn er wütend war, und er lebte ganz zu rückgezogen. Ich bezweifele, daß er während all der Jahre in Horsham je einen Fuß in die Stadt gesetzt hat. Er besaß einen Garten und zwei, drei Felder rund um das Haus, und da fand er seine Beschäftigung, obwohl er häufig wochenlang sein Zimmer nicht verließ. Er trank große Mengen Kognak und rauchte sehr stark, aber er suchte keine Gesellschaften auf und wollte keine Freunde, nicht einmal den Besuch seines eigenen Bruders.
      Gegen mich hatte er nichts, ja er fand Gefallen an mir; zu der Zeit, als er mich das erstemal sah, war ich ein Bursche von ungefähr zwölf Jahren. Das kann 1878 gewesen sein, nachdem er acht oder neun Jahre in England war. Er bat meinen Vater, mich bei ihm wohnen zu lassen, und er gab sich auf seine Art sehr freundlich mir gegenüber. Wenn er nüchtern war, spielte er immer gern Backgammon und Dame mit mir, und er machte mich vor den Dienstboten und den Handlungsreisenden allmählich zu seinem Stellvertreter, so daß ich mit sechzehn Jahren ganz Herr im Hause war. Ich verwaltete alle Schlüssel, konnte gehen, wohin, und tun, was ich wollte, wenn ich nur seine Privatsphäre nicht störte. Es gab nur eine Ausnahme: Er hatte einen besonderen Raum, eine Rumpelkammer unterm Dach, die war ständig verschlossen, und in die erlaubte er nie jemandem, weder mir noch irgendeinem anderen, einzutreten. Mit jungenhafter Neugier hatte ich einmal durchs Schlüsselloch geguckt, aber es war mir nicht gelungen, mehr als eine Ansammlung alter Kisten und Bündel auszumachen, wie man sie in einem solchen Raum erwartet.
      Eines Tages – es war im März 1883 – lag ein Brief mit ausländischem Stempel auf dem Tisch vor dem Teller des Colonel. Der Empfang von Briefen war für ihn keine gewohnte Sache, da er seine Rechnungen bar bezahlte und keine Freunde hatte. ›Aus Indien‹, sagte er, als er ihn aufnahm, ›Poststempel Pondicherry. Was kann das sein?‹ Er öffnete ihn eilig, und auf seinen Teller fielen fünf getrocknete Apfelsinenkerne. Ich mußte darüber lachen, aber der Anblick seines Gesichts verschlug mir das Lachen. Seine Unterlippe war herabgefallen, die Augen waren vorgetreten, seine Haut hatte die Farbe von Kitt, und er starrte auf den Umschlag, den er noch in der zitternden Hand hielt. ›K. K. K.‹, kreischte er, und dann: ›O Gott, mein Gott, meine Sünden holen mich ein!‹
      ›Was bedeutet das, Onkel?‹ rief ich.
      ›Tod‹, sagte er, stand vom Tisch auf, zog sich in sein Zimmer zurück und ließ mich von Entsetzen geschlagen sitzen. Ich nahm das Kuvert und sah, daß innen auf der Klappe, direkt über der Gummierung, mit roter

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