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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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oder?«
    »Aber natürlich. Du bist mein Ein und Alles, ich werde dich glücklich machen, dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen.«
    Nadia flüchtete sich zurück ins Zelt, rollte sich auf ihrer Strohmatte zusammen und stellte sich schlafend.
    Der Mann bei Dr. Omayra Torres war Mauro Carías.
    ~
    Am Morgen kamen die Nebelmenschen wieder. Die Frauen trugen Körbe mit Früchten und hatten auch einen großen erlegten Tapir dabei als Gegenleistung für die Geschenke vom Vortag. Die Krieger wirkten heute gelassener, legten ihre Knüppel zwar nicht einen Moment aus der Hand, zeigten sich aber genauso neugierig wie die Frauen und Kinder. Aus einigem Abstand betrachteten sie sich die sonderbaren Vögel, die Donner und Wind machen, trauten sich allerdings nicht nah heran, dafür befühlten sie die Kleider und Waffen der Nahab, wühlten in deren Habseligkeiten, krochen in die Zelte, posierten vor der Kamera, streiften sich die Plastikhalsketten über und probierten mit großen Augen die Macheten und Messer aus.
    Dr. Omayra Torres fand die Stimmung jetzt so gut, dass sie mit ihrer Arbeit beginnen konnte. Sie bat Nadia, den Indianern noch einmal zu erklären, wie wichtig der Schutz gegen die Epidemien war, aber sie waren noch immer nicht überzeugt. Selbst Hauptmann Ariosto blieb nichts anderes übrig, als geduldig das Ergebnis der langwierigen Diskussionen zwischen Nadia und den Indianern abzuwarten. Dabei war er eigentlich eher gewohnt, seinen Willen mit vorgehaltener Waffe durchzusetzen, aber da waren ja noch Kate Cold und Timothy Bruce; vor der Presse konnte er schlecht zu brutalen Mitteln greifen, musste zumindest den Schein wahren. Dass es etwas widersprüchlich gewesen wäre, die Indianer zu erschießen, damit sie nicht an Masern starben, hätte ihn unter anderen Umständen wohl wenig gestört.
    Nadia sagte den Indianern, sie sei schließlich von Iyomi zum Häuptling ernannt worden, um den Rahakanariwa zu besänftigen, der die Menschen häufig mit schrecklichen Krankheiten heimsuche, daher sollten sie jetzt auf sie hören. Sie bot an, sich als Erste eine Spritze geben zu lassen, aber das empfanden Tahama und seine Krieger als Kränkung. Sie würden die Ersten sein, sagten sie endlich. Nadia atmete auf und übersetzte die Entscheidung der Nebelmenschen.
    Dr. Omayra Torres ließ einen Klapptisch in den Schatten stellen und breitete darauf ihre Spritzen und Ampullen aus, während Mauro Carías die Indianer dazu anhielt, sich in einer Reihe aufzustellen, damit auch wirklich alle geimpft werden konnten.
    Unterdessen nahm Nadia Alex beiseite und erzählte ihm, was sie in der vergangenen Nacht beobachtet hatte. Sie wussten nicht recht, was sie davon halten sollten, fühlten sich aber irgendwie verraten. Wieso um alles in der Welt hatte die nette Omayra Torres ein Verhältnis mit Mauro Carías, dem Mann, der sein Herz in der Aktentasche trug? Bestimmt hatte Mauro Carías die Ärztin verführt. Er kam ja angeblich gut an bei Frauen. Nadia und Alex konnten beim besten Willen nichts an ihm finden, aber vermutlich wirkten seine großspurige Art und sein Geld auf andere anziehend. Die Nachricht würde wie eine Bombe einschlagen: César Santos, Timothy Bruce und sogar Professor Ludovic Leblanc waren in die Ärztin verknallt.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Alex.
    »Ach, etwa auch eifersüchtig?« Nadia grinste.
    »Blödsinn! Das glaubst du ja wohl selbst nicht. Aber ich spüre etwas hier in der Brust, so einen fürchterlichen Druck.«
    »Du meinst, wegen dem Traum, den wir in der goldenen Stadt hatten, weißt du noch? Durch Walimais Trank haben wir alle dasselbe geträumt, sogar die Bestien.«
    »Ja. So einen ähnlichen Traum hatte ich schon einmal, bevor ich hierher gekommen bin: Ein riesiger Geier hat meine Mutter weggeschleppt. Damals habe ich gedacht, es hat etwas mit ihrer Krankheit zu tun und dass der Geier den Tod bedeutet. Im Tepui haben wir geträumt, dass der Rahakanariwa die Kiste zertrümmert, in der er eingesperrt war, und die Indianer waren an Bäume gefesselt, weißt du noch?«
    »Ja, und die Nahab trugen Masken. Was bedeuten die Masken?«
    »Heimlichkeit, Lüge, Verrat.«
    »Was glaubst du? Wieso ist Mauro Carías so scharf darauf, dass die Indianer sich impfen lassen?«
    Die Frage blieb in der Luft hängen wie ein mitten im Flug gestoppter Pfeil. Zu Tode erschrocken sahen die beiden sich an. Schlagartig war ihnen klar, dass sie alle in eine schreckliche Falle getappt waren: Der Rahakanariwa war die Epidemie. Kein

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