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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gegangen sein mußte – eine Feststellung, die für die Aufklärung von größter Wichtigkeit war. All dieses werde ich möglicherweise in Zukunft einmal vorstellen; aber nichts davon bietet so einmalige Züge wie die seltsame Abfolge von Umständen, die zu beschreiben ich mich nun anschicke.
      Es war in den letzten Tagen des September, und die Herbststürme hatten mit außergewöhnlicher Heftigkeit eingesetzt. Den ganzen Tag über hatte der Wind geheult und der Regen gegen die Fenster getrommelt, so daß wir sogar hier, im Herzen des großen, von Menschenhand stammenden London, gezwungen waren, unsere Gedanken für den Moment von der Routine des Lebens abzuwenden und die mächtigen Elementarkräfte anzuerkennen, die der Menschheit durch die Eisenstäbe der Zivilisation entgegenbrüllen wie ungezähmte Tiere im Käfig. Als der Abend herein brach, wurde der Sturm lauter und lauter, und der Wind schrie und seufzte im Kamin wie ein Kind. Sherlock Holmes saß mürrisch an der einen Seite des Kamins, ordnete seine Aufzeichnungen von Verbrechen, während ich mich, an der anderen Kaminseite, so sehr in eine von Clark Russells prächtigen Seegeschichten vertieft hatte, daß sich nach einiger Zeit das Heulen des Sturms mit dem Text zu vermischen schien und das Plätschern des Regens sich im Anbranden der Meereswogen verlor. Meine Frau war zu Besuch bei ihrer Tante, und so wohnte ich wieder einmal für einige Tage in meinem alten Quartier in der Baker Street.
      »Holla!« sagte ich und sah meinen Gefährten an, »war das nicht die Glocke? Wer könnte denn heute abend kommen? Vielleicht einer Ihrer Freunde?«
      »Außer Ihnen habe ich keinen Freund«, antwortete er. »Ich ermutige Besucher nicht.«
      »Vielleicht ein Klient?«
      »Wenn, dann wäre es ein ernsthafter Fall. Denn nichts anderes würde einen Mann an solch einem Tag und zu solcher Stunde auf die Straße treiben. Aber ich nehme an, daß es wahrscheinlich eher eine von den Busenfreundinnen der Vermieterin ist.«
      Sherlock Holmes hatte sich in der Annahme geirrt; bald war ein Schritt auf dem Flur und ein Klopfen an der Tür zu hören. Er streckte seinen langen Arm aus, um das Licht der Lampe von sich ab und auf den leeren Stuhl zu lenken, wo der Gast Platz nehmen mußte. »Herein«, sagte er.
      Der Mann, der eintrat, war jung, nach seinem Äußeren zu schließen vielleicht zweiundzwanzig, gepflegt und adrett gekleidet; er trug einiges Raffinement und Geschmack zur Schau. Der klatschnasse Schirm, den er in der Hand hielt, und sein langer glänzender Regenmantel sprachen deutlich von dem wütenden Wetter, durch das er gekommen war. Er sah, im Schein der Lampe, ängstlich um sich, und ich bemerkte, daß sein Gesicht bleich war und seine Augen schwer wie die eines Menschen, den eine große Furcht niederdrückt.
      »Ich muß mich entschuldigen«, sagte er und führte seinen goldenen Kneifer vor die Augen. »Hoffentlich störe ich nicht. Ich fürchte, ich habe einige Spuren des Sturms und des Regens in Ihr behagliches Zimmer getragen.«
      »Geben Sie mir Ihren Mantel und Ihren Schirm«, sagte Holmes, »die können hier am Haken trocknen. Wie ich sehe, kommen Sie aus dem Südwesten.«
      »Ja, aus Horsham.«
      »Diese Mischung aus Lehm und Kreide, die ich da auf Ihren Schuhkappen sehe, ist ziemlich bezeichnend.«
      »Ich brauche einen Rat.«
      »Der ist leicht zu geben.«
      »Und Hilfe.«
      »Die fällt nicht immer so leicht.«
      »Ich habe von Ihnen gehört, Mr. Holmes. Major Prendergast hat mir von Ihnen erzählt, wie Sie ihn aus dem Skandal im Tankerville-Club gerettet haben.«
      »Ja, natürlich, er war fälschlich angeklagt, beim Kartenspiel betrogen zu haben.«
      »Er sagte, Sie könnten alles lösen.«
      »Da hat er zuviel gesagt.«
      »Und daß Sie nie einen Mißerfolg gehabt hätten.«
      »Ich hatte viermal Niederlagen – drei durch Männer und eine durch eine Frau.«
      »Aber was bedeutet das, verglichen mit der Zahl Ihrer Erfolge.«
      »Es ist wahr, daß ich im allgemeinen erfolgreich bin.«
      »Dann könnten Sie auch für mich erfolgreich sein.«
      »Bitte, ziehen Sie Ihren Stuhl hierher ans Feuer und beehren Sie mich mit einigen Einzelheiten Ihres Falls.«
      »Es ist kein gewöhnlicher.«
      »Keiner von denen, die mir zufallen, ist gewöhnlich. Ich bin immer die letzte Instanz.«
      »Und doch muß ich fragen, Sir, ob Sie, bei all Ihren Erfahrungen, jemals einer geheimnisvolleren

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