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Die Abenteuer des starken Wanja

Die Abenteuer des starken Wanja

Titel: Die Abenteuer des starken Wanja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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und blickte sich wie im Traum in
der Stube um. »Er ist weg !«
    »Er
ist wirklich weg !« sagte Sascha.
    Beide
kamen sich plötzlich dumm vor mit ihren Fackeln.
    »Ob
wir sie auslöschen ?« fragte Grischa.
    Sascha
trat an den hölzernen Wassereimer neben dem Backofen und stieß wortlos die
Fackel hinein.
     
    W anja
stand vor dem Haus seines Vaters am Brunnen und wusch sich. Er hatte das Hemd
und den Kittel abgelegt, prustend und schnaufend planschte er mit den Armen im
Brunnentrog. Er goß sich das kalte Wasser mit beiden Händen über den Kopf und
den Rücken, er klatschte es sich unter die Achseln und an die Brust. Das tat
wohl, das war herrlich, das hatte er sich verdient!
    Wanja
war glücklich wie nie zuvor. Er hatte die Dachprobe endlich bestanden. Nicht
einmal sonderlich schwergefallen war es ihm heute nacht, das Dach in die Höhe
zu stemmen. Alles war einfach und glatt gegangen: Ein kräftiger Ruck mit den
Armen — und schon hatten durch den Spalt zwischen Dach und Mauer der Mond und
die Sterne zu ihm hereingeschienen.
    Hinterher
hatte er ruhig und tief ein paar Stunden geschlafen. Beim ersten Hahnenschrei
war er erwacht und vom Ofen herabgestiegen. Von jetzt an war er ein freier
Mann, und das freute ihn.
    Die
Sonne war unterdessen aufgegangen. Als er nun so am Brunnen stand und sich
wusch, daß die Wassertropfen nach allen Seiten davonstoben, sprühte es von ihm
weg wie goldene Funken.
    Die
Haustür knarrte, heraus traten Grischa und Sascha. Eine Weile schauten sie
Wanja zu, ohne etwas zu sagen; dann kamen sie an den Brunnen.
    »He
— du !« meinte Grischa und tippte ihm an die Schulter.
»Ein Glück, daß du zur Vernunft gekommen bist! Es hätte mir leid getan um das
Haus .«
    »Mir
auch«, sagte Wanja und rieb sich die Arme trocken. »Verzeiht mir den Ärger, den
ich euch in den sieben Jahren gemacht habe — aber es ging nicht anders .«
    Er
zog sich das Hemd und den Kittel über. Dann erzählte er seinen Brüdern, wie ihn
der Blinde dazu bewogen hatte, den Backofen zu besteigen, um Kraft zu sammeln
für große Taten. In dieser Nacht endlich habe es sich erwiesen, daß er nun
stark genug sei.
    »Wie
stark bist du denn ?« wollte Sascha wissen.
    »Nun«,
meinte Wanja — »ungefähr so stark...«
    Bei
diesen Worten packte er mit der einen Hand seinen Bruder Sascha am Gürtel und
mit der anderen seinen Bruder Grischa. Dann warf er sie beide gleichzeitig in
die Höhe, als wären sie Flaumfedern. Grischa und Sascha wirbelten durch die
Luft.

    Sie
überschlugen sich ein paarmal im Flug und landeten auf dem First des Hauses.
Sie landeten rittlings zu beiden Seiten des Schornsteins, die verdutzten
Gesichter einander zugekehrt.
    »Na ?« fragte Wanja hinauf, »zufrieden?«
    Er
hatte die Frage kaum ausgesprochen, da erscholl hinter seinem Rücken, vom Hoftor
her, lautes Gelächter. Als er sich umwandte, sah er Aljoscha kommen. Der
Rotschopf krähte vor Schadenfreude und hüpfte von einem Bein auf das andere.
    »Großartig
hast du es ihnen gegeben, Wanja! Großartig, wirklich großartig!«
    »Findest
du ?« meinte Wanja.
    »Und
ob !« rief Aljoscha. »Es war eine Freude, dir
zuzusehen! Sechsmal haben Grischa und Sascha sich in der Luft überschlagen, ich
hab’ mitgezählt! Und ich muß sagen...«
    An
dieser Stelle verstummte der Rotschopf mitten im Satz. Wanja hatte ihn
blitzschnell am Kragen gepackt und hochgehoben wie einen jungen Hund. Aljoscha
zappelte ängstlich mit Armen und Beinen. Nach Luft schnappend, japste er:
    »Laß
mich ‘runter! Was soll das? Ich hab’ dir ja nichts getan !«
    »Gewiß«,
sagte Wanja. »Du bist auch ganz zufällig hier vorbeigekommen, nicht wahr ?«
    »Ganz
zufällig !« jaulte Aljoscha. »Ganz zufällig!«
    Wanja
verspürte große Lust, ihm das Fell zu gerben, besann sich jedoch eines
Besseren. Dieses schlotternde Bündel war ein paar ehrliche Maulschellen gar
nicht wert. Er ließ es dabei bewenden, Aljoscha gehörig durchzubeuteln. Dann
warf er ihn über den Zaun auf die Straße.

    »Mach,
daß du verschwindest, Fuchsgesicht !« rief er ihm nach.
— »Aber schnell! Und daß du mir nie mehr zwischen die Finger kommst!«
    Der
Rotschopf rannte davon wie einer, dem der leibhaftige Satan ans Leder will. Er
rannte zum Dorf hinaus in die Steppe, verkroch sich in einem Heuschober und
ließ sich drei Tage und Nächte lang nirgends sehen.
    Lachend
blickte ihm Wanja nach, bis er außer Sicht war. Dann spuckte er über den Zaun,
holte eine Leiter aus dem Schuppen, lehnte sie an das

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