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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Tier mit einer abgrundtiefen Stimme sagte: Alexander … Alexander … Die Stimme hallte in seinem Kopf wie ein riesiger Bronzegong und wiederholte ein ums andere Mal seinen Namen. Was hatte das zu bedeuten? Was wollte der Jaguar ihm sagen?
    Als Alex erwachte, war das ganze Lager schon auf den Beinen. Der lebhafte Traum hatte ihn erschreckt, Alex war sich sicher, dass er eine Botschaft enthielt, wusste ihn aber nicht zu deuten. Der Jaguar hatte bei seinem Erscheinen immer nur ein einziges Wort gesagt, seinen Namen, Alexander. Sonst nichts. Seine Großmutter kam mit einer Tasse Kaffee mit Kondensmilch zu ihm herüber, und er freute sich darauf, obwohl er früher wahrscheinlich noch nicht einmal daran genippt hätte. Er musste es loswerden und erzählte ihr seinen Traum.
    »Beschützer des Menschen«, sagte seine Großmutter.
    »Wie bitte?«
    »Das bedeutet dein Name. Alexander ist ein griechischer Name und heißt so viel wie Beschützer.«
    »Warum bin ich so genannt worden?«
    »Meine Idee. Deine Eltern wollten dich Joseph nennen nach deinem Großvater, aber ich habe darauf bestanden, dass du Alexander heißen sollst, wie der große Krieger der Antike. Wir haben eine Münze geworfen, und ich habe gewonnen. Deshalb heißt du so.«
    »Und wieso wolltest du mich so nennen?«
    »Es gibt viele wehrlose Menschen, und es gibt höhere Ideale, diees zu verteidigen gilt, Alexander. Ein vernünftiger Kriegername kann einem helfen, für eine gerechte Sache einzutreten.«
    »Da hast du wohl aufs falsche Pferd gesetzt, Kate. Ich bin kein Held.«
    »Abwarten«, sagte sie und reichte ihm die Tasse.
    ~
    Das Gefühl, dass unzählige Augen sie beobachteten, machte alle im Lager nervös. In den letzten Jahren waren etliche Abgesandte der Regierung von ebenden Indianern ermordet worden, denen sie eigentlich hatten helfen sollen. Häufig war die erste Begegnung freundschaftlich verlaufen, man hatte Geschenke und Essen getauscht, aber dann hatten die Indianer unversehens zu den Waffen gegriffen und waren aus heiterem Himmel zum Angriff übergegangen. Die Indianer seien einfach unberechenbar und gewalttätig, sagte Hauptmann Ariosto, der völlig mit Leblancs Theorien übereinstimmte, deshalb dürften sie in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen und müssten weiter höllisch aufpassen. Nadia versuchte zwar zu erklären, dass die Nebelmenschen anders seien, aber keiner achtete auf sie.
    Wie Dr. Omayra Torres erzählte, hatte sie in den letzten zehn Jahren überwiegend bei friedlichen Stämmen gearbeitet; von diesen Indianern, die Nadia Nebelmenschen nannte, wusste sie nichts. Aber sie hoffte zumindest, diesmal mehr Glück zu haben als in der Vergangenheit und sie impfen zu können, ehe sie sich infizierten. Etliche Male waren ihre Vorsorgemaßnahmen schon zu spät gekommen. Sie hatte den Indianern die Spritze gegeben, aber sie waren dennoch nach wenigen Tagen erkrankt und zu Hunderten gestorben.
    Ludovic Leblanc war mit seiner Geduld inzwischen am Ende. Seine Mission war komplett unsinnig gewesen, er würde mit leeren Händen zurückkehren, ohne Neuigkeiten von der berühmten Bestie des Amazonas. Was sollte er den Herausgebern des International Geographic denn erzählen? Dass ein Soldat unter mysteriösen Umständen in Stücke gerissen worden war, sie einem reichlich unangenehmen Geruch ausgesetzt gewesen waren under ein unfreiwilliges Bad im Kothaufen eines unbekannten Tieres genommen hatte? Offen gesagt, das waren keine besonders schlagkräftigen Beweise für die Existenz der Bestie. Auch über die Indianer der Region hatte er nichts Neues erfahren, denn die hatte er ja noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Er hatte aufs Jämmerlichste seine Zeit verplempert. Er zählte die Stunden, bis er endlich wieder an seine Universität zurück konnte, wo er wie ein Held behandelt wurde und ihm weder Killerbienen noch sonstige Unannehmlichkeiten drohten. Sein Verhältnis zu den anderen ließ einiges zu wünschen übrig, und das zu Karakawe war eine einzige Katastrophe. Kaum lag Santa María de la Lluvia hinter ihnen, hatte der Indianer, den er doch immerhin als persönlichen Gehilfen angestellt hatte, vom Luftzufächeln nichts mehr wissen wollen, und anstatt den Professor zu bedienen, machte er ihm das Leben schwer. Leblanc beschuldigte ihn, einen lebenden Skorpion in seiner Reisetasche und einen toten Wurm in seinem Kaffee versenkt zu haben, außerdem hatte er ihn angeblich mit voller Absicht zu der Stelle geführt, wo ihn die Bienen gestochen hatten.

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